4. April 2012

Vorstand der HOG Bistritz-Nösen tagt in Gundelsheim

Diesmal wurde aus guten Gründen die Vorstandssitzung der HOG Bistritz-Nösen am 2. und 3. März in Gundelsheim durchgeführt. Hier konnten erstmals in dieser Form die Siebenbürgische Bibliothek mit Archiv, das Siebenbürgische Museum und weitere Einrichtungen der Siebenbürger Sachsen auf Schloss Horneck von den Vorstandsmitgliedern und deren Partnern in Augenschein genommen werden.
Der Vorstand der HOG Bistritz-Nösen trifft sich seit Jahren abwechselnd an verschiedenen Orten in Deutschland und Österreich. Ausführlich und umfassend ging es unter der Leitung des HOG-Vorsitzenden Dr. Hans-Georg Franchy um Grundsätzliches sowie um die laufenden Aufgaben und Vorhaben. Zum Grundsätzlichen zählte die angeregt geführte Diskussion über die Stellung der HOG in unserer Zeit, deren Mitgliederbasis (zurzeit 257 Mitglieder, davon 217 über 60 und 202 sogar über 70 Jahre alt) und ihre Zukunftsfähigkeit. Diese Fragen bezogen auch ein Nachdenken über unsere Bindung an Bistritz bzw. Siebenbürgen und über den Begriff „Heimat“ mit ein. Der von Dr. Ernst Wagner formulierten Aussage „Heimat ist eine bestimmte Umwelt, die eine Person etwa bis zu ihrem 18. Lebensjahr für ihr künftiges Verhalten vorprägt. […] Zu Hause kann man sich an mehreren Orten fühlen, ohne dass diese tiefere Spuren hinterlassen müssen“ mit der Schlussfolgerung: Wer Siebenbürgen in seiner Jugend erlebt hat, wird Siebenbürgen als seine Heimat betrachten, stellte Horst Göbbel seine Definition „Heimat ist dort, wo wir gemeinsam unterwegs sind“ entgegen. Intensiv wurde die Frage diskutiert, wie es um die in Deutschland oder in Österreich geborenen Nachkommen aussieht. Jugend sei zu aktivieren, nicht unbedingt im Sinne einer Bindung zum geografischen Kulturraum Siebenbürgen, sondern, wie Dr. Fritz Frank überzeugend ausführte, im Sinne des Gemeinschaftserlebnisses, wobei das Land, in dem man lebt, eingebunden wird. Ein weiterer Aspekt, eingebracht von Inge Alzner und Günter Klein, war die Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten Jugendlicher zu Siebenbürgen. Intensiv behandelt wurde auch die Problematik Mitgliederwerbung.
Marius Tataru erklärt einen Kelch. Foto: Horst ...
Marius Tataru erklärt einen Kelch. Foto: Horst Göbbel
Zum Kassenbericht und Haushaltsplan 2012 informierte Dr. Franchy umfassend. Dabei zeigte sich, dass verschiedene Projekte in Angriff genommen werden können (Kulturarbeit, Kirchenrenovierung – Sakristei, Vitralien, Kirchenbänke, Veröffentlichung von „Wir Nösner“, Bistritzer-Nordsiebenbürger Treffen u.v.m.), obwohl der Spendenfluss naturgemäß einige Jahre nach dem Kirchenbrand zurückgeht. Intensiv beschäftigte sich der Vorstand mit Fragen der Organisation des Kirchenjubiläums am 24. August 2013 (450 Jahre Renaissanceumbau durch Petrus Italus), mit großem Bistritzer Treffen und mit Projekten zum siebzigsten Jahrestag der Wiederkehr nach der Evakuierung im Herbst 1944. Ebenso wurde der Stand der Entwicklung des computergestützten Friedhofsprogramms und der Internetpräsenz www.wir-noesner.de beratschlagt, bevor ein gemütliches Beisammensein bei deftiger Brotzeit den Abend abrundete.

Der zweite Tag brachte den Teilnehmern zunächst eine der großen Kostbarkeiten aus der Geschichte der Stadt Bistritz näher: das historische Stadtarchiv. Josef Wolf vom Institut für Donauschwäbische Geschichte und Landeskunde aus Tübingen referierte über die historischen Archivbestände der Stadt Bistritz, deren spannende Geschichte und ein Pilotkooperationsprojekt zwischen der Kreisdienststelle Klausenburg des Rumänischen Staatsarchivs und dem Bundesbeauftragten für Kultur und Medien der Bundesregierung. Christian Rother, Leiter der Siebenbürgischen Bibliothek und des Archivs, präsentierte nach einem Einstieg in die Geschichte von Schloss Horneck die „geballte Wissenschaft zu den Siebenbürger Sachsen“ vor Ort (ca. 78000 Medieneinheiten). Im anschließenden Bibliotheks- und Archivbesuch machte Christian Rother besonders aufmerksam auf die kostbaren Bücher bzw. Archivalien aus Nordsiebenbürgen. Nach dem schmackhaften Mittagsbrodenlawent im Altenheim und dem Besuch des barocken Festsaales folgte der lang erwartete Rundgang durch das Sie­benbürgische Museum. Das geglückte Konzept, die wertvollen Objekte, die zielgerichteten Hinweise, die vielfältigen Formen und Farben verschmolzen in einer begeisternden Führung durch Marius Tataru, den bisherigen Leiter dieses Prachtstücks siebenbürgisch-sächsischer Kultur. Abschließend stellte Klaus-Peter Awender, akribischer Familienforscher mit Bistritzer Wurzeln, den Umgang mit Daten aus den nordsiebenbürgischen Kirchen- und Friedhofsbüchern vor.

Am Ende zweier ertragreicher gemeinschaftsstärkender Tage in Gundelsheim traten wir vollbepackt mit neuen Erkenntnissen und nachhaltigen Eindrücken die Heimfahrt an.

Horst Göbbel

Schlagwörter: HOG, Bistritz, Nösnerland, Gundelsheim

Bewerten:

8 Bewertungen: +

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.