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2. August 2009

HOG-Nachrichten

Elftes Reichesdorfer Treffen – ein innerer Monolog

Keinen Bericht, sondern einen inneren Monolog hat Viviane Meyndt über das Treffen der Heimatortsgemeinschaft Reichesdorf geschrieben. mehr...

Kommentare

Artikel wurde 14 mal kommentiert.

  • Karel Will

    1 • Karel Will schrieb am 02.08.2009, 20:55 Uhr:
    Sehr schön und Gefühlvoll geschrieben, da wird einem weich ums Herz – obwohl ich mir mal gesagt habe dass ich Wehmut verdrängen und nach vorne schauen muss…
    Meine Wurzeln sind auch in Reichesdorf, von Seite meiner Mutter (Jinni Löw), und beim Lesen des Berichtes sind mir Kindheitserinnerungen vor mein Geistiges Auge aufgetaucht:
    die Berge übersät mit Weinreben… im Herbst, bei der Weinlese, den Most mit einem abgeschnittenen Schilfrohr aus den großen Bottichen gesaugt… in den heißen Sommer im Bach, neben den zahlreichen Gänsen, abgekühlt… meinem Onkel Kloos beim Beschlagen der Ochsen in dem Holzgestell vor seine Schmiede neugierig und geduldig zugeschaut….
    Ja, da sind so viele Erinnerungen, die scheinbar aus einer vergangenen Welt, ewig zurückliegen.
    Eines, muss man da aber doch zugeben – es war eine andere Welt.

    Diese Wohlstandsgesellschaft und diese… nun schnelllebige Zeit hat uns im Griff, formt uns um und wir gehen anderen Idealen nach…

    Gruß an alle „Reichesdorfer“ und ein Zeichen - von meinen Bekannten / Verwandten würde mich riesig freuen.

    MfG
    W. Braisch
  • Schiwwer

    2 • Schiwwer schrieb am 02.08.2009, 21:24 Uhr:
    Ja, Herr Braisch, so erging es mir auch, als ich die Zeilen oben las... das Planschen im Bach wurde uns leider untersagt von meiner Oma, weil herauskam, dass die ruppigen Gäule der Zigeuner oberhalb unseres "Wehrs" gebadet wurden. Und abends, wenn die Herde heimkam, gruselte es mich Stadtkind vor dem Bica, aber vor dem stinkigen Ziegenbock stoben wir mit dem Horrorruf "der Tzap, der Tzap" auseinander. Er stank wirklich bestialisch.
    Und auf der breiten Ringmauer im Kirchhof habe ich zehnjährig zum ersten Mal geraucht - eine Selbstgedrehte aus Maisstroh! Im Laden gab es "Vîlcele"- Mineralwasser, in der Käserei reiften die dicken fetten Hartkäse heran und der Wald oberhalb des Friedhofs war voller köstlicher Pilze. Im "Sfat" haben wir uns in einem engen Raum zusammengedrängt, um auf dem einzigen Fernseher etwas zwischen schwarzweißem Flimmern und Schlieren von der Mondlandung zu erkennen.
    Als ich die Terrassen in Reichesdorf und Birthälm nach Jahr und Tag wiedersah, ohne Weinstöcke, mit hohem Gras und Robinien bewachsen,hat mich das heulende Elend erwischt...
  • Joachim

    3Joachim schrieb am 02.08.2009, 21:35 Uhr:
    Ja ich kann euch verstehen.
    Da gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West. Doch diese Zeit ist vorbei.
    Es fragt sich nur ob die Zeit die vorbei ist, eventuell doch nicht die Bessere war.
    Gruß
    Joachim
  • der Ijel

    4der Ijel schrieb am 04.08.2009, 10:51 Uhr:
    hat mich das heulende Elend erwischt...
    die Metapher ist tiefgreifend Frau Schiwwer.

    Dem Willi Braisch
    uch der Fra Schiwwer
    wäll ech sohn
    broinjt uch Ihr noch äst eriwwer,
    vun dem wot
    des Meck senj Diuchter viurgeschlon.

    Ät wäll såksesch lihren.
    Lihr me Moidchen. Doch net ohne Schreiwen.
    Denn ohne Schreiwen huest Tea än de Wängd gesprochen.
    Der Wängd driht denj Sprooch ewёch end broinjt Dir
    net emol nichen Echo zeräck.

