16. Februar 2021

Heimleiter Michael Schlander zur aktuellen Lage im Siebenbürgerheim Rimsting

Das Siebenbürgerheim Rimsting am Chiemsee, in dem derzeit 103 Bewohner, davon 72 Siebenbürger Sachsen wohnen, ist gottlob bisher vom Coronavirus verschont geblieben. Kürzlich wurde auch die zweite Corona-Impfung erfolgreich durchgeführt (siehe Bericht „Wir sind geimpft!“ sagen die Bewohner/-innen des Siebenbürgerheimes Rimsting). Heimleiter Michael Schlander sieht sein Haus trotz enormer Herausforderungen gut gewappnet: „Wir haben umfassende Schutzkonzepte, die wir auch leben, und gehen sehr verantwortungsvoll mit der Situation um.“
Michael Schlander ...
Michael Schlander
Im Mai letzten Jahres hatte der 40-jährige studierte Gesundheitsökonom im Interview mit der Siebenbürgischen Zeitung (Krise lehrt Demut und Dankbarkeit - Heimleiter Michael Schlander über die aktuelle Lage im Siebenbürgerheim Rimsting) die frühzeitig eingeleiteten Schutzmaßnahmen erläutert. Ein Dreivierteljahr später Jahr unterstreicht Schlander im Gespräch mit Christian Schoger, dass die Qualitätsstandards bei Pflege und Versorgung beibehalten werden konnten und gleichzeitig das Pflegepersonal durch verschiedene Initiativen gezielt gefördert werde.

Die Süddeutsche Zeitung meldete am 31. Januar 100 Corona-Fälle in einem Heim in Geretsried. Das belegt einmal mehr das Infektionsrisiko, vor dem Altenheime dringend zu schützen sind. Wie ist die aktuelle Situation in Rimsting?

Das Coronavirus ist nicht zu unterschätzen und die Situation ist sehr ernst zu nehmen. Allerdings gibt es trotz der Impfung und der sehr verantwortungsbewussten Maßnahmen derzeit keinen 100-prozentigen Schutz. Wir müssen häufig Maßnahmen, die in unseren Handlungsmöglichkeiten liegen, fürsorglich und bedacht abwägen und dabei die zahlreichen Vorschriften der Behörden achten, um somit die Bewohner nicht zu gefährden, aber auch nicht zu sehr einzuschränken.

Bereits am 23. Januar erfolgte im Siebenbürgerheim Rimsting die freiwillige Zweitimpfung. Mit welchem Impfstoff?

Zum Einsatz kam der recht neuartige genetische mRNA-Impfstoff von der Firma Biontech und Pfizer, der auf Boten-Ribonukleinsäure (mRNA) basiert und erst von der EU-Kommission am 21. Dezember zugelassen wurde.

Wie verträglich waren die beiden Impfdurchgänge?

Bisher zeigten die meisten Bewohner eine gute Verträglichkeit, was jedoch nicht in allen Einrichtungen der Fall war. So blieb es in unserem Haus meistens bei Kopfschmerzen, Müdigkeit und Schmerzen u.a. im geimpften Arm sowie Magen-Darm-Problemen.

Die Heimleitung und der Trägerverein haben sehr früh die erforderlichen Schutzmaßnahmen für die Sicherheit der Heimbewohner*innen eingeleitet. Sehen Sie das Siebenbürgerheim auch 2021 gut gerüstet für die anhaltende zweite und eine gegebenenfalls kommende dritte Welle?

Das ist eine sehr gute Frage, jedoch auch schwierig zu beantworten, da niemand weiß wie der zukünftige Verlauf und die politische Entwicklung ist. Wir haben umfassende Schutzkonzepte, die wir auch leben, und gehen sehr verantwortungsvoll mit der Situation um. Zudem hat sich unser bisheriger unermüdlicher Einsatz mit Erfolg bewährt und somit blicke ich weiterhin optimistisch in die Zukunft. Ich rechne auch damit, dass sich die Situation auch witterungsbedingt im späten Frühjahr / Sommer hoffentlich weiter entspannt.

Sind Sie mit der Unterstützung seitens staatlicher Stellen zufrieden? Gibt es Defizite?

