10. Mai 2005

Dr. Hans-Konrad Molitoris

Die große Familie, die zahlreichen Menschen, denen er über mehrere Jahrzehnte als Arzt und Helfer in manchen schwierigen Lebenslagen hilfreich zur Seite stand, und wir Bistritzer der älteren Generation gratulieren Dr. Hans-Konrad Molitoris sehr herzlich zur Erfüllung seines 90. Lebensjahres.

Hans-Konrad Molitoris erblickte am 17. Mai 1915 im Hause des Mediascher Gymnasiallehrers und späteren Bistritzer Stadtpfarrers Dr. Carl Molitoris und der Mathilde, Tochter des Mediascher Stadtpfarrers Karl Römer, das Licht der Welt. Die humanistische Bildung und der christliche Geist des Elternhauses waren die solide Grundlage für die gute Schulbildung zunächst in Mediasch, und, nach der Berufung des Vaters zum Stadtpfarrer von Bistritz, auf dem evangelischen Gymnasium von Bistritz, wo er auch sein Bakkalaureat mit Erfolg ablegte. Das Studium der Medizin fing Hans-Konrad Molitoris in Erlangen an, wo er im Hause seines Onkels „wie ein Sohn und Bruder“ seiner Vettern und Cousinen Aufnahme fand. Das Medizinstudium setzte er im preußischen Königsberg und Berlin fort, wo er nach dem Staatsexamen 1938 über das Thema „Ein Beitrag zum endemischen Kretinismus in Siebenbürgen“ zum Dr. med. promovierte. Am 1. September 1939 erhielt er seine Approbation als Arzt. Von 1939 bis 1943 diente Dr. Molitoris als Stabsarzt d.R. in einer Panzer-Aufklärungsabteilung. Er wurde mit dem Eisernen Kreuz 1. und 2. Klasse und nach seiner Verwundung mit dem Panzersturmabzeichen ausgezeichnet. Die beiden letzten Kriegsjahre war Dr. Molitoris erster Sanitätsoffizier in der Kriegsschule Klagenfurt, geriet in britische Gefangenschaft, in der er dann als Arzt in Ägypten und Cyrenaika (Libyen) bis zu seiner Entlassung verblieb. 1948 kehrte er nach Deutschland zurück und ließ sich in Westfalen nieder. Nach einigen Jahren als Assistenz- und Oberarzt in der Weserberglandklinik in Höxter war der Mediziner seit 1957 bis 1988 in seiner internistischen Fachpraxis in Hattingen als niedergelassener Arzt tätig.
Das Weserbergland und das oberbergische Drabenderhöhe wurden ihm zur zweiten Heimat. In der von Kultur und Kunst geprägten Stadt Soest fand er seine Lebensgefährtin Ingeborg (geb. Carrié), die er 1952 ehelichte und die drei Töchtern und zwei Söhnen das Leben schenkte. Seine Schwiegerkinder und die vier Enkelkinder haben indessen den Kreis der Familie erweitert. Die Folgen der Evakuierung der Nordsiebenbürger Sachsen, die maßgeblich unter der Leitung seines Vaters, des Generaldechanten Dr. Carl Molitoris, im Herbst 1944 stattgefunden hatte, führten die Großfamilie, zu der seine Eltern und die beiden Schwestern Etti Bell und Adelheid Wokalek samt ihren Großfamilien zählten, im Land Nordrhein-Westfalen wieder zusammen. Die bereits in der Zeit seines Studiums in Erlangen gefestigten Familienbande mit der Familie seines Hansonkels, der Ordinarius an der Universität Erlangen für gerichtliche Medizin war, haben das Geschlecht der Molitoris über den Rahmen der siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft hinaus zu einem beachtlichen Kreis von Menschen im Dienst der Wissenschaft, der Kultur und der Künste werden lassen.
Dr. Hans-Konrad Molitoris war und ist bis heute ein Siebenbürger Sachse. Seine Eltern und die aus Meschen bei Mediasch stammenden Großeltern, insbesondere die beiden Großväter, die er als Ausnahmepersönlichkeiten bezeichnet, haben ihn geprägt. So ist es verständlich, dass schon der junge Hans-Konrad als Schüler in der Jugendbewegung „Südostdeutscher Wandervogel“ und in der Arbeitslagerbewegung seiner Zeit aktiv mitmacht. Als 15-Jähriger ist er in Deutschland unterwegs und hält sich sechs Wochen in einem Jugendheim auf der Insel Sylt auf. Während seines Studiums ist er in der „Vereinigung Auslandsdeutscher Studenten“ tätig, und wird 1938 in Berlin zum Bundesführer des „Bund Auslandsdeutscher Studenten“. Er reist in dieser Zeit u.a. nach Westpreußen, Mittelpolen, Nordschleswig, Holland und Belgien; in den Semesterferien leitet er in Siebenbürgen Arbeitslager, die von der damaligen Arbeitslager- und Landdienstbewegung organisiert wurden.
Nach Kriegsende steht er seinem Vater, dem Generaldechanten von Nordsiebenbürgen, zur Seite und setzt sich für die Sammlung und Bewahrung siebenbürgischen Kulturgutes ein, das im Zuge der Kriegswirren, der Flucht und Evakuierung in den Westen gelangt ist. So werden Matrikeln, Kirchenbücher und Archivalien gesammelt und restauriert, Teppiche und vasa sacra werden sachgemäßer Aufbewahrung zugeführt. In den Jahren vor dem Fall des Eisernen Vorhanges ist er für manchen mittellosen Siebenbürger, dem es gelingt, einen Besucherpass zu bekommen, helfender Arzt und Ratgeber. So stand und steht Dr. Hans-Konrad Molitoris auch außerhalb des heimatlichen Bodens im „heil’gen Ring“ der Gemeinschaft, der er sich immer verpflichtet gefühlt hat. Dafür danken wir ihm. Wir wünschen Dr. Hans-Konrad Molitoris Gesundheit und Zufriedenheit im Kreise seiner großen Familie. Möge Gott ihm noch viele gesegnete Lebensjahre schenken.
Kurt Franchy, emeritierter Stadtpfarrer und Bezirksdechant von Bistritz

Schlagwörter: Porträt, Wissenschaft

Bewerten:

6 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.