    Ech bidden Dech, Willi Braisch!
    Ech bidden sah Fra Schiwwer! Giat desen Text, giat desen Monolog dem Carl Gibson.
    Giat en der Fra Hertha Müller.
    Giat en dem Hans Bergel, oder dem Stefan Sienert.
    Giat en enem Philosophen oder enem Schräftstaller ihrer Wuel.
    E wit net bёsser Literatur dreos moche kannen ås wot det „ Viwi des Meck senj Diuchter“
    Än desem Monolog geschriwen huet.
    Oder giat desen Text mir ech wäll en änt Saksesch iwersatzen.

    Zitat Schiwwer :
    hat mich das heulende Elend erwischt... :
    huet mech det berrlån Elend erwåscht.....

    Uch me Voter håt en Wanjert .....

    6.) Me Voter håt en Wanjert schmuel
    zweehanjdertnenjzich Riawen,
    pustich luat di hegt äm Onjenduel
    di Wanjert wor me Liawen.

    7.) Ǻf den Nutschebum derlonst
    ban ech åls Kängt gekrochen,
    åls Wanjerthader nichen Oinst,
    håt dem Voter ech versprochen.

    8.) Derwel ech liawen dinken ech vill
    un dese Wanjert uewen,
    won ech starwen wänschen ech em sїl
    än desam Wanjert mech begruawen.

    Ihr huet nichen Ahneng wa ernst ech et mat dem lёtzten Vers mihnen.
    Ǻwer ech ban ängden noch ha.
    Ha ban ech gebangden und Hoinden uch u Fessen.
    Uch det Meal äs mer zeagepickt.
    Denn ech hun net mat wem riaden iwer det Thema.
    Iwer den Düit riad em net.

    Äm Dot empfialen ech: Schreiwt, schreiwt uch nochїst schreiwt.
    Denn når dat Geschriwan bleiwt.


    P.S.
    Eos dem Wanjert, Fra Schiwwer,
    wo Gestripp uch Akkaze wuessen,
    kanne Se noch äst mochen.
    Se kannen de Akkazen o haen,
    rigolen uch en Wanjert uliajen---
    De Mättel uch de Meijlijet derzea hu Se.
    Såksesch schreiwe lihren kit dro automatesch.

    Hische Groß dem Joachim
    e soll mer zegeatholden will ech saksesch schreiwen.
    Won än det interessїrt stroint hia sich e ket un.
    Won än det net interessїrt, dron sol hia et lossen.
  • Karel Will

    5 • Karel Will schrieb am 06.08.2009, 08:19 Uhr:
    Alle Ehre, deinen Dichterkünsten jedoch kann ich nichts anfangen mit: det „ Viwi des Meck senj Diuchter“…
    Persönlich, mach ich meinen Gefühlen Luft in meiner Art jedoch lass ich mich nicht mehr auf eine öffentliche, nach meiner Sicht - Sinnlosen Diskussion ein -denn da lauern einige nur darauf sich darauf zu stürzen um ihr Ego in den Vordergrund zu stellen weil, sie irgendwas, irgendwann, irgendwo, irgendwie… glauben besser machen zu können.
    Meine Bücher sind im Shop der Siebenbürgischen Zeitung zu bestellen, in denen ich meine Gedanken in Versform niedergeschrieben habe und derjenige der Interesse daran hat - kann sich gerne einen Einblick darin verschaffen aber sonst sehe ich diese Art von Diskussionen als Zeitverschwendung.
    „Gott erholt Dich!“
    MfG
    Wilhelm Braisch
  • der Ijel

    6der Ijel schrieb am 06.08.2009, 09:52 Uhr:
    Danke Karl Will !
    Schenjber huest Tea den såkseschen Text doch genah geliasen und doch net verstunden wot ech mat dem Kompliment un Viviane Meyndt gemihnt hun.

    Wichtich äs vuer eas dått Denj Bäjelcher zem kïfe senj!!!
    Ålles undert äs Zetjverschwändeng ???
    ----los eas doch uch ïst en Prosatext schreiwen--- esi wa Viviane Meyndt "des Meck senj Diuchter“…

    Keen Denj Versform huet jo uch nement näst.
    Bleiwt gwesangt.

  • Schiwwer

    7 • Schiwwer schrieb am 06.08.2009, 19:38 Uhr:
    "Denn ech hun net mat wem riaden iwer det Thema.
    Iwer den Düit riad em net." schraift der Ijel.

    Dåt stämmt net. Em mess uch iwwer den Dït rïeden. Wonn deng Famili net wäll, dron måch en Testament. Schraif af, wä te et hun wällst. Dåt wird en en grïß Hälf sen, uch wonn se nea net rïeden wallen.


