30. Juli 2006

Rege Forschungen zur Zeidner Ortsgeschichte

Beim 19. Nachbarschaftstreffen der Zeidner in Friedrichroda (Thüringen) hatten die Verantwortlichen des Zeidner Ortsgeschichtlichen Gesprächkreises (ZOG), Balduin Herter und Helmuth Mieskes, kürzlich die seltene Gelegenheit, gleich vier Neuerscheinungen der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“ dem interessierten Publikum vorzustellen.
Im Heft 9 der Schriftenreihe „Die Landwirtschaft in Zeiden im 20. Jahrhundert“ hat Erhard Kraus, der bereits 1992 in Heft 4 den Gartenbau dokumentierte, einen weiteren wichtigen Wirtschaftszweig der Gemeinde erfasst und eine zusammenfassende Darstellung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert vorgelegt. Mit diesem Buch und der damit verbundenen intensiven Recherche weist er sich zweifelsohne nicht nur als Fachmann des Gartenbaus, sondern der gesamten Landwirtschaft aus. Die umfangreiche Dokumentation, die vor allem auf die Entwicklungen des 19. Jahrhunderts eingeht, ist zum einen eine hervorragende Fortsetzung und Ergänzung der ersten veröffentlichten Beschreibung der wirtschaftlichen Zustände von Paul Meedt 1892/93, und zum anderen ein wichtiger Beitrag zur Geschichte und Heimatkunde. Kraus beschreibt dabei die Entwicklung vom bäuerlich geprägten Markt zu einer bäuerlich handwerklichen, zum Teil industriell ausgerichteten Großgemeinde.


In Heft 11 „Eduard Morres – ein siebenbürgischer Künstler“ zeichnet die in Hermannstadt geborene Volkskundlerin, Kunstkritikerin und Publizistin Brigitte Stephani den Lebensweg und Werdegang des Künstlers Morres (1942-1980) nach, der aus Kronstadt stammt und zuletzt in Zeiden lebte. Die Autorin bezeichnet sein Wirken als „Meilenstein in der Kunstgeschichte Siebenbürgens“ und „letzten großen Heimatmaler, der bis zuletzt in der Heimat gelebt hat“. Dass sie bei ihrer überzeugenden Darstellung verstärkt auf Zitate aus seinen Tagebüchern und Briefen zurückgreift, macht dieses Buch nur um so wertvoller. Der Leser bekommt nebenbei aufschlussreiche Einsichten einer vergangenen Epoche vermittelt und lernt so die Gedankenwelt des Künstlers besser kennen. Aus dem umfangreichen Bildanhang wird die reiche Gefühlswelt eines genialen Malers sichtbar und der Bezug zur Außenwelt, zu seiner siebenbürgischen Heimat sowie zu den Menschen aus seiner Umgebung, kommt zum Ausdruck. Die Zeidner sind besonders stolz auf diese Monografie, da sie nicht nur dem Künstler, sondern auch dem Menschen Morres viel zu verdanken haben.

Wie vielseitig der Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreis seit einigen Jahren arbeitet, macht das Heft 12 „Aondarm Zaoednar Biarech“ – Zaoednar Riadansuart/Zeidner Wortschatz deutlich. Der Verfasser Hans Georg Wenzel hat es dank seiner besonderen Hartnäckigkeit und vor allem seiner Erfindungsgabe geschafft, in akribischer Arbeit über 10 000 Wörter, Ausdrücke und Redewendungen zu sammeln und als Zeidner Wortschatz in Buchform herauszugeben. Die Mundart wird einfach und übersichtlich anhand einer von Wenzel entwickelter Lautschrift dokumentiert. Hat man sich einmal eingelesen, so wird man zufrieden feststellen, dass sein ehrgeiziges Vorhaben, dem er sich seit 1997 in sehr mühevoller Arbeit verschrieben hat, voll aufgegangen ist.


Die Zusammenfassung der Beiträge „Zur Geschichte von Zeiden in Mittelalter und Früher Neuzeit“ ist unter dem Titel „Aus Urkunden und Chroniken VI“ in Heft 13 unserer Zeidner Schriftenreihe erschienen. Der ehemalige Hauptarchivar des Staatsarchivs Kronstadt und Verfasser dieser Materialsammlung, Gernot Nussbächer, hat zehn Beiträge und darüber hinaus wichtige historische Daten zusammengetragen, die für jeden an der Ortsgeschichte Zeidens Interessierten von Bedeutung sind. Die unterschiedlichen Beiträge, die sich u.a. mit der Ortsgeschichte, dem Handwerk, den Namen, der Weberzunft, den Büttnern und den Zechen im Markte Zeiden beschäftigen, umspannen einen Zeitraum von fünf Jahrhunderten und reichen von 1337 bis zur Zunftgeschichte im 17. Jahrhundert. Die Beiträge stellen laut Nussbächer „wichtige Bausteine“ dar, die er dem Leser zur Vertiefung seiner Kenntnisse und als Anregung für weitere Forschungen empfiehlt“.

Angespornt von diesen vier erfolgreichen Neuerscheinungen, die alle im Auftrag und mit finanzieller Unterstützung der Zeidner Nachbarschaft herausgegeben wurden, ist der Zeidner Ortsgeschichtliche Gesprächskreis weiterhin bemüht, interessante Themen über die Heimat- und Ortsgeschichte aufzugreifen, zu recherchieren und zu dokumentieren. Man will potentiellen Verfassern bei ihrer Arbeit hilfreich zur Seite stehen, um der Schriftenreihe „Zeidner Denkwürdigkeiten“ zu Fortsetzungsheften zu verhelfen.

Helmuth Mieskes


Schlagwörter: Neuerscheinung, Zeiden, Burzenland

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