14. September 2025

Sommerfestival „Meet the tradition“ in Montecatini Terme

Seit 2006 war die Vereinigte Siebenbürgische Tanzgruppe des Landesverbandes Bayern fast jährlich auf der Europeade mit einer Gruppe vertreten, die das Ziel hat, unser immaterielles Kulturerbe zu schützen, zu erhalten und grenzüberschreitend bekannt zu machen – dazu gehören Musik, Tanz, Gesang und Tracht – sowie um uns in besonderer Weise zu repräsentieren und uns als einen Bestandteil des zusammenwachsenden Europas zu versteht und darzustellen. 2025 jedoch fand das internationale Europeade-Komitee keine ausrichtende Stadt. Um dennoch unsere Traditionen grenzübergreifend zu präsentieren, suchten wir nach einer alternativen Veranstaltung und entschieden uns für das XIII. Internationale Sommerfestival „Meet the Tradition“ im toskanischen Montecatini Terme.
Die Toskana ist bekannt für ihre bezaubernden Landschaften, ihre gastfreundlichen Menschen und ihre reiche Kultur. Das Festival „Meet the tradition“ lockte Tanzgruppen und Musiker aus aller Welt an, um gemeinsam Folklore, traditionelle Tänze und Musik zu feiern. Am frühen Morgen des 17. Juli starteten über 25 Mitglieder unserer Tanzgruppe die Busreise nach Italien. Mit großer Vorfreude fanden sich die Reisenden an den Zustiegsstellen in Nürnberg, Ingolstadt, München, Wolfratshausen und Penzberg ein. Die Stimmung im Bus war bereits bei der Abfahrt erwartungsvoll – man freute sich auf ein Wiedersehen mit internationalen Gruppen, gemeinsame Auftritte und unvergessliche Tage in der Toskana. Während einer Pause auf einem sonnigen Parkplatz nutzten wir die Gelegenheit, unsere Tanzproben durchzuführen. Die Sonne brannte vom Himmel und die Wärme war deutlich spürbar, doch das hielt uns nicht davon ab, mit Begeisterung zu üben. Für das leibliche Wohl war bestens gesorgt: Es gab reichlich Brotzeit und kühle Getränke, die uns erfrischten und neue Energie gaben. Am späten Nachmittag erreichten wir schließlich unser Hotel in Italien. Nach dem Einchecken richtete sich jeder kurz ein, bevor wir uns zum gemeinsamen Abendessen trafen. Die italienische Küche verwöhnte uns mit köstlichen Speisen, während die lebhaften Tischgespräche von Lachen und Geschichten erfüllt waren. Nach dem Essen zog es uns in den nahegelegenen Park, wo wir erneut unsere Tänze probten. Die Atmosphäre war magisch: Der Gesang der Zikaden erfüllte die warme Sommerluft und unter den schattenspendenden Bäumen fühlte sich alles wie ein Traum an. Es war ein perfekter Abschluss für einen ereignisreichen Tag, der uns alle noch enger zusammenschweißte.
Die Vereinigte Siebenbürgische Tanzgruppe aus ...
Die Vereinigte Siebenbürgische Tanzgruppe aus Bayern beim Folklorefestival „Meet the tradition“ vor der Tettuccio-Therme in Montecatini Terme. Foto: Ingrid Mattes
Am nächsten Morgen trafen wir uns nach einem reichhaltigen Frühstück abermals zur Tanzprobe bei „kühlen“ 27 Grad im nahegelegenen Park. Wir wiederholten die flotten Tänze und schwitzten um die Wette. Während sich anschließend einige von uns die kulinarischen Angebote schmecken ließen, nahmen Gerlinde und Ingrid am offiziellen Empfang der Gruppenleiter im Rathaus teil. Einer sehr herzlichen Begrüßung durch die Bürgermeisterin folgte die Überreichung der Gastgeschenke und ein erster Kontakt mit den anderen Gruppenleitern. Die Kommunikation war dank unserer charmanten Reisebegleiterin Tatjana reibungslos. Der Nachmittag stand zur freien Verfügung und so nutzten etliche die Gelegenheit das idyllische Montecatini Alto kennenzulernen. Mit den einzigartigen und typischen Transportmitteln, der ältesten noch in Betrieb befindlichen roten Bahnen „Gigio“ und „Gigia“ der Standseilbahn, fuhren wir in das toskanische Bergdorf mit seinem bezaubernden Dorfplatz, der Kirche San Pietro und dem Uhrenturm.

Am Abend – bei immer noch 30 Grad – war es dann so weit: Vor internationalem Publikum präsentierten wir in einem zehnminütigen Auftritt vier flotte Tänze. Der Applaus war groß, die Begeisterung spürbar – ein unvergesslicher Moment für unsere Gruppe.

