Kurt Rhein wurde als Sohn eines Landwirten am 21. Oktober 1924 in Rosenau geboren. Schon als 17-Jähriger zog er in den Krieg, aus dem er schwer verwundet zurückkehrte: Er hatte einen Arm verloren. Seinen sehnlichsten Berufswunsch, Landwirt zu werden, konnte er dadurch nicht verwirklichen, so dass er Finanzbeamter wurde. Nach seiner Heirat ließ sich die Familie in Böblingen nieder, wo das Haus Rhein zum Treffpunkt vieler Siebenbürger, speziell Rosenauer, wurde.

Kurt Rhein gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. Er war am 11. Dezember 1949 im Heimkehrerwaldheim Stuttgart anwesend, als die Gründung erfolgte. Schon davor hatte er junge Siebenbürger um sich geschart, die so genannte Sonntagsgruppe, die sich im Lokal „Untere Stadt“ in Stuttgart traf und gemeinsame Aktivitäten organisierte. 1960 wurde Kurt Rhein zum stellvertretenden Landesvorsitzenden gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1977 unter den Vorsitzenden Fritz Lukesch, Arthur Braedt und Dr. Udo Pieldner inne und hat es mit viel Arbeit und Zeitaufwand erfüllt. Er war der „erste Arbeiter im Landesvorstand“, wie einer seiner Mitstreiter ihn charakterisiert hat. 1977 übernahm er zusammen mit Helmut Bonfert kommissarisch die Führung der Landesgruppe, nachdem Dr. Udo Pieldner den Vorsitz niedergelegt hatte. Bis Februar 1978 leiteten Kurt Rhein und Helmut Bonfert die Geschicke der Landesgruppe Baden-Württemberg. Kurt Rhein wirkte damit 18 Jahre lang im Vorstand der Landesgruppe segensreich mit.

1963 gründete Kurt Rhein die siebte Rosenauer Nachbarschaft und war 30 Jahre lang ihr Nachbarvater. Umsichtig, einsatzbereit, keine Mühe scheuend, war er in der Heimatortsgemein­schaft Rosenau sozusagen für alles zuständig. Zusammen mit Georg Gross und Willi Schiel hat er viele Jahre lang Hilfstransporte in die alte Heimat organisiert und auch selbst begleitet. In den 80er Jahren gab es keine junge sächsische Familie in Rosenau, die für ihren Nachwuchs nicht mindestens ein Paket mit Babynahrung erhalten hat. Er sorgte auch dafür, dass an Heiligabend in Rosenau eine würdige Christbescherung stattfinden konnte. Das elektrische Läutwerk auf dem Turm der evangelischen Kirche in seiner Heimatstadt erinnert auch heute noch an seinen Einsatz.

Von 1978 bis 1996 wirkte Kurt Rhein als Kassenwart im geschäftsführenden Vorstand des Hilfsvereines Johannes Honterus. Diese Aufgabe ist eine der anspruchsvollsten ehrenamtlichen Aufgaben in Baden-Württemberg. In der Amtszeit von Kurt Rhein nahm der Hilfsverein außergewöhnlich große Bauinvestitionen vor. Das Heimathaus war eigentlich eine ständig Baustelle: Die Fassade wurde renoviert und neue Fensterläden eingebaut, die alte Bäderanlage im Schloss wurde ausgebaut und man schuf neue Räume für das Museum. Aber vor allem wurde die alte Pflegestation abgerissen und ein moderner Neubau des Pflegeheimes errichtet. All das musste finanziell und buchhalterisch ordentlich abgewickelt werden. Kurt Rhein hat diese Aufgabe vorbildlich erledigt.

Kurt Rhein hat sich fast 50 Jahre lang für seine Gemeinschaft eingesetzt. Sieht man sich die Dauer der Amtszeiten von heutigen Ehrenamtlichen an, ist solch eine lange und intensive Arbeit sehr selten. Dafür sprachen bei der Trauerfeier in Böblinen am 4. Februar Klaus Balthes, Vorsitzender (Nachbarvater) der HOG Rosenau, und Alfred Mrass, Vorsitzender der Landesgruppe Baden-Württemberg des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V., den Dank der sächsischen Gemeinschaft aus.

Alfred Mrass