30. Juli 2009

Rumänische Auszeichnung für Hans Bergel

Rumäniens Staatspräsident Traian Băsescu verlieh dem Schriftsteller, Journalisten und Herausgeber Dr. h.c. Hans Bergel mit Datum vom 31. Mai 2009 den nach französischem Vorbild geschaffenen „Orden für Kulturelle Verdienste im Range eines Offiziers“. Der Orden wurde dem 1925 in Rosenau bei Kronstadt Geborenen – so der Text der Verleihungsurkunde – für „das literarische Gesamtwerk, für den persönlichen Beitrag zur Bereicherung des rumänischen und universalen Kulturgutes“ zuerkannt.
Darunter ist nicht zuletzt die Fülle der Vorträge und Literaturlesungen an Bildungs- und Kultureinrichtungen Rumäniens sowie die der öffentlichen Präsenz Bergels im rumänischen Funk und Fernsehen zu verstehen, unter anderem zu Fragen der Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit des Landes. Der nach dreimaliger politischer Haft 1968 aus Rumänien emigrierte, abwechselnd in Gröbenzell bei München und am Garda-See lebende Autor von 35 Büchern wurde 1987 mit dem Bundesverdienstkreuz, im Jahr 2001 als erster siebenbürgischer Deutscher mit dem Titel eines Dr. h.c. der Universität Bukarest geehrt. Er machte sich in Rumänien durch die Übersetzung einiger seiner Bücher und eine Reihe in angesehenen Periodika wie „Lettre Internationale“ (rumänische Ausgabe) veröffentlichter Texte einen Namen.

Geschätzt sind ebenso Bergels freimütigen kritischen Äußerungen in Vorträgen z.B. im Rahmen der Veranstaltungen der „Academia Civică“ („Bürger-Akademie“), zu deren Ehrenmitglied ihn die Präsidentin, die weltweit bekannte Dichterin Ana Blandiana, ernannte. So etwa wenn er bei den Politischen Sommerkursen der von der Konrad-Adenauer- und Friedrich-Ebert-Stiftung mitgetragenen Gedenkstätte „Memorial“ 2008 in Sighetu Marmației im Vortrag „Der historische Bruch. Die Motive der Auswanderung der deutschen Bevölkerung aus Rumänien“ (in rumänischer Sprache gehalten: „Ruptura istorică. Motivele emigrării populației germane din România“ den rumänischen Chauvinismus unumwunden als einen der Hauptgründe der Auswanderung bezeichnet. Gleiches gilt für den Akademie-Vortrag 2007 „Asurdul ca normalitate. Între Brun și Roșu („Das Absurde als Normalität. Zwischen Braun und Rot“), der wegen seiner Deutung der politischen Paralellkräfte Kommunismus/Nationalsozialismus sowie der Folgen für das 20. Jahrhundert Aufsehen erregte und im Beisein des berühmten französischen Zeithistorikers Stéphane Courtois zu ausholender Diskussion führte. Aber auch sein in Bukarest gehaltener Festvortrag „Gedanken über Friedrich Schillers Kulturtheorie“ – als „Reflecții asupra teoriei culturii lui Friedrich Schiller“ in zwei Folgen der Zeitung revista 22 erschienen (2007) – gab Anlass zu Diskussionen in ersten rumänischen Intellektuellenkreisen; darin rechnete Bergel mit den pädagogischen Prinzipien der Diktaturen des 20. Jahrhundert ebenso ab wie mit jenen der antiautoritären Erziehung. Etc. Es führte zu weit, hier alle Vorträge, Lesungen, die ausführlichen TV-, Funk- und Presseinterviews zu kulturellen, literarischen oder politischen Themen aufzureihen, die sich mit Bergels Namen als Gast rumänischer Universitäten, Kulturinstitutionen und Medien-Anstalten verbinden. Ihre Summe erklärt die Gründe, die Rumäniens Staatspräsidenten zur Verleihung der Auszeichnung bewogen.

Der vierundachtzigjährige Hans Bergel gilt längst als herausragende Persönlichkeit der Vermittlung zwischen zwei Kulturen im Geist europäischer Einigungsnotwendigkeit. Mit den größeren Kulturzusammenhängen vertraut, scheut er sich nicht, Tabus beider Seiten in Frage zu stellen und Provinzialismen offen beim Namen zu nennen. Seine oft einzelgängerisch unkonventionelle Betrachtungsweise sowie seine anregende Kommunikationsfreude wirken dabei nach beiden Seiten überzeugend.

Dr. M. Kenst

Schlagwörter: Kultur, Ehrung, Bergel, Burzenland

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