30. April 2006

Hermann Schmidt

Am 8. April 2006 feierte Hermann Schmidt, langjähriger Stellvertretender Generalschulinspektor des Kreises Hermannstadt, von 1980 bis 1998 Direktor der Brukenthalschule und heute Ehrenbürger der Stadt, seinen 80. Geburtstag. Die Lebensleistung des Pädagogen Hermann Schmidt und das Spezifikum der Brukenthalschule in dieser Zeit hat Prof. Dr. h.c. Walter König in treffender Weise am 12. Juni 1998 bei der festlichen Verabschiedung des Jubilars in der Aula der Brukenthalschule verdeutlicht.
König erinnerte in seiner noch unveröffentlichten Rede, die hier gekürzt wiedergegeben wird, an die ersten beiden deutsch-rumänischen Schulbuchkonferenzen Anfang der siebziger Jahre in Braunschweig und Bukarest, den ersten deutsch-rumänischen Pädagogen-Kongress an der Universität Bonn 1977, an dem Schmidt als einziger Deutscher in der rumänischen Delegation und König als Einziger aus dieser Region stammender in der deutschen mitwirkten, und an weitere persönliche Begegnungen mit Schmidt.

Hermann Schmidt: Vortrag in Stuttgart am 23. September 2005. Foto: Horst Feischer
Hermann Schmidt: Vortrag in Stuttgart am 23. September 2005. Foto: Horst Feischer


Hermann Schmidt: Vortrag in Stuttgart am 23. September 2005. Foto: Horst Feischer
Was war, aus meiner Sicht, für Sie charakteristisch?

- Sie haben nicht nur in der Schule gearbeitet, Sie haben für die Schule gelebt.

- Sie haben schon als Stellvertretender Generalschulinspektor und später als Direktor gute, ja zum Teil hervorragende Lehrkräfte für diese Schule gewonnen und für gute äußere Arbeitsbedingungen gesorgt.

- Sie hatten gute Kontakte zu rumänischen Persönlichkeiten und staatlichen Institutionen, und Sie haben diese ausgezeichnete Personen- und Institutionenkenntnis für die deutschen Schulen und dann für "ihre" Schule genutzt.

- Sie haben die Schule hervorragend nach außen vertreten, haben für eine gute Darstellung nach außen gesorgt. (Das hat viel Zeit und Kraft gekostet, und Kolleginnen und Kollegen haben manchmal gestöhnt und um Unterrichtsstunden gekämpft.) Die höchsten Repräsentanten Deutschlands, Österreichs und auch Rumäniens haben die Schule besucht: Die Brukenthalschule hat sozusagen die deutschen Schulen Rumäniens nach außen hin repräsentiert.

- Sie waren ein strenger Chef, immer um perfekte Organisation bemüht (wenn Sie eine Schülerin während einer Schulveranstaltung streng ansahen, hatte ich Angst, dass sie steckenbleibt ...). Sie waren auf äußere Disziplin bedacht - auf selbstverantwortliche Disziplin-, und Sie kümmerten sich um die kleinen Dinge, die andere vielleicht für Äußerlichkeiten hielten. (Ich erinnere mich, dass Schülerinnen und Schüler einmal scherzhaft das Kinderlied "Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh" sangen.)

Als (in meinen Augen) Charakteristika der Schule, "ihrer" Schule, seien hier nur zwei genannt:
- In ihr wurden bürgerliche Verhaltensformen gepflegt, Formen des Umgangs und des Auftretens, auch in einer Zeit, als sie als "bourgeois" verpönt waren und zu verfallen drohten, Verhaltensformen des gegenseitigen Respekts.

- Und wichtig; Die Gesamtaufgabe der Schule erschöpft sich nicht in der Addition von Schulfächern, sondern dazu gehört das, was man im Deutschen unter dem Begriff "Schulleben" zusammenfasst: Musik, Tanz, Sport, Ausflüge, Schulreisen, Feste, Feiern: Gelegenheiten auch des sozialen Lernens und der selbsverantwortlichen Disziplin, die den Lehrern großes Engagement abverlangen, aber auch große Befriedigung bewirken und den Schülern in der Erinnerung haften bleiben. Als Beispiel erinnere ich nur daran, dass in einer Zeit, in der in der Stundentafel der Klassen 9-12 keine einzige Musikstunde vorgesehen war, die Brukenthalschule nicht nur die traditionelle Blasmusik, sondern den Kammerchor, ein kleines Schülerorchester und ein Leichtmusikensemble hatte. Ich bin dankbar, dass es uns damals in gemeinsamen Anstrengungen gelungen ist, die Schallplatte "Stimmen der Völker in Liedern" herauszubringen.

Verdienste und Leistungen eines Menschen, auch die eines Lehrers, können immer nur gewürdigt und beurteilt werden im Verhältnis zu den Bedingungen und Möglichkeiten der Zeit - und es waren schwierige Zeiten, in denen Sie gearbeitet haben: Zeiten, in denen Gratwanderungen nötig waren, in denen es auch Demütigungen gab, die bei vielen Verwundungen und Narben hinterlassen haben. Bischof Christoph Klein sprach bei einem Empfang von der Aufgabe, "sich mit seiner eigenen Biographie zu versöhnen". Aber ich habe in meinen Veröffentlichungen immer betont: Wir müssen zwischen einem System unterscheiden und dem, was Menschen trotz dieses Systems leisten. Und: Wir dürfen vom Ende der Ceauºescu-Ära rückblickend nicht alles einebnen. Es hat in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg auch Phasen eines (relativ) blühenden kulturellen Lebens gegeben, in dem die Schulen Zentren waren. Der Druck von außen und die ideologischen Zumutungen führten zu einem engen Zusammenhalt und zu einer intensiven pädagogischen Wirkung nach innen. Das wird in den Klassen- und Jahrgangstreffen deutlich. Die Schule hat wesentlich dazu beigetragen, dass die deutschen Schülerinnen und Schüler - auch in Zeiten, in denen ihre eigene Kultur und Geschichte im Lehrplan und in den Schulbüchern fast völlig unterschlagen wurde - ihre sprachliche und kulturelle Identität bewahren konnten. Und sie hat in Zeiten großer gesellschaftlicher Veränderungen ihren Schülerinnen und Schülern solide Grundlagen und Orientierungen für das Studium, den Beruf und das persönliche Leben vermittelt.

Viele ehemalige Schülerinnen und Schüler, Kolleginnen und Kollegen und Wegbegleiter danken dem Jubilar für sein großes Engagement, verbunden mit vielen Wünschen für die kommenden Lebensjahre.

Link: www.Brukenthal.ro

Schlagwörter: Porträt, Wissenschaft

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