20. Februar 2019

Lebenswerk für Siebenbürgen: Erich Lukas geehrt

Kronstadt – Die Gemeinde Scharosch bei Fogarasch hat Erich Lukas zum Ehrenbürger ernannt und damit sein Lebenswerk gewürdigt. Die Urkunde überreichte Bürgermeister Ioan Dănuț Timiș am 29. November 2018 im Rahmen einer Zusammenkunft des Gemeinderats.
Erich Lukas wurde 1935 in Seligstadt geboren (das Dorf gehört zur Gemeinde Scharosch), wo er seit seiner zeitweiligen Rückkehr nach der Wende ein Museum mit über 3.000 Exponaten eingerichtet und an das Jugendbegegnungszentrum Seligstadt übergeben hat. Zudem verfasste er eine Monografie seines Geburtsortes, die 1994 auf Deutsch (in einer Neufassung 2013) erschien, im August 2018 wurde eine wesentlich ergänzte rumänische Fassung des Buches unter dem Titel „Seliștat – vechiul nostru sat natal din Ardeal“, erschienen im Negru Vodă Verlag Fogarasch, vorgestellt.

Erich Lukas, der 1949 bis 1980 in Kronstadt als Maschinenbautechniker gearbeitet hatte und dann nach Deutschland ausgewandert war, kehrte seit 1989 jeden Sommer nach Seligstadt zurück und widmete sich autodidaktisch dem Studium der Geschichte seines Heimatortes. Im Haus der Großeltern seiner Ehefrau legte er eine beachtliche Sammlung an Gegenständen an – landwirtschaftliche Geräte und Haushaltsobjekte –, die bis zum Ersten Weltkrieg zurückdatieren. Die sorgfältig beschrifteten, archivierten Exponate wurden schließlich 2018 mithilfe von Schülern zur Übergabe an das Jugendbegegnungszentrum Seligstadt vorbereitet, eine Aktion, die das Institut für Auslandsbeziehungen Stuttgart (ifa) und die Donauschwäbische Kulturstiftung Baden-Württemberg finanziell unterstützten.
Bürgermeister Ioan Dănuț Timiș ...
Bürgermeister Ioan Dănuț Timiș (links) zeichnet Erich Lukas als Ehrenbürger der Gemeinde Scharosch aus. Im Hintergrund Kirchenkurator Friedrich Brandstetter.
Die rumänische Version der Monografie Seligstadt wurde auch an die Rumänische Akademie übersandt. Pfarrer Dr. Johannes Klein, der das Vorwort verfasst hatte, betonte bei der Buchvorstellung, die Herausgabe der rumänischen Version sei „ein Zeugnis der Öffnung der sächsischen Gemeinschaft im neuen Jahrtausend“, berichtet Dieter Drotleff in einem Artikel in der Allgemeinen Deutschen Zeitung für Rumänien (ADZ). Beim Zusammentragen der Informationen – Aufzeichnungen über die Erinnerungen der Dorfbewohner, historische Daten und solche aus der Volkszählung – wurde Erich Lukas unterstützt von Prof. Elena Rotariu und Lehrerin Mariana Uncheșel. Die Journalistin Maria Silvia Bărăgan übernahm Redaktion und Korrektur des 300 Seiten starken Werks.

Inhaltlich befasst sich die Monografie von Seligstadt mit Geschichte, beginnend mit einer allgemeinen Ausführung zur Einwanderung, der ersten urkundlichen Erwähnung 1206 als „Villa Militum“, den beiden Weltkriegen, Deportation, Enteignung, dem Widerstand gegen den Kommunismus, mit dem Dorfalltag, typischen Berufen, Handwerk und Landwirtschaft, Kirche und Kultur. Das Buch besticht insbesondere durch ausführliche Details: Namenslisten der gefallenen Soldaten und der 75 Deportierten, eine Liste der Roma und Kolonisten, denen sächsische Häuser zugeteilt wurden, eine Übersicht sämtlicher Haushalte nach 1945, einschließlich Namen der Hausbesitzer und deren Spitznamen und Berufe; Listen der Mitglieder der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften – insgesamt werden 183 rumänische und sächsische Familien beschrieben. Ausführlich wird auch auf die Geschichte der 1866 erbauten orthodoxen Kirche und der zwischen 1300 und 1450 entstandenen Kirchenburg eingegangen. Überlieferungen zur Ortsgeschichte, Erzählungen über Bräuche und Traditionen wurden zu allen Ethnien zusammengetragen. Auch die Nachbarortschaften Großschenk, Rohrbach, Bekokten, Scharosch, Retersdorf, Hundertbücheln und Mergeln werden kurz vorgestellt.

Nina May

Schlagwörter: Ehrenbürger, Scharosch, Ortsmonographie, Museum, Seligstadt, Auszeichnung

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