7. September 2017

Zurück in die Zukunft: Kronenfest 2017 in Meschen

Laut Satzungszweck soll die Meschner Nachbarschaft, inzwischen in Deutschland als Verein organisiert, für die „Erhaltung und Bewahrung der überlieferten Sitten und Bräuche sowie Weitergabe dieser an die junge Generation“ sorgen. Diesen Sommer gab es im Rahmen der Weinlandwoche sowie im direkten Anschluss an das Sachsentreffen in Hermannstadt für diese Tätigkeit ein besonders gelungenes Beispiel: ein Kronenfest in der alten Heimat, am Originalschauplatz sozusagen.
Nachdem bereits Anfang 2017 in Ilsfeld der Entschluss gefasst worden war, das Fest in Meschen stattfinden zu lassen, liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Vor allem die Konstruktion und Herstellung des neuen Gestells für die Krone nahmen viel Zeit und handwerkliches Geschick in Anspruch. Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals bei Heinrich Gross bedanken, der eine ganz fantastische Arbeit geleistet hat.

Am Montag, den 7. August, war es dann so weit: Der Aufbau im alten Kirchhof konnte beginnen. Viele fleißige Frauen waren bereits früh am Morgen damit beschäftigt Blumen zu pflücken, ein paar starke Männer gruben ein Loch, das sehr tief sein musste, da der vorbereitete Akazienstamm sicher stehen sollte. Immerhin musste er die Krone tragen und dem jungen Burschen Stand halten, dessen Aufgabe es werden sollte ihn zu erklimmen.

Schon dieser Aufbautag versprühte für alle jungen und älteren angereisten sowie ansässigen Meschner (und Gäste) einen besonderen Zauber. Geschichten von früher wurden erzählt („Früher haben wir immer Margeriten zum Binden genommen.“), alte Erinnerungen ausgetauscht („Weißt du noch damals, der Hans?“) und die Gemeinschaft fast wie früher genossen. Für die „jüngere“ Generation war es vor allem spannend zu erfahren, wie denn dieses Fest früher organisiert wurde. Es ist schwer nachzuvollziehen, dass es keinen Ausschuss, keine Zeitpläne und keine festen Verantwortlichkeiten gab, sondern jeder einfach immer wusste, dass an diesem Tag dies und jenes geschah und was seine oder ihre Aufgabe war. Nachdem der Aufmarsch geprobt und auch die Sicherheitsvorrichtungen für den Kletterer ausführlich getestet worden waren, endete der Tag mit ein paar Liedern unter der Krone. Ein wunderbarer Auftakt für das kommende Fest.
In Deutschland geborene Meschner bereichern mit ...
In Deutschland geborene Meschner bereichern mit ihrem Engagement das erste Kronenfest nach 28 Jahren in der Heimat ihrer Eltern. Foto: Andreas Mantsch
Der Meschner Festtag begann am Dienstagmorgen mit einer gemeinsamen Andacht auf dem Friedhof, einem Gottesdienst und einem Mittagessen im Kirchhof. Nach einem Orgelkonzert und einer Erläuterung zu Leben und Wirken von Stephan Ludwig Roth war es soweit. Fast 50 Meschner (darunter viele Jugendliche und Kinder) marschierten in Tracht unter der Krone auf und tanzten „En redlich Mäd“. Danach durfte Lukas die Krone erklimmen, was ihm auch ohne Probleme gelang. Die Tradition sagt, dass ihn in der Krone eine Flasche Wein erwartet, die er verkosten soll. Die Qualität des Weines sagt die Qualität der nächsten Ernte voraus. Während der inzwischen gut mit Besuchern gefüllte Kirchhof sehnsüchtig auf das Urteil von Lukas wartete, kämpfte dieser mit einer Herausforderung, die es wohl zum ersten Mal bei einem Kronenfest gab – die Weinflasche kam nicht aus dem Keller eines Nachbarn, sondern aus dem Supermarkt. Und mitgeliefert worden war kein Korkenzieher. So ändern sich die Zeiten. Doch das Problem wurde gemeinsam mit der Nachbarschaft schnell gelöst und der Wein dann auf dem Boden und nicht in luftiger Höhe verkostet. Die gute Nachricht: Lukas befand den Wein für sehr gut. Einer guten Ernte steht also nichts im Wege. Der anschließende Ball unter der Krone mit dem Duo Memories wird sicherlich allen Anwesenden lange als sehr schöne Erinnerung im Gedächtnis bleiben.

Am nächsten Tag gab es für die Meschner ein weiteres Highlight: Man konnte zwischen einer Wanderung oder einer Fahrt mit dem Pferdewagen (Danke an Hans-Dieter Zillmann für die Organisation!) nach Almen wählen. So machten sich zwei Gruppen auf ins Nachbardorf um dort die Kirchenburg zu besichtigen. Bei der Rückkehr in den Meschner Kirchhof erwartete die Abenteurer ein herrliches siebenbürgisches Büfett (Danke an Hanne Hügel!) mit Fett, gemahlenem Speck, Vinete und Hausbrot. Nach der Stärkung kam die nächste gemeinsam zu lösende Aufgabe: Die Krone musste wieder abgebaut werden. Das inzwischen eingespielte Team wusste genau, durch welche Öffnungen in der Kirchenburg die Seile gespannt werden mussten. Das Loch musste wieder ausgehoben werden, dann konnte die Schönheit sicher zu Boden gelassen werden. Großer Jubel, nochmals Glockenläuten von den Jugendlichen und ein weiterer bewegender Moment für die anwesenden Meschner.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sicherlich alle Gäste von nah und fern eine großartige gemeinsame Zeit in Meschen hatten. Wir bedanken uns bei allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Die schöne Zeit und die Erinnerungen werden auch den Jugendlichen und Kindern für immer bleiben. Zu erleben, was Gemeinschaft für die Siebenbürger Sachsen bedeutet, wird sie auf ihrem weiteren Lebensweg begleiten. Die alten Traditionen wieder aufleben zu lassen sollte aber nicht den Blick in die Zukunft trüben. Wir freuen uns daher auf das nächste Kronenfest – in Ilsfeld.

Maria Gross

Schlagwörter: Meschen, Kronenfest, Brauchtum, Jugend

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