19. August 2006

Leserecho: Schloss Horneck - ein Stück Heimat für die Siebenbürger Sachsen

Regine und Gerda Böhm waren vor einigen Wochen als Gast im Schloss Horneck in Gundelsheim am Neckar. Sie haben einen Einblick in das Leben des Altenheims bekommen und schildern ihre Eindrücke im folgenden Leserbrief.
Schöne große Oleander schmücken alle freien Ecken des Burghofes. Vor unserem Fenster steht ein Zitronenbaum mit 21 Zitronen. So schöne Gewächse hat nur der, der eine Burg mit großem Keller besitzt, wo diese gut überwintern könne. Überall Rosen in allen Farben. Die alten Linden und andere alte Bäume spenden Schatten, in dem die Heimbewohner sitzen und sich sächsisch unterhalten. Lachend sagen die Damen: "Wir sind die Prinzessinen aus dem Schloss".

Im Schloss, an den Namensschildern der Zimmer, wird auch der Namen des Ortes aus Siebenbürgen, aus dem der Heimbewohner kommt, erwähnt. Das finde ich sehr wichtig. In den neun Tagen unseres Aufenthaltes in Kurzzeitpflege haben wir uns dort sehr wohl gefühlt. Wir haben einen Einblick in das Leben im Heim bekommen. Wir haben dankbare, zufriedene Heimbewohner getroffen, die schon über 15 Jahre hier zu Hause sind. Aber auch ein paar andere; aber wo gibt es nur Sonne ohne Schatten?

Im schön gedeckten Speisesaal gibt es gut bürgerliche Kost, oft siebenbürgischer Art. Wer da unzufrieden ist, der hat die Zeit vergessen, wie sehr wir uns ein Stück gutes Brot wünschten, als wir in Russland im Lager hungerten. Nochmals ganz liebe Grüße an die liebe Bedienung im Speisesaal. Großes Lob verdienen die Schwestern und Pfleger auf der Pflegestation, die besonders viel Geduld und Liebe für diese Menschen mitbringen, die auf Hilfe angewiesen sind. Wir haben die drei Jungen (Ziwi) bewundert, wie liebevoll sie mit den Demenzkranken umgingen.

Im Allgemeinen werden Leute gemieden, wenn sie nicht mehr wissen, wo sie herkommen oder wo ihr Sohn wohnt. Sie freuen sich aber über jedes liebe Wort oder auch nur über ein Lächeln. Besonders blühen diese Menschen auf, wenn alte Lieder gesungen werden. Alle singen mit und sei es auch nur "Fuchs, du hast die Ganz gestohlen" oder "Jetzt fahr'n wir über'n See". Eine Dame, die über 90 Jahre ist, kann ein langes Gedicht schön vortragen. Das früher Erlebte ist tief eingeprägt, auch wenn jetzt das Gedächtnis nicht mehr will.

Ein Juwel ist das Siebenbürgische Museum, wo ein Teil unseres Lebens und Webens erhalten bleibt. Es ist bewundernswert, was da alles zusammengetragen wurde und wie aufschlussreich alles zu sehen ist. Es sollte uns allen als Pflicht gelten, es zu unterstützen, um es zu bewahren. Die Bibliothek haben wir auch besucht, welche auch im gleichen Gebäude im Schloss untergebracht ist. Schön übersichtlich findet man aufschlussreiche Bücher. So habe ich mein eigenes Schicksal, die Deportation 1945 auf Anhieb gefunden.

Die Frage, die ein Siebenbürger in einem Leserbrief stellte, ob wir "Ein Volk von Geizkrägen sind?" (siehe Siebenbürgische Zeitung Online) will ich persönlich mit Nein beantworten. Wenn nur jemand die Sache anpackt, so helfen viele mit. So war es früher zu Hause und so wird es auch weiter sein. Wir wollen doch, dass unsere Enkelkinder etwas von ihren Wurzeln auch nach Jahren noch finden.

Somit danken wir der Heimleitung, die uns als Gäste behandelt haben. Wir denken gerne an Schloss Horneck und wünschen, dass wir es als Gast und nicht als Pflegefall wieder besuchen können.

Alle, die die Arbeit der Bibliothek mit einer Spende unterstützen möchten, können dies wie folgt tun: Stiftung Siebenbürgische Bibliothek, Kontonummer 211029013, bei der Volksbank Oberberg, Bankleitzahl 384 621 35.

Regine und Gerda Böhm,Remseck am Neckar


Schlagwörter: Leserecho, Gundelsheim

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