19. November 2006

Kirchenbücher in Weidenbach sprechen lassen

Die Kirchenbücher in Weidenbach wurden niedergeschrieben, um die kirchliche Ordnung zu dokumentieren, denn „Gott ist ein Gott der Ordnung“. Ein Manuskript aus dem Jahre 1758 hat Liliana Popa, Hauptarchivarin des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, in den Beständen des im Teutsch-Haus in Hermannstadt untergebrachten Zentralarchivs aufgespürt. Es vermittelt einen umfassenden Einblick in die Ordnung des kirchlichen Lebens in der Burzenländer Gemeinde, weshalb es jetzt auch im Druck erschienen ist.
Nach einer „Vorerinnerung“ wird die Ordnung des öffentlichen Gottesdienstes in Weidenbach ausführlich vorgestellt. Es folgen die Regularien für die „Kirchen- und Schuldiener“. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren dies der Pastor, der Diaconus, der Rector, der Campanator, der Cantor, der Organist, die Kirchenväter, die Zendner und die Wehmutter. Auffällig ist, wie ausführlich die Bestimmungen bezüglich der Hebamme („Wehmutter“) sind. So enthalten diese beispielsweise alle Fragen, welche sie richtig beantworten muss, um vom Pfarrer ein Zeugnis (d. h. die Zustimmung zur Ausübung ihrer Funktion) zu erhalten.

Vergleichsweise kurz, weil nur 35 Positionen umfassend, ist das abgedruckte Inventar der „Ecclesiae et Parochiae Weidenbacensis“. Daran schließt sich ein Katalog der Weidenbächer Pfarrer „von der heiligen Reformation des seeligen Johannes Honterus angefangen“ an. Besonders interessant ist diese Übersicht, weil sie auch Hinweise zur Herkunft und dem Werdegang der Pfarrer enthält.

Dem Abdruck vorangestellt ist ein Geleitwort von Bischof D. Dr. Christop Klein, eine einführende Studie von Dr. Daniel Zikeli sowie Hinweise zu der Ausgabe, eine Bibliographie und ein Abkürzungsverzeichnis. Im Anhang werden die im Text vorkommenden Fachbegriffe auch für theologische Laien verständlich gemacht. Über 20 Abbildungen, darunter auch das Titelblatt der Aufzeichnungen, zeigen die Gemeinde Weidenbach und ihre Kirche.

Das kirchliche Leben prägte einerseits die dörfliche Gemeinschaft, andererseits hat die Kirche in Siebenbürgen auch viele Funktionen über die reine Verkündigung des Evangeliums hinaus übernommen, seien es Schule, Mitwirkung an der Erziehung der Jugend durch Burschenschaften und Schwesternschaften oder Aufgaben in der Gesundheitspflege und Kulturarbeit. Dieses findet seinen Niederschlag auch in den Kirchenbüchern, die dadurch eine wichtige Quelle für den an der Geschichte der Ortsgemeinde Interessierten werden – wobei Weidenbach stellvertretend für das Burzenland gelten kann. Allen diesen sei das Buch empfohlen.

uk

Liliana Maria Popa [Hrsg.]: Kirchenbücher sprechen lassen. Die Ordnung des kirchlichen Lebens in Weidenbach [Miscellanea ecclesiastica. Veröffentlichungen des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien, Band II]; Bukarest: Blueprint-Verlag, 2006; 164 Seiten, ISBN (13) 978-973-7750-21-1. Das Buch kann zum Preis von ca. 6 Euro, zuzüglich Versand, bestellt werden bei: Büchercafe „Erasmus“, SC Büchercafe SRL, Liana und Jens Kielhorn, str. Mitropoliei nr. 30, RO-550179 Sibiu, E-Mail, Fax: (00 40) 269-20 67 30, Telefon: (00 40) 269-22 10 60.

Schlagwörter: Kirche und Heimat, HOG-Nachrichten

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.