11. Juni 2002

Deutsch-rumänisches Schulprojekt

Zwölf rumänische und sechs deutsche Schülerinnen und Schüler des Theoretischen Lyzeums "Johannes Honterus" sowie der Duisburger Hauptschule Werthstraße haben sich zwölf Tage lang mit der kommunalen Energieversorgung in Kronstadt befasst. Ihre umfangreiche Ausstellung am 4. Juni in der Aula der Honterusschule fand breites öffentliches Interesse. Das internationale Schulprojekt war von der Robert Bosch Stiftung mit ihrem Programm „Junge Wege in Europa“ initiiert worden.
13 Jahre nach der Revolution gibt es viele Unternehmen in Rumänien, die Gewinne erwirtschaften und Bildungseinrichtungen im eigenen Land fördern. Davon konnte kürzlich auch die Honterusschule profitieren. Denn erstmals kamen die erforderlichen Spenden nicht aus dem Westen Europas, sondern aus dem eigenen Land. Einen internetfähigen Computer lieferte IBM-Romania, die Firma Sorin Mihai übernahm die Transferkosten der deutschen Delegation von Bukarest nach Kronstadt, die zentrale Energieversorgung CET stellte einen Ingenieur für eine Führung im Kraftwerk bereit und die kommunalen Verkehrsbetriebe fuhren die Schülergruppe mit einem Sonderbus von Werkstatt zu Werkstatt. Ein nachahmenswerter Präzedenzfall.
Das Honterusfest in der Schulerau bildete einen der Höhepunkte des Austausches
Das Honterusfest in der Schulerau bildete einen der Höhepunkte des Austausches

Beide Jugendgruppen nahmen gemeinsam an einem vielfältigen Kultur- und Freizeitprogramm teil. Dabei wurde die Schülergruppe von den deutschen Lehrern Karla Wolter und Dietmar J. Bronder sowie von den rumänischen Professorinnen Karin Bruss und Gisella Ceconnea begleitet. Die auf breite Resonanz stoßende Ausstellung in der Aula der Honterusschule zeigte die Unterschiede zwischen deutschen und rumänischen Betrieben auf. Da schien es ins Bild zu passen, dass ausgerechnet zur Eröffnung der Schlussdokumentation der Strom ausfiel.

Rumänien liegt 15 Jahre zurück

Besonders aufschlussreich war der Besuch bei der zentralen Energieversorgung CET in Kronstadt. Sowohl dieses Kraftwerk als auch die Duisburger Stadtwerke sind im Jahre 1985 mit ähnlicher Kohleverstromungstechnik erbaut worden. Die Unterschiede gehen aus der Gegenüberstellung eindeutig hervor. Hatte sich bei dem Besuch der deutsch-rumänischen Schülergruppe im Februar dieses Jahres das deutsche Werk auf dem neuesten Stand der Steuerungstechnologie präsentiert, so wirkte das rumänische Werk auf die Jugendlichen wie ein Museum. Das vorherrschende Fotoverbot spricht Bände. Die Fernwärme wird mittels korrodierter Überlandrohre an die Haushalte geliefert. Die mechanische Steuerung stammt noch aus dem Baujahr - während in Duisburg neueste Elektronik zum Einsatz kommt. Entsprechend höher ist der Wirkungsgrad. Hervorzuheben ist auch die offensivere Informationspolitik der Stadtwerke über Technologie und Umweltschutzbemühungen. Die Heranwachsenden stellten ferner fest, dass es in Rumänien keine konkurrierenden Stromlieferanten gibt.

Mangelhaftes Material

Wesentlich publikumsfreundlicher präsentierten sich die Verkehrsbetriebe RATbv. Sie stellten der Projektgruppe einen Citybus für die Werkstattbesuche, holten sie von der Schule neben der Schwarzen Kirche ab und fuhren sie zu den Wartungsgebäuden von Bussen, Trollis und Straßenbahnen. Die Werkstattleiter boten der Gruppe informative Rundgänge an. Alle hier gewarteten Fahrzeugen hatten ein beträchtliches Alter erreicht. Materialverschleiß allerorten. Keine Spur von solch modernen Transportmitteln wie bei den Duisburger Verkehrsbetrieben. In Deutschland werden beispielsweise die Busse elektronisch geprüft. Nicht so in Kronstadt, wo es an der notwendigen Technik fehlt. Stattdessen beobachteten die Schüler überall Korrosion, selbst an noch vor kurzem reparierten Stellen.

Beeindruckt von Landschaft und historischen Bauwerken

Die Schönheit der Karpatenlandschaft und der zahlreichen historischen Gebäude hatte es den Schülern angetan: die Tötzburg bei Bran, die Kirchenburgen von Tartlau und Honigberg, das Schloss Peles. Auch Wanderungen auf den Karpatenhöhen standen auf dem Programm, das die deutschen Schülerinnen und Schüler mit ihren rumänischen Freunden gemeinsam absolvierten.

Partnerschaft hat Zukunft

Lehrer und Schulleitung sprachen sich in ihrer Abschlussbesprechung für eine Fortsetzung der gemeinsamen pädagogischen Arbeit aus. Seit vier Jahren stimmt man bereits verschiedene Unterrichtsarbeiten parallel aufeinander ab, z. B. die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen oder die Entwicklung der EU. Noch in diesem Jahr wollen die Honterusschule und die Hauptschule Duisburg-Laar eine Videokonferenz via Internet erproben. Dazu soll in Kronstadt ein "internationaler PC-Arbeitsplatz" eingerichtet werden, um die Schulpartnerschaften zu erleichtern. Weitere Projekte sind "under construction".

Dietmar Bronder

Schlagwörter: Jugendaustausch, Kronstadt

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