5. Mai 2013

Mundartpflege im Radio

Der RTI-Macher Jürgen Schiel setzt sich für den Erhalt des siebenbürgisch-sächsischen Dialekts ein.
Er gibt der Sprache seiner alten Heimat eine Stimme: Der Informations- und Webdesigner Jürgen Schiel hat mit Radio Transsylvania International (RTI-Saksesch Radio) ein Internetradioprojekt der besonderen Art gestartet, denn hier spricht man siebenbürgisch-sächsisch. 2006 aus der Taufe gehoben, wurde die Initiative bereits 2008 vom Bundesinnenministerium mit dem dritten Preis der Ausschreibung „Wege ins Netz“ in der Kategorie Audio und Video ausgezeichnet. „Wir wollen den jüngeren und auch älteren Siebenbürgern vermitteln, dass es durchaus etwas ‚Cooles‘ ist, unserer Gemeinschaft anzugehören und eine gemeinsame Mundart zu sprechen oder zumindest zu verstehen“, sagt Schiel, Vorsitzender des Vereins RTI e.V., dem Trägerverein von RTI-Saksesch Radio, und Mitglied der Carl Wolff Gesellschaft (CWG). Er betreibt das Internetprojekt zusammen mit „Nicht-Siebenbürgern“ und trägt somit dazu bei, dass das Verständnis für die Besonderheiten seiner Landsleute erhöht und die Integration gefördert wird. Denn der verbindende Charakter steht für die Radiomacher im Vordergrund.

Jürgen Schiel zeichnet eine RTI-Sendung beim ...
Jürgen Schiel zeichnet eine RTI-Sendung beim Heimattag 2009 auf. Foto: Don Alfredo
Das Radio möchte auch ein Treffpunkt für die in Deutschland und der ganzen Welt verstreut lebenden Siebenbürger Sachsen sein und eine Brücke zu den noch in der alten Heimat Verbliebenen schlagen. „Dafür haben wir auf unserer Website eigens einen Bereich eingerichtet, in dem sich die Hörer registrieren können und während der Live-Sendungen, aber auch außerhalb, untereinander und mit den Machern des Radios in Kontakt treten können“, erklärt Schiel, der in Frankreich lebt. Die Sendungen in siebenbürgisch-sächsischem Dialekt entstehen unter anderem in Les Avenières, einer Kleinstadt etwa 50 Kilometer südöstlich von Lyon, und in den Studios der RTI-Moderatoren in Deutschland. Der Ausbau des sogenannten Dauerstreams befindet sich gerade in der Umsetzungsphase. „Wir haben die letzten zwei Jahre damit verbracht, Musik zu sichten und zu sortieren, um daraus einen angenehm hörbaren Dauerstream zu machen, in dem es möglichst wenig musikalische Ausreißer gibt.“ Bei dieser aufwendigen Aufgabe haben sich Chrissie Schuller und Reinhardt Lindner besonders engagiert.

Um das Radioprogramm mit aktuellen internationalen Nachrichten anzureichern, kooperiert RTI mit der Deutschen Welle. Geplant ist auch eine weitere Zusammenarbeit mit Radio Neumarkt, um den Interessierten siebenbürgische Nachrichten aus erster Hand anzubieten. Außerdem bereiten die Radiomacher das nächste RTI Musik- und Kulturfest am 30. November in Gruibingen vor und stecken mitten in den Planungen für das RTI Magazin 2013, das jedes Jahr am Heimattag der Siebenbürger Sachsen in Dinkelsbühl verteilt wird. Auf diese Weise kann Schiel die Gemeinschaft der Siebenbürger Sachsen auch weiterhin unterstützen.

Während seines Studiums zum Informationsdesigner in Stuttgart war er in der Kreisgruppe Böblingen im Vorstand und in der Tanzgruppe aktiv. „Siebenbürgen ist für mich meine Heimat im Herzen“, sagt der gebürtige Hermannstädter, der seine Ferien meistens in Kronstadt bei seinen Großeltern verbracht hat. So nimmt er heute noch regen Anteil an der Entwicklung der beiden Städte und freut sich über den wirtschaftlichen Aufschwung in Siebenbürgen.

Seit 2011 ist RTI-Saksesch Radio auch Mitglied bei der Carl Wolff Gesellschaft (CWG), dem Siebenbürgischen Wirtschaftsclub in Deutschland. „Wir fanden es gut, dass nun auch der wirtschaftliche Aspekt der Siebenbürger Sachsen ein Forum bekommt“, erläutert Schiel. Und er hofft, im Kreise der CWG-Mitglieder möglichst viele Unterstützer für sein Radioprojekt zu finden. Radiobegeisterte, die sich vorstellen können, mitzumachen und das Programm mit weiteren interessanten Sendungen zu bereichern, sind jederzeit willkommen. Um auch Radioliebhaber in der alten Heimat zu finden, hat RTI Kontakt zum Deutschen Wirtschaftsclub Siebenbürgen (DWS), einem Partnerclub der CWG, aufgenommen und will das Radioprojekt demnächst vor Ort vorstellen. „Um RTI-Saksesch Radio auf eine solide und nachhaltige Basis zu stellen, sind wir immer auf der Suche nach Kooperationspartnern, mit denen eine fruchtbare Zusammenarbeit realisierbar ist. Gemeinsam mit der CWG möchten wir diese Kooperation vertiefen und ausbauen.“

Bettina Ponschab

Schlagwörter: CWG, Radio, Mundart, Porträt

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