Ja, es gab sehr große Herausforderungen für mich, mein Team und unsere Bewohner, da nahezu täglich neue Regierungsbeschlüsse verabschiedet wurden und dies auch unmittelbar umgesetzt werden musste. Man darf nicht vergessen, dass man alle Betreffenden erreichen muss und die Maßnahmen auch Zeit brauchen zur Implementierung. Da wir ein eigenständiger Träger sind, müssen wir uns vieles selbst erarbeiten, neben den normalen Alltagsaufgaben, was häufig schon sehr herausfordernd ist. Ich bin sehr froh, dass wir in unserem Haus mit allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein sehr gutes Team sind! Besonders loben möchte ich die Erreichbarkeit und Zusammenarbeit mit dem Landratsamt Rosenheim, insbesondere mit Frau Philipp, der Heimaufsicht, die u.a. die Anordnungen der Ministerien weitergeben musste. Auch positiv zu betrachten ist, dass die coronabedingten erheblichen Zusatzkosten zum Teil vom Staat getragen werden.

Wie kommen die Heimbewohner mit den Kontaktbeschränkungen zurecht?

Ich glaube, dass es für einige Bewohner gerade nicht so einfach ist, da sich unabhängig von unserer Einrichtung das soziale Leben verändert hat, auch die Teilbedeckung des Gesichtes schränkt die gesellschaftliche Kommunikation etwas ein. Jedoch ist unser Haus unter Voranmeldung und entsprechenden Schutzmaßnahmen für alle Besucher offen. In den meisten Fällen wird unsere Besucherzahlbegrenzung nicht ausgeschöpft. Einige Bewohner bedauern auch, dass gerade bei Feierlichkeiten laut den Vorgaben des Ministeriums nur eine Person in unser Haus oder auf unser Gelände kommen darf, sie sind aber froh, dass es überhaupt möglich ist und es zahlreiche andere Kommunikationsmöglichkeiten gibt.

Apropos Pflegepersonal: Reicht die gegenwärtige Personaldecke aus?

Wie nahezu alle Einrichtungen im Gesundheitswesen spüren wir sehr deutlich die Verknappung von Pflegefachkräften. Das führt dazu, dass wir meist für jeden Monat Zeitarbeitskräfte einsetzen müssen, die eine erhebliche finanzielle Belastung für unser Haus sind, jedoch sind wir auch froh, unseren qualitativen Anspruch der Versorgung beizubehalten. Wir versuchen, mit einigen für die Mitarbeiter wohltuenden Maßnahmen unserem Personal etwas Gutes zu tun, wie z.B. die Schaffung einer Entspannungsoase mit Massagestuhl, die ausschließlich für Mitarbeiter angeboten wird, Bonusmodelle und Geburtstagsgeschenke, externes Mentoring und Coaching, Mediation und die Möglichkeit einer ausgedehnten Altersvorsorge sowie betriebliches Gesundheitsmanagement, welches im Aufbau ist.

Gab es die in Aussicht gestellten Bonusleistungen für die Pflegekräfte?

Unsere Pflegekräfte, aber auch andere Mitarbeiter haben teils je nach Berufsgruppe und Einsatzzeit bis zu zwei Bonuszahlungen vom Staat bekommen, worüber die Freude auch hinsichtlich der gesellschaftlichen Anerkennung sehr groß war.

Welche prägenden Erfahrungen verbinden Sie mit dem Jahr 2020?

Ich persönlich finde es wichtig, über den eigenen Tellerrand, aber auch die eigene Komfortzone hinauszublicken und dass man sich auch breitgefächert aus ganz unterschiedlichen Quellen informiert, um eine eigene Meinung zu bilden. Dabei ergeben sich häufig neue Möglichkeiten und Sichtweisen. Das vergangene Jahr hat uns einiges gelehrt und war für den einen oder anderen bestimmt auch sehr schmerzhaft. Jedoch war und ist nicht alles schlecht, oft wird einem immer wieder die Dankbarkeit gelehrt, wodurch sich selbstverständliche Dinge mehr schätzen lassen. Es zeigte mir auch, wie ein gesunder Optimismus und positives Denken, das Gebet zu Gott sowie möglichst angstfreies Handeln von meinen Mitmenschen geschätzt wurden und wichtig sind.

Vielen Dank für das Gespräch.

Schlagwörter: Siebenbürgerheim, Rimsting, Bayern, Altenheim, Pflege, Heimleiter, Schlander, Interview, Corona, Impfung

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