1. Dezember 2004

Oberösterreichischer Toleranzweg eröffnet

In der Einladung zur Eröffnung des Oberösterreichischen Toleranzweges in diesem Herbst nach Bad Goisern, die Urheimat der meisten Neppendorfer und Großauer Landler, war zu lesen: "Das Salzkammergut hat eine lange Tradition des Miteinanders von evangelischen und katholischen Christen. Die Beziehung war nicht immer frei von Konflikten, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. "
Die Siebenbürger Landler wissen, dass Intoleranz ihre Vorfahren vor 270 Jahren zwang, ihre Heimat zu verlassen. Vor ihrer Transmigration mussten ihre Urahnen ihre Gottesdienste im Geheimen abhalten. Und sie suchten sich geheime Orte in den umliegenden Bergen, um in Ruhe und Frieden ihre Lutherbibel lesen zu können.

Als ich, eine Nachfahrin dieser Menschen, gebeten wurde, einige Worte an die Teilnehmer zu richten, wanderten meine Gedanken in die Vergangenheit zurück. Es war mir bewusst, dass ich an jenem Ort stand, der Schwarzenbachhöhle (sie befindet sich am Ende des Toleranzweges), in der sich unsere Urahnen heimlich trafen, und dass ich meine Gedanken und Gefühle in Freiheit äußern durfte. Können wir modernen Menschen uns vorstellen, unter welchen Bedingungen sich jene Menschen versammelten? Ob Sonne, Regen, ob Kälte oder Schnee, für sie galt nur das Wort Gottes, so wie sie es hören und verkünden wollten. Als dies hier nicht mehr möglich war, verließen sie ihre Heimat und fanden eine neue Heimat in den drei Landlergemeinden in Siebenbürgen, wo Glaubensbrüder lebten, die Siebenbürger Sachsen. Diese waren schon seit Beginn der Reformation evangelisch. Diese nahmen die Landler menschenwürdig auf, boten ihnen Wohnung, Arbeit und vor allem freie Ausübung ihres evangelischen Glaubens. Unter diesem wohltätigen Einfluss gedieh die wirtschaftliche Entwicklung der drei Gemeinden. Freilich wissen wir auch, dass die nachfolgenden Transmigranten weniger Glück bei ihrer Ansiedlung hatten.

Ein weiteres bleibendes Erlebnis der Eröffnungsfeier war die Besichtigung der Schwarzbachhöhle durch die Teilnehmer. Im Schein vieler brennender Kerzen konnten sie einen Augenblick innehalten, bis unter den Klängen einer Gitarrengruppe das Lied „Großer Gott, wir loben dich“ gesungen wurde. Nachher versammelte man sich wieder vor der Höhle und die Vertreter der beiden Kirchen und der politischen Gemeinde richteten Grußworte an die Festgemeinde. Es folgte die Einführung in die Geschichte des Toleranzweges durch Dr. Michael Kurz aus Bad Goisern. Der Höhepunkt dieses Tages war das Anstimmen des Lutherliedes: „Ein feste Burg ist unser Gott“. Einmalig das Echo, das von den hohen Bergen des gegenüberliegenden Dachstein zurückkam.

Ich bin überzeugt, dass unsere Landsleute, die gerne im Salzkammergut Urlaub machen, diesen Toleranzweg gehen werden, um dann in der Schwarzenbachhöhle daran zu denken, „dass der Toleranzweg lehren und zugleich mahnen soll, dass Freiheit des Glaubens nicht selbstverständlich ist“ und „wohin Auswüchse der Intoleranz führen“, wie es im Einladungstext heißt.

Eva Hoffmann

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 19 vom 30. November 2004, Seite 9)

Artikel über Gedenkfeier in Bad Goisern:

Transmigration der Landler jährt sich zum 270. Mal

Schlagwörter: Landler, Deportation, Gedenken, Transmigration

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