1. April 2004

Erhard Graeff

Seit zehn Jahren zieht Erhard Graeff als Bundesgeschäftsführer der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland die Strippen, um den alljährlichen Heimattag in Dinkelsbühl organisatorisch wie auch aus kaufmännischer Sicht zum Erfolg zu führen. Angesichts knapper werdender Haushaltsmittel ist es immer wieder ein Drahtseilakt zwischen wünschenswerter Programmvielfalt und tatsächlicher Finanzierbarkeit. Obendrein spielt der Wetterfaktor eine mitentscheidende Rolle. Sehen wir heuer noch mehr jugendliche Gesichter bei den verschiedenen Veranstaltungen? Für diese und andere Fragen von Christian Schoger legte der Hermannstädter vorübergehend den Hörer auf die Gabel.

Herr Graeff, Pfingsten naht und so auch der Heimattag in Dinkelsbühl. Jetzt bricht die heiße Phase bei den Organisatoren an. Glühen in Ihrem Büro schon die Drähte?

Die Organisation des Heimattages als Ganzes in enger Zusammenarbeit mit dem Organisationsreferat Heimattag und dem Kulturreferat, mit allen einzukalkulierenden Unwägbarkeiten, macht das Pfingsttreffen jedes Mal wieder spannend. Und das ist gut so. Aus Erfahrung wappnet man sich für diese und jene Eventualität, es passiert aber jedes Mal irgendetwas "Drittes", das man nicht bedacht hat.

Rund 10 000 Besucher kamen im letzten Jahr. Wie war die Bilanz aus kaufmännischer Sicht?

Auch aus finanzieller Sicht ist der Heimattag 2003 gut verlaufen. Wir wissen alle warum: Das Wetter muss passen, damit ein Aufenthalt in Dinkelsbühl "Sinn macht". Und die mitausrichtende Gruppierung muss potent sein. Letztes Jahr war es der HOG-Verband und somit war gewährleistet, dass viele Heimatortsgemeinschaften - neben den treuen Trachtenformationen der Kreisgruppen der Landsmannschaft und den Jugendgruppen - als Mitwirkende und Besucher anwesend sein werden.

Welche Zielgruppen sollten/könnten noch stärker in Erscheinung treten?

Es reicht, wenn den potenziellen Teilnehmern bewusst wird, dass wir jedes Jahr den "Heimattag der Siebenbürger Sachsen", also aller Landsleute, in Dinkelsbühl begehen und nicht bloß die Mitausrichter sich für Programm, Kulturgruppen und Besucher verantwortlich fühlen. Der Pfingsttermin bietet die einmalige Gelegenheit zu zeigen, wie "großartig" wir Siebenbürger Sachsen als Gemeinschaft sind. Nach innen wie nach außen. Wenn genügend Teilnehmer am Heimattag anwesend sind und wir uns als Gastgeber den Ehrengästen gegenüber "anständig" benehmen, wird es uns auch künftig gelingen, hochrangige Politiker einzubinden und damit für unsere gemeinsame Sache zu gewinnen.

Immer wieder gibt es Stimmen, die eine stärkere Präsenz der Jugend einfordern. Die Jugendlichen auf dem Zeltplatz sind eher resistent gegen die Reize des Heimattagsprogramms.

Selbstverständlich wäre es begrüßenswert, wenn mehr und mehr junge Leute, die während des Heimattages vor den Toren der Stadt campieren und eigentlich bloß "die Sau rauslassen", mitbekommen würden, was sich auf den Straßen und Plätzen der Altstadt tut. An den Besuch eines Events in einem geschlossenen Veranstaltungsraum wage ich gar nicht zu denken. Dabei ist der Heimattag mit seinen vielen kulturellen Angeboten nichts anderes als ein "Crash-Kurs", bei dem auch die jungen Leute in kürzester Zeit ungeheuer viel über "ihre Wurzeln" lernen können.

Nordrhein-Westfalen ist 2004 Mitausrichter in Dinkelsbühl.

In NRW wohnen die meisten Siebenbürger Sachsen in Deutschland, die direkt oder indirekt von dem Ereignis "Evakuierung und Flucht aus Nordsiebenbürgen" betroffen sind.

Mit einer Ausstellung, der Festrede und "Zeitzeugen" der thematische Schwerpunkt in diesem Jahr.

Nicht zufällig ist die Landesgruppe NRW der Landsmannschaft heuer Mitausrichter des Heimattages, der der 60 Jahre seit diesem einschneidenden Ereignis Rechnung trägt. Ein wenig problematisch wird aus finanzieller Sicht der Transfer der "geballten" NRW-Kulturgruppen, weil die geografische Entfernung zum Austragungsort nicht wegzudiskutieren ist.

Welche Akzente kann die Landesgruppe NRW Ihres Erachtens setzen?

Wir erwarten uns qualitativ hochstehende Beiträge aus den Gliederungen dieser Landesgruppe, die Zeugnis ablegen von der hervorragenden Integration unserer Landsleute in Deutschland.

Dann freuen wir uns also auf einen spannenden, gehaltvollen und erfolgreichen Heimattag 2004!

Link: Bundesgeschäftsführung

Schlagwörter: Interview, Verbandsleben, Geschäftsführer

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