7. April 2017

Kleiner Nachruf auf Stefan Bretz, die Seele der „Karpatenshow“

Der Name Stefan Bretz war in Meschen in den 1980er Jahren recht weit verbreitet, doch mit dem Zusatz „Karpatenshow“ war sofort klar, wer gemeint war, auch für die Generationen, die genau wussten, dass Stefonkel nicht in Meschen, sondern in Bukarest lebt. Diese kleine Tatsache sagt viel über den Menschen Stefan Bretz, der Ende letzten Jahres, am 1. Dezember 2016, von uns gegangen ist.
In Bukarest war der am 4. August 1930 in Meschen Geborene die Seele der in Siebenbürgen respektierten Blaskapelle „Karpatenshow“, der er ein Gesicht gab. Die Liebe zur Musik ermöglichte dieses. 1980, während einer Konzertreise im Burzenland, sagte er: „Ich habe in jedem Konzert das Gefühl: Es hat sich ausgezahlt, die Leute brauchen diese durch die Musik geweckte Freude, die lebensbejahend in vieler Hinsicht wirkt. Musik ist gemeinschaftsbildend. Sie löst Verkrustungen im Einzelnen und in den Beziehungen zwischen den Mitmenschen. Sollte ich merken, dass unsere Konzerte nicht mehr gebraucht werden, so würde ich sofort aufhören.“ Stefan Bretz hat nicht aufgehört, er hat noch Jahrzehnte auf der Bühne gestanden und seine Leidenschaft und sein Können an Generationen von Musikern weitergegeben. Ich bin überzeugt, dass seine Erinnerung in „seinen Musikern“ ein bisschen weiterlebt.

Mit diesem Nachruf möchten wir als Siebenbürger Nachbarschaft Meschen e.V. unseren Blick nicht nur auf den Musiker, sondern auch auf den Menschen Stefan Bretz richten, der als sächsischer Junge aus Meschen auszog, um seine Leidenschaft und Bestimmung zu leben. Meschen war zu klein für sein musikalisches Wirken, aber groß genug, um ein Heimathafen für seine Seele auf Lebenszeit zu bleiben.

Auch wenn unsere Generation, die Ende der 1960er Jahre Geborenen, Stefan Bretz aus dem Fernsehen kannte, war er in Meschen ein einfacher „Stefonkel“. Es war selbstverständlich, dass er regelmäßig in Meschen vorbeischaute, seine Mutter besuchte und sich an Begegnungen mit alten Weggefährten aus der Kindheit erfreute. Heute bin ich sicher, dass jeder Besuch in Meschen für ihn eine sehr wertvolle Zeit dargestellt hat.

Nach der großen Auswanderungswelle folgte ein regelmäßiges Wiedersehen vieler Landsleute im Rahmen der Heimattreffen. Selbstverständlich fühlte sich Stefan Bretz zu unseren Meschner Treffen hingezogen. Genauso selbstverständlich war es, dass der in seinem neuen Wohnort Gottmadingen 1997 als „hochkarätiger Profi“ anerkannte Stefan Bretz mit einem Chor seiner Jugendfreunde und Landsleute musizieren durfte. Zusammen mit Reinhold Schneider betreute er unseren Meschner Chor. Mit Johann Draser, dem langjährigen Meschner Organisten, schrieb er mehrere Stücke, die teilweise aufgeführt wurden.

Johann Draser übergab diese Werke an Fritz Bretz, so dass wir heute in der glücklichen Lage sind noch unveröffentlichte Werke von Stefan Bretz in Händen zu halten. Fritz Bretz, eine Hälfte der Band Memories², durfte sich nicht nur einer freundlichen und respektvollen Begrüßung durch Stefonkel erfreuen, sondern auch den einen oder anderen musikalischen Tipp genießen.

Ich kann mich sehr gut an sein letztes Meschner Treffen in Bad Rappenau 2014 erinnern, als er am Tisch mit seiner Frau, meinen Eltern und Heinrich Mantsch, der anlässlich des 70. Geburtstags eine ausführliche Beschreibung seines Lebensweges in dieser Zeitung veröffentlichte (Folge 15 vom 30. September 2000, Seite 7), einen wunderschönen Tag erleben durfte. Vielleicht war es einer der letzten Meschner Tage.

Ich kann nur meine Gefühle ausdrücken, doch ich bin überzeugt, dass viele Meschner ein bisschen dankbar sind, den Menschen Stefan Bretz so verwurzelt in unserer Gemeinschaft erlebt zu haben.

Hans Reinerth

Schlagwörter: Musik, Meschen, Bukarest, Blasmusik, Nachruf

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