    [Beitrag am 06.08.2009, 19:40 von Schiwwer geändert]
  • Karel Will

    8 • Karel Will schrieb am 06.08.2009, 20:09 Uhr:
    Ewiges Leben

    Ewiges Leben; die Heilige Schrift es verspricht.
    Der Tod, beachtet diese Regel aber nicht.
    Mensch lebt seine Zeit, seine Seele aber einsam‚
    doch im Tode lebt sie in Gottes Gewahrsam.

    Gott nimmt‘s - denn er hat’s doch gegeben
    weil, Irdischer benimmt sich so oft daneben.
    Es war Versuchung - der Sünder tut weinen
    doch Gottes Zorn trifft meistens den Kleinen.

    Das ganze Leben tut man sich arg Plagen…
    es wird geprägt von Hoffen und Versagen.
    Verzeihlich im Leid betteln, um Gottes Gnade!?
    Wozu denn? Leid ist doch auch Gottes Gabe!

    Warum soll man dann den Tod denn hassen?
    Das heißt doch nur Leid und Leben (ver)-lassen.
    Alle streben wir nach Geborgenheit und Glück;
    seltsam, vom Tode kehrt kein Irdischer zurück.

    Der Schmerz bezweifelt die Güte Gottes, freilich.
    Doch „die Wege des Herren“ sind unergründlich.
    Drum beklage nicht vorgegebene Lebenshürde,
    sei fromm, laß jammern sein und geh in Würde!

    Der Mensch bringt was man ihm nicht zugetraut.
    Im Angesicht des Todes ist ihm Weisheit vertraut.
    Beim Jüngsten Gericht er auf Gerechtigkeit baut
    er die Englein hört – sie ihm singen – er glaubt.

    "Klares Bild" - ein bisschen Werbung muss sein denn… ich will meine steuerlichen Pflichten erfüllen.

    Urheberrechtlich wegen, bleibt der Text so wie er ist - Ijel

    Gruß an alle Gleichgesinnte
    Wilhelm Braisch
  • Karel Will

    9 • Karel Will schrieb am 06.08.2009, 20:24 Uhr:
    glaube, des passt doch besser zum Thema:
    Das Dorf

    Fruchtbare Äcker, Obstgärten und saftige Reben
    Belohnte der Reichesdorfer emsiges Streben.
    Kirch-Burg zwischen Bergen – wahrlich ne Pracht
    Eigentlich ein Ort, über welchem die Sonne lacht.

    Aber das Dorfleben das fand ich zu billig
    vor lauter Langeweile wurde ich mutwillig.
    Die Pubertät machte sich in mir breit;
    ich suchte oft die Gelegenheit zum Streit.

    Mit blutjungen Jahren zog es mich hinaus
    viel zu eng fand ich’s, Dorf - wollte dort raus.
    Das gereizte Schicksal traf Schlag auf Schlag
    fürs Lehrgeld zahlte ich einen hohen Betrag.

    Neugierde drängte – ich blickte nicht zurück
    suchte in der Ferne hungrig nach Glück.
    Es war ein Zauber – der Ruf der Fremde halt
    Doch ich merkte recht bald – es wurde mir kalt.

    Glaubte ich wäre aus einem besonderen Holz
    doch zur Rückkehr hinderte mich mein Stolz.
    Ich fiel oft hin und weinte – aber auch heiter
    mein Ehrgeiz trieb mich aber immer weiter.

    Das Böse, griff nach mir mit eisiger Hand
    Hunger raubte mir fast meinen Verstand.
    Mein Gewissen baute mir mit Mühe `ne Wand;
    Schließlich hielt Charakter der Versuchung stand.

    Die Erfahrung der Fabel bringt uns das Wissen:
    „Wenn du nicht beißt, dann wirst du gebissen!“
    Doch nicht viel anrichten kann ein Dorf-Pudel
    und so - lernte ich eben das Heulen im Rudel.

    Konnte nun schauen meine Zukunft – die Weite
    Früh genug erkannte ich aber, es war die „dunkle Seite“.
    Gemerkt, dass ich nicht gehörte zu deren Artgenossen
    da wurde ich gedrängt, geprügelt und gestoßen.

