24. Oktober 2009

Honterusgymnasium Kronstadt: 50-jähriges Abiturtreffen des Jahrganges 1959, Abendlyzeum

Ein Klassentreffen ist immer etwas Aufre­gen­des, diesmal aber, 50 Jahre nach dem Abitur, war es etwas Besonderes. Klassenkollege Horst Pankratius hat die harmonische Stimmung bei diesem Treffen folgendermaßen beschrieben: „Die charakteristisch geistige Stimmung, die in der Klasse der Abendschüler herrschte, war durch die Altersunterschiede der Schüler und so­mit auch durch deren geistige Reife geprägt. Die­se Unterschiede sind mit der Zeit verschwom­men und zeigten sich bei jeder Jubiläumsfeier ausgeglichener, so dass bei dieser 50-jährigen Feier besondere Harmonie herrschte. Einer der Hauptgründe ist auch die Tatsache, dass bei diesem Treffen inzwischen fast alle ein Rentner­da­sein führen und somit einen Harmonie fördernden gemeinsamen Nenner fanden.“
Beim 45-jährigen Treffen vor fünf Jahren hatten Gerhard Niedermanner und Wolfgang Arz sich bereit erklärt die Organisation des 50-jährigen Treffens zu übernehmen, die kein leichtes Unterfangen und mit viel Arbeitseinsatz verbunden ist. Man muss ihnen ein großes Lob aussprechen. Alles war bestens durchdacht, so dass das Echo der Teilnehmer einstimmig positiv ausfiel. Auch bei der Wahl des Komplexes in Alt­hüt­te, zwischen Backnang und Schorndorf gelegen, wo wir untergebracht waren, haben die beiden ein glückliches Händchen bewiesen. Auch die Ver­pflegung war hervorragend, so dass man oh­ne Zweifel die Note „1“ vergeben kann. Auf diesem Wege wollen wir ein großes Dankeschön aus­sprechen. Die Freude war groß, als wir, 37 ehe-­ malige Schülerinnen und Schüler, 18 Ehepartner und Physik-Professor Rolf Haleksy, am frühen Nachmittag des 18. September in Althütte eintrafen.

Wir, die Abendschüler, mussten, um überhaupt zum Besuch des Unterrichts zugelassen zu werden, einer Tätigkeit nachgehen, eine Arbeits­stel­le nachweisen. Von Montag bis Sonnabend ka­men wir pünktlich um 17.00 Uhr, manchmal auch müde, aus der Arbeit in das alte Gebäude des Honterusgymnasiums und folgten vier bis fünf Stunden dem Unterricht. Unser Jahrgang war sehr aktiv. Wir haben mit Professor Walter Schuller die Tragödie „Egmont“ von Goethe einstudiert und mit großem Erfolg dreimal in Kron­stadt, je einmal in Rosenau, Zeiden, Hermann­stadt, Mediasch und zweimal in Schäßburg auf-­ geführt. Mit Professor Dr. Schuster haben wir das Lustspiel „Kleider machen Leute“ von Gott­fried Keller einstudiert und in den Sommerferien 1957 in zwölf verschiedenen Ortschaften Sieben­bürgens aufgeführt. Mit Professor Bota sind wir in den Sommerferien 1958 zwei Wochen durch die Moldau gereist und haben – neben den schönen Touren in den Ostkarpaten, im Ceahlău und Rarău, der Floßfahrt auf der Bistritz – die bekannten Moldau-Klöster Voroneț, Sucevița, Mol­do­vița u.a. besichtigt.
Kronstädter Honterusgymnasium: 50-jähriges ...
Kronstädter Honterusgymnasium: 50-jähriges Abiturtreffen des Jahrgangs 1959, Abendlyzeum. Foto: Christine Reimer
Die Frauen der beiden Organisatoren, Gerda Niedermanner und Heidrun Arz, hatten zum Kaf­fee neben den Torten und sonstigen Kuchen Kremschnitten, Doboschtorten und Baumstritzel geboten. Unsere siebenbürgischen Herzen jubelten bei so vielen heimatlichen Mehlspeisen. Nach dem Kaffee folgte eine Klassenstunde, die wir mit dem feierlichen Lied „Gaudeamus igitur“ eröffneten und anschließend derer gedachten, die nicht mehr unter uns weilen.

Beim Abendessen wurde viel erzählt, Erinne­run­gen aufgewärmt, Schulkollegen durch den Ka­kao gezogen, der Professoren gedacht, ohne deren Kampf und Einsatz das Gymnasium nicht hätte bestehen können. Es wurden alte Bilder gezeigt von Klassenfahrten und Schulfeiern. Dann holten die stolzen Eltern und Großeltern die neueren Bilder von den Kindern und Enkeln hervor. Zur guten Stimmung trugen die lustigen Gedichte bei und Heide Brenndörfer (verheiratete Mieskes) und Ingrid Pötschel (verheiratete Foith) zeigten einen lustigen Sketch. Etwas Be­son­deres ist Sigrun Linder (verheiratete Roth­bä­cher) und Helmut Beer eingefallen. Beim vorigen Treffen hatten sie alle aufgefordert ihren Le­bens­lauf niederzuschreiben. Helmut Beer hat dann mit viel Mühe und Arbeitseinsatz die Lebens­läu­fe im Computer gesetzt, zwei Fotos, eins aus der Abiturzeit und ein aktuelles aus den letzten Jah­ren, eingebracht und für alle eine Mappe mit ei­nem schönen Deckblatt mit der Schwarzen Kir­che, dem siebenbürgischen Wappen und pas­sen- dem Text zusammengestellt und verteilt. Es wur­de ein Ringordner gewählt, damit die noch fehlen­den Lebensläufe bis Ende 2009 nachgereicht und eingebracht werden können. Auch Korrek­tu­ren können jederzeit vorgenommen und die korrigierten Seiten ausgetauscht werden. Auf dem Innendeckblatt ist ein Bild des Honterus­denkmals und des Gebäudes des alten Honterus­gymnasiums eingebracht worden. Beim Durch­blättern der Lebensläufe musste ich manchmal tief durchatmen. Viele Mitschüler sind jahrelang von den Großeltern oder Verwandten großgezogen worden, weil die Eltern in der Deportation in Russland bzw. die Väter im Krieg waren. Trotz­dem war es uns nicht zuviel, am Tage dem Beruf nachzugehen, abends von 17.00 bis 21.00 Uhr den Unterricht zu besuchen und dabei fröhlich und unbefangen zu sein. Viele von uns haben nach dem Abitur studiert oder eine andere weiter­bildende Schule besucht. Wir können mit Stolz sagen, dass alle Absolventen ihr bisheriges Leben gut gemeistert haben.

Wir beendeten unsere Feier mit dem Wunsch, uns in drei Jahren wiederzusehen. Zum Aus­klang sangen wir das Lied „Kein schöner Land in dieser Zeit“. Einen schönen Dank an alle, die zum Gelingen der drei Festtage beigetragen ha­ben.

Heide Mieskes, geborene Brenndörfer

Schlagwörter: Kronstadt, Honterusschule, Abiturtreffen

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