26. April 2020

"Ich bin drin": Internetkirche am Ostersonntag in Michelsberg

Mit den Worten „Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, da bin ich mitten unter ihnen“ und der Bitte um den Segen für diese neue Kirche, die Internetkirche, eröffnete Pfarrer Dr. Stefan Cosoroabă den etwas anderen Gottesdienst am Ostersonntag in Michelsberg. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Einladung, natürlich im Netz, zu diesem wahrlich besonderen Gottesdienst.
Normalerweise besteht das Gottesdienstteam aus ganz wenigen Menschen und leider, wie uns allen bestens bekannt, auch aus einer überschaubaren Besucherzahl. Das sollte sich in diesem Jahr ändern. Geraume Zeit vor Gottesdienstbeginn begannen sich die Besucher und Akteure einzuloggen. Und das waren eine ganze Menge, viel mehr, als sich zu einem herkömmlichen Gottesdienst normalerweise eingefunden hätten.

Aus allen Ecken Deutschlands und Rumäniens fanden sie sich ein, keiner wollte den Gottesdienst versäumen. Ich schreibe bewusst Rumänien und nicht Michelsberg, da die Organistin Zsuzsana Molnar aus Klausenburg zugeschaltet war und den Gottesdienst auf der dortigen Orgel begleitete und nicht nur Gottesdienst, sondern auch ihren Geburtstag in der christlichen Gemeinschaft mit uns allen feierte. Ich selbst habe den Gottesdienst in Denzlingen auf Zoom (Videokonferenz-App) verfolgt. Schon in der Einladung war zu lesen, dass es Zuschaltungen aus Hamburg, Temeswar, Kleinschenk, Heltau, Klausenburg und Michelsberg geben werde. Wir durften gespannt sein.
Zum Ostergottesdienst geschmückter Altar. Foto: ...
Zum Ostergottesdienst geschmückter Altar. Foto: Juliane Henning
So erfuhr man hocherfreut: „Es hat geklappt“ oder „Ich bin drin“; angeregte Begrüßungen fanden statt, bevor das bekannte Geläute der Michelsberger Glocken die Menschen verstummen ließ. Mit Spannung wurden die Bilder der geschmückten Kirche, mit Sicherheit Marion Hennings Werk, und des Kirchhofs betrachtet, die immer wieder eingeblendet wurden. Andächtig lauschte man den Eingangsworten von Pfarrer Zoran Kezdi, der die Liturgie leitete.

Franz Kattesch und Pfarrer Kezdi sprachen im Wechsel den Psalm. Karin und Dietmar Gündisch, Familie Schuster und Tobler gewährten Einblick in ihr Zuhause und in ihre persönliche Ostergeschichte, und stellten ihre eigenen Oster- und Glaubenssymbole dar. Es fielen Worte wie Zerbrechlichkeit, Isolation, verlorene und wiedergefundene Zeit, Durchblick, Durchbruch, Weitsicht, Osterbotschaft. Pfarrer Cosoroabă predigte sehr anschaulich über den Umgang mit dem Glauben. Er verglich unseren Glauben an die Auferstehung mit einem sicher deponierten Ersatzschlüssel, der bei Bedarf hervorgeholt werden kann und Sonntag für Sonntag darauf wartet, in Anspruch genommen zu werden. Erfreulich wäre, wenn der Ersatzschlüssel zum Hauptschlüssel gemacht werden könnte und wir Tag täglich davon Gebrauch machen würden. Pfarrer Cosoroabă ermutigte die Zuhörer, die Gelegenheit zu ergreifen, ihn an die Familie und nachfolgenden Generationen weiterzugeben.
Ostergottesdienst mit Pfarrer Stefan ...
Ostergottesdienst mit Pfarrer Stefan Cosoroabă. Foto: privat – aus dem Unterwald
Die Fürbitten, übermittelt von Juliane Henning und Herrn Tobler, fassten die Probleme der heutigen Zeit zusammen. Mit dem Segen der Kirche und Abschiedsworten von Kurator Michael Henning endete der Gottesdienst. Normalerweise werden nach dem Gottesdienst Hände geschüttelt, Wünsche ausgesprochen und auf dem Pfarrhof Hanklich gegessen, liebevoll von Emmi Henning und Helfern vorbereitet. Hanklich stand bereit, aber nur für die eigene Familie. Nach und nach verabschiedeten sich die Gottesdienstbesucher und widmeten sich ihrem eigenen Programm. Für manch einen war dieser Gottesdienst der Höhepunkt dieses Sonntags, waren doch viele wegen Infektionsgefahr von ihren Liebsten getrennt.

Eine kurze Anmerkung in eigener Sache: Noch nie hat mich ein Ostergottesdienst zeitlich und gedanklich so sehr in Anspruch genommen und noch nie hat mich eine Osterzusammenkunft so sehr berührt und erfreut. Ein lebendiges Beispiel, wie Kirche neue Wege beschreiten kann, über alle Grenzen hinweg, um viele Menschen zeitgerecht zu erreichen, und das haben wir eigentlich einem Virus zu verdanken. Ich verabschiede mich mit dem Ostergruß: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden“, und danke den Verantwortlichen für die Ausrichtung des Gottesdienstes: Bleibt behütet und sorgt auf euch.

Ursula Stefanovici

Weiteres Treffen der Kirchengemeinde Michelsberg

Ein weiteres Gemeinschaftstreffen der Kirchengemeinde Michelsberg ist für das traditionelle Maisingen auf der Burg am 1. Mai ab 7.30 Uhr (Mitteleuropäische Zeit) geplant. Dieses ist auf ZOOM unter dem Link https://www.cetateacisnadioara.info/news/ zugänglich. Als versteckter Zuschauer kann man es auch auf Facebook “Michelsberg heute/Cisnadioara azi” verfolgen. Auch diesmal gibt es – außer den Bläsern live auf der Burg – Zuschaltungen und Überraschungen aus mehreren Regionen. Lassen Sie sich überraschen!

Schlagwörter: Gottesdienst, EKR, Michelsberg, Cosoroaba, Michelsberg

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