    Müde, erschöpft von so manch „blutigen Runden“
    suchte ich Geborgenheit zum Lecken meine Wunden.
    Ich kehrte zurück ins Dorf, von Erkenntnissen munter
    Und merkte erschrocken – das Dorf geht unter!
    Wilhelm Braisch
  • Joachim

    10Joachim schrieb am 06.08.2009, 21:53 Uhr:
    Das erinnert mich an einen Straßenköter !
    Und ich selbst bin ein Straßenköter.
    Und ich hatte einen Straßenköter.
    Und ich liebe Straßenköter !
    Und will selbst nichts anderes sein als ein Straßenköter.
    Es gibt nichts besseres !!!!
  • der Ijel

    11der Ijel schrieb am 07.08.2009, 17:39 Uhr:
    Ach Joachim du spottest ja
    des braven Dichters Reime,
    lass gelten,
    tritt bitte nicht zu nah
    ersticke nicht,
    die junge Frucht im Keime,

    denn grad entfaltet sich
    ein Jung-Talent,
    in der Gunst der Muse stehend
    einem Dichter
    den die Welt nicht kennt
    weit über Horizonte sehend.
  • Joachim

    12Joachim schrieb am 08.08.2009, 09:26 Uhr:
    Hallo Ijel,
    nein ich spotte nicht.
    Ich kann die Worte von Karel Will sehr gut nachvollziehen. Es sind auch auch Worte der Trauer. Es sind auch Worte über Werte und verlusste. Man erhält im Leben halt auch "Nackenschläge". Da leckt man dann seine Wunden und versucht weiter zu machen.
    Und da bewundere ich die rumänischen "Straßenköter", die als glücklicker und freier sind, wie so manch ein Hund hier in seinem "goldenen Käfig".
    Vielleicht ergeht es uns ähnlich ?
    Ich selbst habe vor 14 Tagen meinen rumänischen "Straßenköter" zu Grabe getragen.
    Er hatte mich vor 15 Jahren in Rumänien ausgesucht und war immer treu an meiner Seite.
    Es verbinden uns viele gemeinsame Erlebnisse und Erinnerungen. "Straßenköter" ist für mich kein Schimpfwort, sondern eine Ehrenbezeichnung. Man könnte von so manchem Straßenköter etwas lernen.
    Gruß
    Joachim
  • der Ijel

    13der Ijel schrieb am 16.08.2009, 06:48 Uhr:
    Jawohl Joachim, auf Anhieb blickt man bei dir selten durch.
    Wenn es nun tatsächlich so ist dass dein Köter ein rumänischer Dingo in Haaren und in Knochen war, dann kann ich dein –Kötergedicht- ins Kapitel Tierliebe einordnen.
    Was aber hat es dann mit obigem Titel, mit dem schönen Monolog gemeinsam?

    Hast du den Köter aber irgendwie erfunden, etwa dem Reim zuliebe um Karl Wills Gedichte zu apostrophieren? Dann musst du auch zugeben dass in diesen auch etwas steckt was dem Titel hier oben Monolog----etc. als lyrischer Prosatext, erlebt und verfasst von einer Siebenbürgerin aus zweiter Generation, gerecht wird.

    Was mich betrifft. Ich gebe mir erneut Mühe die Texte Karl Wills zu verstehen.
    Denn sie sind so tiefsinnig und philosophisch dahergebracht, dass weder für Semantik noch für Pointe am Schluss Platz übrig bleibt.

    So sehe ich sie:

    Was schleimiges ist dran
    Botschaft fühlt sich durchgezwängt,
    gern sähe ich den Mann
    der diese Texte lyrisch nennt.

    Kein Verhältnis haben Zeilenlängen
    zu dem Reim,
    Takt und Rhythmus bleiben hängen
    rutschen aus im Schleim.
  • Joachim

    14Joachim schrieb am 17.08.2009, 12:27 Uhr:
    Hallo Ijel,
    Leute die mich kennen, blicken bei mir schon durch. Schade das Karel und Du scheinbar nicht miteinander könnt. Warum auch immer.
    Ich mach mir halt meine eigenen Gedanken über die meisten Teilnehmer hier im Forum. Was mir gefällt und was nicht. Versuche ein Puzzle zusammen zu fügen, das aber nie ganz aufgeht.
    Eins haben wir sehr wahrscheinlich alle gemeinsam, wir sind Nostalgiger und das Interesse an Rumänien.
    Ich habe auch mitbekommen das Karel zur Zeit ein schweres Paket zu schleppen hat und wollte ihm damit ein klein wenig mein Mitgefühl ausdrücken. Mein Verständnis !
    Das würde ich auch bei Dir tun Ijel, obwohl wir sicher nicht immer einer Meinung sind.
    Du hast ja auch Dein Päckchen zu schleppen.
    Wir sind halt nicht alle gleich. Zum Glück !
    Aber Rumänien sollte uns doch alle verbinden.
    Wenn ich jetzt so gut reimen könnte wie Ijel oder Karel, hätte ich daraus ein Gedicht gemacht. Das Talent ist mir aber nicht gegeben.
    Gruß an alle
    Joachim

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