11. Februar 2007

Gedanken zur Jahreslosung 2007

Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr’s denn nicht?“ (Jesaja 43, 19,a)
Liebe Leserinnen und Leser der Beilage „Kirche und Heimat“ und der Siebenbürgischen Zeitung Online,
liebe Schwestern und Brüder,

wenn Sie diese Zeilen lesen, ist das Jahr 2007 nicht mehr neu. Trotzdem wünsche ich Ihnen, auch im Namen des Vorstandes des Hilfskomitees, Gottes Segen und Geleit für das vor uns liegende Jahr.

Obiges Bibelwort will uns durch das Jahr 2007 begleiten. In der letzten Ausgabe 2006 in Kirche und Heimat haben wir, wie auch in den zurückliegenden Jahren, einen Wandkalender unseren Lesern zur Verfügung gestellt. In der Mitte des Kalenders steht die Jahreslosung 2007 und wird, so vermute ich es, in vielen Häusern durch das ganze Jahr sichtbar und lesbar sein.

Alle großen Verheißungen der Bibel fordern zum Sehen auf. „Siehe ich verkündige euch große Freude...“ Siehe, ich will Neues schaffen, verkündet der Prophet Jesaja etwa 740 Jahre vor Christi Geburt.

Wie ist das zu verstehen? Sollen wir uns im Verlauf des Jahres in das Spannungsfeld von alt und neu begeben und uns mit den daraus sich ergebenden Gegensätzlichkeiten belasten? Das meint das Prophetenwort sicher nicht.

Für den Einzelnen, wie auch für die Gesellschaft hat das Gegenüber von alt und neu eine ambivalente Bedeutung. Altes kann einerseits als erstarrt, unbeweglich, ewig gestrig erfahren werden, andrerseits kann es das Gefühl von Sicherheit und Vertrautheit, ja Geborgenheit vermitteln.

Entsprechendes gilt für das Neue: Einerseits löst es Ängste aus, beunruhigt und kann die eigene Identität und Sicherheit gefährden, andererseits kann es faszinieren, begeistern, als Bereicherung und Chance für neue Möglichkeiten erlebt werden.

In Kirche und Gesellschaft ist diese Ambivalenz zwischen alt und neu kontinuierlich zu beobachten. Das Thema alte oder neue Lieder im Gottesdienst bietet durch die Zeiten kontroversen Gesprächsstoff in den Gemeinden und stehen stellvertretend für alle anderen Gegensätzlichkeiten. Wenn im Sport nicht immer Spitzenleistungen erbracht werden, wird ein neuer Trainer angefordert, wenn im Konzern die erwarteten Gewinne ausbleiben muss ein neuer Vorstand berufen werden......Dann aber gilt nicht selten, dass „neue Besen gut kehren“. Nach einiger Zeit aber gehen die Ablösemechanismen von alt zu neu weiter. Dass Menschen dabei aufgerieben und verschlissen werden interessiert Niemanden. Die Wegwerfmentalität macht auch vor Menschen nicht halt.

Der Prophet Jesaja weist hin auf das, was Gott in dieser Welt unter uns und an uns neu schafft. Wir, die wir nicht nur sprachlich, sondern auch empfindungsmäßig von alter und neuer Heimat sprechen, haben vielfache Erfahrungen mit alt und neu gesammelt. Wir sind dankbar für das Neue in dem wir unser Leben gestalten. Streckenweise aber trauern wir auch dem Alten nach. Dietrich Bonhoeffer hat das in seinem Neujahresgedicht 1944/45 so formuliert:

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil,
für das du uns geschaffen hast.


„Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, seht ihr das Neue nicht? Gott hat euch den Weg bereitet, wie einst dem Volke Israel durch die Wüste. Gott hat mit euch einen neuen Anfang gemacht. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“. Das geschah in der Taufe, als Jesus Christus uns in seine Gemeinschaft aufnahm, dass geschieht immer neu, wenn wir das Abendmahl miteinander feiern, uns gegenseitig vergeben und Vergebung zusprechen lassen. Da beginnt Neues zu wachsen, da ist das verheißende Reich Gottes „nahe herbeigekommen.“

In unserem alten Siebenbürgischen Gesangbuch heißt es im Neujahreslied Nr. 24 in der dritten Strophe:

So lass uns denn ein Neues hören in dieser neuen Gnadenzeit,
ein Neues aus des Himmels Chören, ein Neues aus der Ewigkeit;
ein neues Wort von alter Treue, die täglich neu die Hand uns beut,
ein Wort, das unser Herz erfreue, so oft es seine Kraft erneut.


Möge es uns 2007 geschenkt sein, dass wir das Neue sehen wie es wächst und „unser Herz erfreue“.

Nicht zuletzt möchte ich allen herzlich danken, die unsere Arbeit im zurückliegenden Jahr begleitet und durch ihre Spenden unterstützt haben. Möge uns auch im kommenden Jahr die Verbundenheit im Glauben, im Hoffen und Lieben erhalten bleiben.

Hermann Schuller, Dekan i.R.

(gedruckte Ausgabe: „Kirche und Heimat“, herausgegeben vom Hilfskomitee der Siebenbürger Sachsen und evangelischen Banater Schwaben im Diakonischen Werk der EKD, Beilage der Siebenbürgischen Zeitung vom 31. Januar 2007, Seite 9)

Schlagwörter: Kirche und Heimat

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