Ganz im Zeichen von Geschichte und Kultur führte uns der Samstag nach Florenz, der 50 km entfernten Hauptstadt der Toskana. Vorbei an zahlreichen historischen Sehenswürdigkeiten wie der Piazza di Santa Maria Novella, an der früher Rennen mit römischen Streitwagen ausgetragen wurden, über den Palazzo Vecchio mit seinen zahlreichen berühmten Statuen bis hin zur Ponte Vecchio, einer malerisch gewölbten Flussbrücke, die von Juwelieren gesäumt wird, führte uns der Weg quer durch die Stadt, die einst das Zuhause von Leonardo da Vinci, Michelangelo und Galileo Galilei war. Das Highlight war jedoch der Dom von Florenz mit seiner einmaligen Marmorfassade und der 107 Meter hohen Kuppel, die noch heute als Höhepunkt der Renaissance gilt. Nach so viel Tanz, Musik und Kultur fuhren wir am Sonntagmorgen ans Meer – nach Viareggio. Bei über 30 °C bot das kristallklare Wasser des Tyrrhenischen Meeres die perfekte Erfrischung. Einige unbeschwerte Stunden am Strand gaben neue Kraft für den Festivalabend.

Nach der Rückreise ins Hotel in Montecatini Terme zogen wir unsere siebenbürgisch-sächsischen Trachten an, um am zweiten Teil des Sommerfestivals teilzunehmen. Am Abend fand ein farbenprächtiger Umzug durch die historische Stadt, begleitet von Musik, Gesang und Applaus, statt. Es war ein bewegender Moment, als die Gruppen ihre Landesflaggen trugen und gemeinsam tanzten. Die Parade war geprägt von farbenfrohen Trachten der unterschiedlichen Gruppen, unter anderem aus Ungarn, Polen, Moldawien, ukrainische Gruppe aus Kanada, Slowakei, Bulgarien usw. Im Anschluss ging das Tanzfestival auf dem Marktplatz weiter. Hier wurden von den teilnehmenden Gruppen die unterschiedlichen tänzerischen Darbietungen gezeigt. Auch unser Auftritt begeisterte das Publikum und wurde mit gebührendem Applaus belohnt. Von der Vielfältigkeit der hier vertretenen Gruppen, deren farbenfrohen Trachten und schwungvollen Tänzen waren wir sehr begeistert. Diese Veranstaltung hat gezeigt, dass die Kraft der Tradition, Tanz und Gesang die Menschen miteinander verbindet, unabhängig von Herkunft oder Sprache. Wir waren stolz, Teil dieser Gemeinschaft zu sein, um die siebenbürgisch-sächsischen Trachten zu präsentieren.
Die siebenbürgisch-sächsischen Teilnehmer des ...
Die siebenbürgisch-sächsischen Teilnehmer des Folklorefestivals besuchen Florenz. Foto: Arnold Bussner
Der letzte Reisetag begann früh: Nach dem Frühstück stand pünktlich um 9.00 Uhr die Abfahrt an. Für einen kurzen Moment sorgte ein vermisster Teilnehmer für Aufregung – so begann unsere Heimfahrt mit einem kleinen Adrenalinschub. Mit vielen schönen Erinnerungen, neuen Freundschaften und tollen Eindrücken im Gepäck machten wir uns auf den Rückweg. Ein erster Stau auf der Autobahn testete unsere Geduld, die kurze Kaffeepause danach war wohltuend. Kurz vor dem Gardasee legten wir bei über 30 °C eine etwas längere Frühstückspause ein. Nach der Weiterfahrt überraschte uns ein Gewitter. Innerhalb kürzester Zeit fiel die Temperatur auf 18 °C – eine willkommene Abkühlung. Während sich auf der Gegenspur kilometerlange Staus bildeten, hatten wir freie Fahrt – Glück gehabt!

Im Bus sorgte Ingrid mit einem Quiz und kreativen Reimaufgaben für Unterhaltung. Unerwartete dichterische Talente kamen zum Vorschein. Danach wurde statt stiller Abschiedsstimmung noch einmal richtig gefeiert: Mit Musik, Lachen und bester Laune ließen wir die gemeinsame Zeit fröhlich ausklingen. Nach mehreren kleineren Pausen inklusive spontaner Tanzeinlage im Regen verabschiedeten wir unsere Tänzerinnen und Tänzer nach und nach in Penzberg, Wolfratshausen, Ingolstadt und Nürnberg mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Auch unsere Tänzer aus Würzburg machten sich müde, aber glücklich auf den restlichen Heimweg. Somit bleibt diese Heimreise – wie die ganze Reise – in bester Erinnerung. So unterschiedlich die Traditionen der teilnehmenden Gruppen auch erscheinen mögen – gerade sie sind es, die uns verbinden. Was bleibt, ist vor allem eines: die Freude über das gemeinsam Erlebte und die Vorfreude auf ein Wiedersehen im nächsten Jahr!

Ein besonderer Dank gilt dem Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V., das die Reise aus Mitteln des bayerischen Sozialministeriums gefördert hat. Ein großes Dankeschön geht an Gerlinde Zurl-Theil, die seit vielen Jahren die Teilnahme der Siebenbürger Sachsen an den Folklore-Festivals organisiert, an Ingrid Mattes, die mit großem Engagement die Tanzleitung übernimmt, an das Verpflegungsteam Monika und Anita, die Leiterinnen der einzelnen Tanzgruppen und natürlich an alle Tänzer und Tänzerinnen – ohne euch alle wäre diese Reise nicht möglich gewesen.

Gemeinschaftlich erstellt von den Teilnehmern

Schlagwörter: Jugend, Europeade, Tanz, Festival, Folklore

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Neueste Kommentare

  • 21.09.2025, 03:16 Uhr von John: Wir haben mit Interesse in diesem Artikel gelesen daß eine Ukainische Tanzgruppe aus Kanada in der ... [weiter]

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