11. August 2019

Klassentreffen: 65 Jahre nach dem Lehrerseminar in Schäßburg

65 Jahre seit der Matura im Lehrerseminar in Schäßburg! Kommt da noch ein Treffen zustande? Wie viele von den 75 Absolventen leben noch? Wie vielen erlaubt der Gesundheitszustand noch die Anreise und das Beisammensein? Wie viele können und wollen die Lethargie noch durchbrechen, die das Alter doch bedeuten kann?
Das Treffen konnte am 17.-18. Juli 2019 in der Pension „Zum Alten Gut“ in Würzburg stattfinden. 25 Tapfere hatten sich angemeldet, sechs von ihnen mussten im letzten Moment wegen Krankheit (darunter unsere liebe Grete Jobi wegen eines Unfalls auf der Anreise) absagen. Trotzdem, wir waren eine stattliche Tischgesellschaft. Die Berichte der Einzelnen wurden ergänzt in Zwiegesprächen und auf sehr angenehme Art in der Stuhlrunde, die sich spontan in den Nachmittagsstunden im schattigen Hof ergab. Fast jeder wusste da noch eine Anekdote über den einen oder anderen unserer verehrten Professoren zu erzählen oder über ein Ereignis zu berichten, das unser Leben in der Schulzeit beleuchtete.
Die Absolventen des Lehrerseminars von 1954 in ...
Die Absolventen des Lehrerseminars von 1954 in Schäßburg kamen 65 Jahre später zu einem Klassentreffen in Würzburg zusammen. Foto H. M. Lang
Besonders wichtig erschien uns allerdings, was unsere Kollegen über ihr Leben in der Gegenwart zu erzählen wussten. Dazu war am nächsten Vormittag genug Zeit vorgesehen. Wir sind in einem Alter, wo die Kinder aus dem Haus sind und wo leider der eine oder andere den Partner verloren hat. Da war es uns wichtig, zu erfahren, wie sich das Leben neu gestalten lässt. Dass fast alle ihre Enkelkinder mit viel Liebe begleiten, manche sich schon an Urenkeln erfreuen, schien selbstverständlich, aber dass sich einige von uns durch den größeren Freiraum jetzt neuen gestalterischen Aufgaben widmen, fand allgemeines Interesse.

Es werden auch im Alter neue Kräfte frei, man bringt sich in öffentliche Angelegenheiten ein, verwirklicht Neigungen, für die früher keine Zeit blieb, oder arbeitet an der Vervollkommnung der eigenen Persönlichkeit – alles bringt Gewinn für sich und für die andern.

So z.B. hat sich Gerda Lurtz schon immer um Belange des öffentlichen Lebens gekümmert. Die letzten Jahre hat sie keine Mühe gescheut, die Menschen zu vertreten, die sich von der Stadtverwaltung übergangen fühlten. Auch ihre Verbundenheit mit einer Bauernfamilie muss hervorgehoben werden, wo sie Kinder betreut und im Hofladen mitgewirkt hat.

Hans Moyrer, unser Moyki, saß bei der Ankunft zwar stramm am Steuer seines Wagens, aber als er ausstieg und nach den Krücken greifen musste, weil er sich gerade in der Rekonvaleszenz nach einem Oberschenkelbruch befindet, wurde uns schlagartig bewusst: Es ist das Treffen der 84-Jährigen! Welch ein Glück, dass seine tatkräftige Frau ihm hilfreich zur Seite steht. Sie hat ihn nicht nur zum Treffen begleitet, sondern auch bei der Vorbereitung unterstützt: Er hat uns die reich bebilderten Einladungen geschickt und ein paar einleitende Worte zum Treffen vorgetragen.

Gerda Faltin hat durch ihren Lebensmut und ihre Kraft alle in den Schatten gestellt: Nach einem häuslichen Unfall mit drei „angeknackten“ Wirbeln musste sie eine Orthese tragen. Trotzdem hat sie das Klassentreffen mit vorbereitet, hat mit jedem von uns telefoniert und sich um das Fest gekümmert. Ihre Tapferkeit, ihr strahlendes Lächeln, ihre Anteilnahme am Geschick jedes Einzelnen hat keine Gleichgültigkeit aufkommen lassen und jeden aufgemuntert.

Hermann Nikolaus hätte vielleicht als Erster erwähnt werden müssen. Nachdem vor einem Jahr die Meinung vorherrschte, man würde wohl kein weiteres Klassentreffen organisieren, meldete er Widerspruch an und brachte den Vorschlag ein, es doch in Würzburg zu organisieren. Und siehe da, es klappte, und alle finden den neuen Standort gut, und ein weiteres Treffen könnte nächstes Jahr dort stattfinden. Bravo!

Dazu brauchte es natürlich helfende „Köpfe“ und „Hände“. Da ist unbedingt auch Katharina Maurer zu nennen. Sie hat nicht nur ihre Schwester und ihren Schwager zum Bahnhof geschickt, damit wir den „Hof zum Alten Gut“ wohlbehalten erreichen, sondern auch durch Kontakt zum Personal dort alles aufs Beste organisiert! Obwohl allein, ihr Mann ist verstorben, strahlt sie Ruhe, Mut und Kraft aus. Wir erfahren, dass sie malt, Puppen gestaltet, ihren Garten pflegt und sich mit Heilkunde beschäftigt. Sie hat für jeden von uns ein gutes Wort oder einen guten Rat. Wie viele gute Ideen durch Gespräche weitergegeben wurden und Früchte tragen, werden wir vielleicht bei einem nächsten Treffen erfahren.

Gerlinde Plajer, einst im Seminar eine quirlige, heitere Persönlichkeit, ist durch den Tod ihres Mannes und ihres ältesten Sohnes schwer betroffen und damit zugange, diese Verluste zu verkraften und ihrem Leben trotz Krankheit und Trauer Sinn zu geben. Sie liest viel, z.B. Bücher wie „Das Gesetz der Resonanz“ und „Das Leben eines Yogi“, die ihr helfen, auch die philosophischen Aspekte von Leben und Sterben in ihr Denken einzubeziehen. Hervorzuheben wäre noch, dass sie sich mit Gymnastik und Nordic Walking fithält, dass ihre beiden verbliebenen Kinder mit den Familien in ihrer Nähe leben und jederzeit bereit sind zu helfen.

Der Ort des Treffens erwies sich als passend. Die Stimmung war nicht überschäumend, aber harmonisch. Besinnliches und Heiteres, Bericht und Gesang, Literatureinlagen und Erzähltext in ungezwungenem Wechsel erfreuten die Teilnehmer. Ihr lieben Würzburger, wenn ihr uns wieder zusammenruft, kommen wir gern.

Katharina Unberath

Schlagwörter: Klassentreffen, Schäßburg, Lehrer

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