24. Februar 2005

Jubiläums-Ritterkür in Trossingen

Am 29. Januar jährte sich für alle Siebenbürger Sachsen im Einzugsbereich der schwäbisch-alemannischen Fastnacht ein besonderes Ereignis: Während des Rottweiler Narrensprungs 1985 geschah jenes „Wunder“, welches das Mitglied der Rottweiler Stadtkapelle, Paul Schuller, zum ersten „Siebenbürgischen Ritter wider den Tierischen Ernst“ machen sollte.
Bei äußerst deutlichen Minustemperaturen fror Schullers Tuba fest, so dass seine Teilnahme als Bläser am Narrensprung nur noch dekorativen Charakter hatte. Von der sehr erheiternd vorgetragenen Münchhauseniade war es nur noch ein kleiner Schritt bis zur Gründung der Foederatio Saxonica Transsilvana durch den „Rittervater“ Siegfried Habicher, der Paul Schuller dann bei der erstbesten Gelegenheit stilecht zum Ritter schlug. Zunächst jährlich, später im Zwei-Jahres-Turnus wurden solche Landsleute zu Mitgliedern der Rottweiler Rittergalerie, die sich im Alltag oder anderen Bereichen des Lebens vor allem durch den dafür nötigen Humor ausgezeichnet hatten.

Zum 20. Jubiläum und zur 14. Ritterkür hatte der Vorstand diesmal in die Musikstadt Trossingen geladen, und es hörte sich schon in der Einladung viel versprechend an, da außer dem zu kürenden „Youngster“ Alfred Mrass auch das erste Mitglied der Rittergalerie, Paul Schuller, sowie Ritter Richard Löw(enherz) und Ritter Udo-Peter Wagner die Zeremonie mit ihrer Anwesenheit bereichern sollten. Den Programmreigen des Fasnetsballs eröffnete die Tanzgruppe aus dem Kreis Tuttlingen unter der Leitung von Gerlinde Becker, die die zahlreich erschienenen Gäste mit ihrer sehr gut dargebotenen Tanznummer und den hinreißenden Kostümen in die glamourösen 20er Jahre entführte. Kleinere Seitenhiebe auf Kompetenzansprüche der Landkreisvertretungen Rottweil und Tuttlingen durften dabei natürlich nicht fehlen. Landsmann Erni Seidner zeigte anschließend in seiner Darbietung, dass PISA auch vor den Siebenbürger Sachsen nicht halt gemacht hat; er und das begeistert mitgehende Publikum kamen immer wieder zu dem Schluss, dass der altbewährte Nürnberger Trichter das einzig verlässliche Allheilmittel sein dürfte.



‘Ritter‘ Alfred Mrass (Bildmitte).
‚Ritter‘ Alfred Mrass (Bildmitte).


Zu närrischer Zeit, um 19.19 Uhr, stand das Ereignis des Abends an: die Ritterkür. In die traditionelle Tracht gekleidet, brachten die Mitglieder des Komitees nicht nur die „Siebenbürger Truhe“ mit den Insignien und Instrumenten, sondern zogen das erwartungsvolle Neumitglied der Rittergalerie zur allgemeinen Belustigung auf einem Schaukelpferd in den Saal, das den anwesenden Kindern noch nützliche Dienste erweisen sollte. Der eigens aus Hermannstadt, der Heimatstadt von Alfred Mrass, angereiste Laudator Dr. Udo-Peter Wagner klärte das Publikum darüber auf, wieso die Wahl des Komitees diesmal auf den baden-württembergischen Landesvorsitzenden gefallen war, wobei er geschickt sowohl siebenbürgische Witze als auch allgemein bekannte Humoresken in die Vita des Ritters hineinmogelte. Bevor dieser – im wahrsten wie im übertragenen Sinne – zum Ritter geschlagen werden und die eigens dafür angefertigte Schärpe umgehängt bekommen konnte, wurde Alfred Mrass zunächst noch der Adelsbrief – der ihn bis zur Fasnet 2007 zum Ritter mit dem Adelsprädikat Edler von Sachsenheim und zum Doktor humoris causa macht – vorgelesen und überreicht. Der neu gekürte Ritter brachte in seiner Dankesrede nicht nur humorvolle Besonderheiten unseres kleinen Völkchens ein, sondern verdeutlichte den Anwesenden auch, dass es angesichts der mittlerweile 14 Ritter eine Chance gebe, die Siebenbürger Sachsen durch die Erschaffung eines Rittergeschlechts mit Humor zu retten.

Für gute Stimmung und die Tatsache, dass dieser Fasnetsball erst weit nach Mitternacht endete, sorgte das „Classic Swingtett“ aus Trossingen, das die Laune und das Tanzbein der Gäste durch seine schwungvollen Beiträge mächtig ankurbelte. Wenn das Swingtett pausierte, wurde es wesentlich besinnlicher. Dann war die Zeit für andere gekommen. So folgte denn der Auftritt des halbierten Quartetts „De Liedertrun“: Hans Seiwerth und Mick Gewölb trugen einige Balladen vor. Hörte man allerdings genauer hin, so waren die Moritaten über Ritter und Helden alles andere als friedfertig. Sie ernteten jedenfalls stürmischen Beifall. Zu später Stunde wurden die anwesenden Ritter von Helga Schuller aus Rottweil und Wiebke Baku aus Albstadt einem Test unterzogen, der beweisen sollte, dass sie auch aus weiblicher Sicht rittertauglich sind. Das fing beim Aufsagen von Liedtexten an und endete beim „Erschmecken“ siebenbürgischer Spezialitäten mit verbundenen Augen. Ein zweiter Auftritt der Tuttlinger Tanzgruppe und die von Ernst Seidner vorgetragene Grußbotschaft der stellvertretenden Bundesvorsitzenden Karin Servatius-Speck – in Versen, versteht sich – rundeten den durch und durch gelungenen Faschingsball ab. In diesem Sinne: „Eine glückselige Fasnet“ und auf ein baldiges Wiedersehen.

Traute Habicher


Schlagwörter: Foederatio Saxonica Transsilvana

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