21. Februar 2022

„Wer digitalisiert, der bleibt“: Heimatsammlungen in Nordrhein-Westfalen im Internet

Viel ist in den letzten beiden Jahren von Digitalisierung zu hören. Die Pandemie hat dieses Thema weit nach vorne katapultiert. Auch die ostdeutschen Heimatsammlungen in Nordrhein-Westfalen sind Teil des virtuellen Zeitalters. Mit Unterstützung durch das Land Nordrhein-Westfalen hat die in Bonn und Berlin ansässige Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen in den letzten beiden Jahren 20 Heimatsammlungen im Rahmen des bundesweiten Leuchtturmprojektes „Historische ostdeutsche Heimatsammlungen in NRW“ mit Hilfe einer Panoramakamera aufwändig digitalisiert.
Die siebenbürgische Heimatstube im Kulturhaus ...
Die siebenbürgische Heimatstube im Kulturhaus Drabenderhöhe kann nun auch virtuell besucht werden. Foto: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
Die 360-Grad-Aufnahmen aus aktuell 19 Sammlungen können auf der Webseite www.ostdeutsche-heimatsammlungen.de interaktiv besichtigt werden. Das vom Land Nordrhein-Westfalen mit bislang 280.000 Euro geförderte Projekt sichert die Museen zukunftsorientiert für die Nachwelt. So können Online-Führungen zum Beispiel in zahlreiche Bildungsangebote für Kinder und Erwachsene integriert und spannende Aspekte zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa vermittelt werden. Für dieses Projekt stehen in diesem Jahr 100.000 Euro Fördermittel bereit. Auch das Land Hessen hat Interesse an diesem Vorhaben bekundet.

Siebenbürgen ist hier besonders gut vertreten: mit den Heimatstuben in Herten und Drabenderhöhe, dem Turm der Erinnerung in Drabenderhöhe und dem Siebenbürgen-Zimmer im Gerhart-Hauptmann-Haus in Düsseldorf. Die „Pilotsammlung“ dieses Projektes war die Siebenbürger Heimatstube Herten, die als erste derartige Sammlung für die digitale Welt aufbereitet wurde.

Aus Anlass der Vorstellung dieses Projektes fand am 2. Februar eine Online-Fachtagung der Kulturstiftung zum Thema „Digitalisierung im Museumsbereich – Heimatsammlungen nutzen – Bildungsprozesse initiieren!“ statt, zu der Thomas Konhäuser, Geschäftsführer der Kulturstiftung, u.a. den Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Klaus Kaiser MdL, den Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Prof. Dr. Bernd Fabritius, und den Beauftragten der Landesregierung NRW für die Belange von deutschen Heimatvertriebenen, Aussiedlern und Spätaussiedlern, Heiko Hendriks, begrüßen konnte.

Brigitte Thomke (l.) und Enni Janesch kümmern ...
Brigitte Thomke (l.) und Enni Janesch kümmern sich um die siebenbürgische Heimatstube in Drabenderhöhe. Foto: Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen
In Abwandlung des Sprichworts „Wer schreibt, der bleibt“ in das heutige „Wer digitalisiert, der bleibt“ lobte des Landesbeauftragte Heiko Hendriks die professionelle Umsetzung des Projektes durch das Team der Kulturstiftung, das viel Engagement, Fachwissen und Herzblut investiert habe. Frank von Hagel von den Staatlichen Museen zu Berlin referierte über „Die Bedeutung der Digitalisierung zur Bewahrung des deutschen kulturellen Erbes im östlichen Europa“, während Dr. Gundula Bavendamm, Direktorin der Stiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“, zur Bedeutung von digitalen Prozessen für die Erinnerungskultur am Beispiel von Heimatsammlungen sprach. Für Dr. Bavendamm ist das aktuelle Projekt ein Beitrag zur Erinnerungskultur, die sich heute im Wandel befindet. Die Digitalisierung ist ein Megatrend in der Gesellschaft. Dringend ist die Dokumentation auch, weil immer mehr Zeitzeugen altersbedingt sterben.

In der anschließenden Podiumsdiskussion tauschten ihre Statements aus: Dr. Gundula Bavendamm, Arkadiusz Danszszyck von der Martin-Opitz-Bibliothek Herne, Prof. Dr. Winfried Halder, Direktor des Gerhart-Hauptmann-Hauses Düsseldorf, Karin Roth für die Siebenbürger Heimatstube Herten und Landesaussiedlerbeauftragter Heiko Hendriks. Karin Roth stellte fest, dass dieses Digitalisierungsprojekt für die eigene Heimatstube Gold wert sei, sie habe viel positives Feedback erhalten. Auch als Ersatz für Präsenzveranstaltungen in der aktuellen pandemischen Zeit sei die Digitalisierung sehr gut und für die Zukunft eine gute Ergänzung zur analogen Heimatstube. Für junge Menschen sei die Heimatstube ein gutes ergänzendes Bildungsangebot, sagte Karin Roth.

Am Ende der Veranstaltung war man sich einig, dass die Digitalisierung Chancen bietet, aber auch ihre Grenzen hat. Die virtuelle Heimatstube soll neugierig machen und Interessierte in die analoge Heimatstube bringen. Die Themen Flucht und Vertreibung bleiben in der heutigen Zeit aktueller den je, daher haben auch die Heimatsammlungen weiterhin ihre Berechtigung.

Rainer Lehni

Schlagwörter: Heimatsammlungen, Digitalisierung, Nordrhein-Westfalen, Herten, Drabenderhöhe, Düsseldorf, Aussiedler, Politik, Projekt

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