23. Januar 2022

Altehrwürdig und doch jung geblieben? Zum 70-jährigen Jubiläum des Hilfsvereins "Stephan Ludwig Roth“ e.V.

Die Frage nach der Vitalität stellte sich, da der Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen „Stephan Ludwig Roth“ e.V. München, Träger des Siebenbürgerheimes Rimsting, am 11. Januar 2022 sein 70-jähriges Bestehen begangen hat. Leider konnte das Jubiläum coronabedingt nur in kleinem Rahmen und somit nicht gebührend gefeiert werden. Betrachten wir nun kurz die Geschichte des Vereins seit seiner Gründung 1952 bis heute.
Luftaufnahme des Siebenbürgerheims in Rimsting. ...
Luftaufnahme des Siebenbürgerheims in Rimsting. Foto: Simon Oberleitner
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren viele unserer Landsleute im Nachkriegsdeutschland gestrandet. Sie fingen an sich zu suchen und zu organisieren. So konnte schon 1949 in München unsere Landsmannschaft gegründet werden. Bald stellte sich heraus, dass gerade die älteren Landsleute sich in der neuen Umgebung schwer taten. Auf Initiative unseres aus Heldsdorf im Burzenland stammenden Landsmannes, Erwin Tittes kamen am 11. Januar 1952 vierzehn Landsleute in München zusammen, um den ersten Hilfsverein der Siebenbürger Sachsen in Deutschland zu gründen. Zum Namenspatron des Vereins wurde Stephan Ludwig Roth gewählt. Ziel des Vereins war die Gründung und der Betrieb eines Heimes für ältere Landsleute. So wurde Erwin Tittes der Wegbereiter für das erste siebenbürgische Altenheim in Deutschland. In der Gründungssitzung wurde auch die erste Vereinssatzung beschlossen.

Es folgte das Suchen nach einem für ein Altenheim geeigneten Objekt. Es dauerte ein Jahr, bis es gefunden war. Mit der finanziellen Unterstützung des Freistaates Bayern, des Diakonischen Werkes der Evangelischen Kirche Bayerns und einiger großzügiger Spender konnte im Januar 1953 das Areal am Guggenbichl in der Gemeinde Rimsting am Chiemsee erworben werden. Die beiden darauf stehenden Gebäude wurden in wenigen Wochen von ehrenamtlich arbeitenden siebenbürgischen Handwerkern aus dem Großraum München, saniert. So konnte das erste von später insgesamt fünf siebenbürgischen Heimen in Deutschland Anfang April 1953 seine Türen für Heimbewohner öffnen. Es war ein gelungener Kraftakt seitens des Trägervereins, vor allem aber seines Vorstands und der Handwerker.

Die Vorstandsmitglieder waren in ihrem Handeln von den aus der alten Heimat mitgebrachten Tugenden unserer kleinen Gemeinschaft beseelt. Dies war vor allem der Zusammenhalt, die Hilfsbereitschaft innerhalb unseres Völkchens und vieles mehr. Auch wenn es nicht immer leicht war, konnte der Trägerverein das Heim in den vergangenen Jahrzehnten, da die Nachfrage groß war, immer wieder vergrößern und den steigenden Ansprüchen der Heimanwärter und der Behörden entsprechen. Das Erreichte ist auch ein Verdienst der langjährigen Vorstandsvorsitzenden, Dr. Gustav Konnerth, Wolfram Schuster und des seit 2004 tätigen Klaus Waber, so wie aller weiteren Vorstandsmitglieder.

Der Verein hat heute über 500 Mitglieder, die zum Teil auch aktiv am Vereinsleben teilnehmen. Über weitere Vereinsbeitritte würden wir uns freuen, vor allem über jüngere Landsleute. An dieser Stelle wollen wir auch die anfangs gestellte Frage klären, ob unser Verein zwar 70 Jahre alt, aber doch jung geblieben ist. Wir sind sicher, dass er zwar 70 Jahre alt geworden ist, aber immer noch sehr aktiv und dynamisch ist, also doch jung geblieben ist! Damit das auch in Zukunft so bleibt, würde sich der amtierende Vorstand sehr freuen, wenn jüngere Landsleute, Frauen und Männer, bereit wären im Vorstand aktiv zu werden. Für den Fortbestand des Vereins und den daraus folgenden Fortbestand des Heimes wäre das sehr wichtig. Unsere jetzigen und künftigen Heimbewohner sowie deren Familien wären dafür dankbar. Einige Vorstandsmitglieder haben ein fortgeschrittenes Alter erreicht und so würde dem Vorstand eine teilweise Verjüngung guttun. Die Heimleitung ist auch jünger und dynamischer geworden.

Der Trägerverein lädt alle seine Mitglieder regelmäßig jährlich zur Mitglieder-versammlung ein. Es werden aufgetretene Probleme besprochen und Beschlüsse gefasst. Alle drei Jahre wird von der Mitgliederversammlung ein neuer Vereinsvorstand gewählt.

In den vergangenen Jahrzehnten gab es immer wieder Probleme, die vom Vereinsvorstand und der Heimleitung gelöst werden mussten. Es gibt sie auch heute. So war die Digitalisierung der Verwaltung und der Dokumentation in der Pflege eine große Herausforderung. Die Corona-Pandemie, die wir allerdings nur alle gemeinsam in den Griff bekommen werden, war und ist eine weitere Herausforderung. Der Personalmangel, vor allem im Pflegebereich, bereitet dem Vorstand und der Heimleitung große Probleme. Auch die Erstellung eines neuen umweltfreundlichen und klimaschonenden Energieversorgungskonzeptes für die fünf Häuser des Heimes ist eine Aufgabe an der gearbeitet wird.

Landsleute, die unser Heim in Rimsting im schönen Chiemgau nicht kennen, sollten sich bis nach Rimsting bemühen, um zu sehen, was hier in 70 Jahren verwirklicht wurde. Es lohnt sich. Es ist der erste Gemeinschaftsbesitz der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Es wäre schade, diesen Besitz nicht zu erhalten und zu fördern.

Das Jubiläum konnte aufgrund der Corona-Pandemie leider nur in kleinem Rahmen gefeiert werden. So kamen die Heimbewohner/innen am Nachmittag des 11. Januar im Speisesaal zusammen. Bei Sekt, Kaffee und Kuchen wurden die Grußworte des Vorsitzenden des Landesverbandes Bayern, Werner Kloos, des Vorsitzenden der Kreisgruppe Rosenheim, Volkmar Kraus, und des Vorsitzenden des Trägervereins, Klaus Waber, die wegen der Pandemie-Maßnahmen nicht anwesend sein konnten, vorgelesen. In seiner Festrede erinnerte Werner Philippi an die Gründung des Hilfsvereins und die nun schon 70 Jahre währende erfolgreiche Arbeit des jeweiligen Vereinsvorstandes. Beendet wurde die Feier mit dem Siebenbürgenlied.

Abschließend wollen wir hier dem Hilfsverein „Stephan Ludwig Roth“ e.V., Träger des Siebenbürgerheimes Rimsting, gratulieren und zum 70-jährigen Bestehen alles Gute und für die Zukunft viel Erfolg wünschen.

Wir sind überzeugt, dass der Vereinsvorstand weiterhin das Segelboot „Siebenbürgerheim Rimsting“ auch in stürmischen Zeiten und hohem Wellengang sicher über den Chiemsee steuern wird, so wie es auch in den vergangenen Jahrzehnten gelungen ist.

Werner Philippi

Schlagwörter: Siebenbürgerheim, Rimsting, Trägerverein, Stephan Ludwig Roth, Jubiläum, Geschichte, Soziales

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