25. Januar 2021

Mit neuen Konzepten junge Leute erreichen: Interview mit Manuel Krafft, IT-Referent der SJD-Bundesjugendleitung

Manuel Krafft wurde 1997 in Wuppertal geboren, seine Eltern stammen aus Mediasch und Waldhütten. Seit September 2020 macht er ein duales Studium zum Diplom-Finanzwirt. 2018 wurde er zum Internet- und Pressereferenten der Kreisgruppe Wuppertal gewählt, seit Oktober 2019 ist er IT-Referent in der Bundesjugendleitung der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) und seit März 2020 ist er zudem Landesjugendreferent im Vorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen. Victoria Knight hat mit ihm ein E-Mail-Interview über die Technik sowie die Jugend- und Kreisgruppenarbeit in Zeiten von Corona geführt.
Wie ist Ihr Interesse an der siebenbürgisch-sächsischen Kultur entstanden, wie kam es dazu, dass Sie sich im Vereinsleben engagieren?

In meiner Kindheit und meiner Jugend hatte ich tatsächlich überhaupt kein Interesse an der siebenbürgisch-sächsischen Kultur, und dass es ein dazugehöriges Vereinsleben gab, war mir kaum bewusst. Die einzigen Berührungspunkte, die ich damit zu dieser Zeit hatte, waren die Heimattage in Dinkelsbühl, vorausgesetzt, wir sind hingefahren, und das traditionelle Essen meiner Oma.
Manuel Krafft ...
Manuel Krafft
Einen wirklichen Kontakt zur Kultur bekam ich erst, als meine Eltern mir erzählten, dass sie mit einigen aus Wuppertal eine Volkstanzgruppe gründen wollen, um bei dem bevorstehenden Kronenfest, welches erstmalig seit vielen Jahren von der Kreisgruppe organisiert wurde, aufzutreten. Besonders ernst nehmen konnte ich das ganze Unterfangen damals nicht. Schließlich fing ich auch an, mich dafür begeistern zu können, und bin seitdem auch festes Mitglied in der Tanzgruppe und versuche dahingehend die Kultur in Form von Tanz und Tracht zu wahren. In das Vereinsleben wurde ich eher zufällig eingebunden, indem ich als Verbandsmitglied bei den Neuwahlen des Vorstands der Kreisgruppe Wuppertal war. Dort wurde ich spontan als Presse- und Internetreferent vorgeschlagen und, zugegeben als einziger Kandidat, gewählt. Auch zur SJD und zur Bundesjugendleitung (BJL) bin ich eher zufällig geraten, indem ich auf der SJD-Segelfreizeit vom damaligen Bundesjugendleiter Dr. Andreas Roth angesprochen wurde. Daraufhin wurde ich als Gast zu einer Sitzung der BJL eingeladen und dort als stellvertretender Internetreferent kooptiert. Es kam also in der Regel erst das Amt und daraufhin die Motivation, sich zu engagieren und das Vereinsleben voranzubringen.

Seit einem Jahr sind Sie nun IT-Referent in der SJD-Bundesjugendleitung. Dieses Amt ist wichtig in Zeiten von Corona. Welche Erfahrungen haben Sie beim Digitalen Heimattag, dem Online-Fifa-Turnier, dem SJD Podcast „SJDeeptalk“ oder anderen Gelegenheiten gemacht?

Die Corona-Pandemie hat meinem Amt 2020 in der Tat eine neue Bedeutung gegeben. Was zuvor selbstverständlich war, musste neu überdacht und mit anderen Konzepten angegangen werden. Zu meinem Glück kannte ich mich bereits mit Software zum Filmschnitt und Livestreaming aus. Der Digitale Heimattag, als erste Online-Veranstaltung des Verbandes zusammen mit der SJD, war aus mehreren Gründen eine besondere Herausforderung. Zum einen fiebern die Leute ein ganzes Jahr auf den Heimattag in Dinkelsbühl hin, zum anderen war die Zeit von einem Monat vom Konzept bis zur Ausstrahlung recht kurz. Die investierte Zeit war es aber definitiv wert. Wir konnten ein Zeichen setzen, dass sich der Verband von dieser Pandemie nicht unterkriegen lässt. Die Leute haben ein sichtbares Interesse an diesen alternativen Veranstaltungen gezeigt. So entstand auch die Idee, statt des ausgefallenen Fußballturniers ein Online-FIFA-Turnier zu veranstalten, wobei wir auch eine ganz neue Zielgruppe für die SJD erreichen konnten. Der Podcast „SJDeepTalk“ war ein Herzensprojekt, das spontan entstanden ist und das sich qualitativ und inhaltlich von der ersten Folge an stetig verbessert hat.

Was ist das Besondere an der SJD, welche Vorteile bietet sie jungen Leuten an?

Als SJD und auch als Bundesjugendleitung sind wir an dem besonderen Punkt, dass wir mit gleicher Herkunft und Vergangenheit einen ganz eigenen Bezug innerhalb unserer Gemeinschaft schaffen können. Nicht selten ist eine der ersten Fragen: „Woher kommen deine Eltern?“. Zudem haben wir einen viel direkteren Bezug zu unseren Mitgliedern, da wir eine Jugendorganisation sind, welche auch in großem Maße von Jugendlichen und jungen Erwachsenen geleitet wird. Aktuell haben wir vielleicht sogar die jüngste Bundesjugendleitung überhaupt und dadurch auch einen viel engeren Draht zu den Leuten, für die wir unsere Vorstandsarbeit primär ausrichten. Wir sind ein Verein von jungen Leuten für junge Leute. Unser stärkstes Pferd im Stall ist dabei die siebenbürgisch-sächsische Kultur. Wer etwas über sich und seine Wurzeln lernen möchte, findet in der SJD die ideale Anlaufstelle, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.

Sie sind als Fotograf und Videofilmer unterwegs und haben sogar einen eigenen YouTube-Kanal („Palukes“). Wie kombinieren Sie dieses Hobby mit der Liebe für die sächsische Kultur?

Film und Filmkultur sind mitunter die wichtigsten und konsistentesten Bestandteile meiner Freizeit. Immer wenn ich die Zeit habe, versuche ich mich mit Filmtheorie zu beschäftigen oder Filme zu schauen. Fotographie und Videographie sind daher Möglichkeiten, innerhalb meines Low-Budget-Kosmos diese Dinge selbst umzusetzen. Bei fast allen Veranstaltungen der Kreisgruppe Wuppertal oder der SJD bin ich mit mindestens einer Kamera vor Ort und versuche, Eindrücke einzufangen. In den meisten Fällen dient das eher zur Dokumentation und nur selten ist es möglich, künstlerisch zu arbeiten. Daher ist auch das einzige Video auf meinem YouTube-Kanal, welches wirklich zum Tragen kommt, ein Kurzfilm über den Heimattag 2018 in Dinkelsbühl. In der Regel werden eher Tanzgruppen gefilmt, fotografiert und anschließend mit eher gedrosselter Bearbeitung veröffentlicht, was für mich mehr Arbeit als Hingabe zum Hobby ist. Aber ich empfinde diese Arbeit als sehr sinnvoll, da hier wichtige Momente im Verbandsleben festgehalten werden.

Welche Ziele haben Sie sich als kommissarischer Landesjugendreferent im Vorstand der Landesgruppe Nordrhein-Westfalen gesetzt?

NRW kam mir persönlich immer etwas zerstreut vor, in dem es zwar aktive und gut aufgestellte Jugendgruppen gibt, diese aber primär unter sich bleiben und ein etwas gedrosselter Austausch stattfindet. In meinen Augen lag dort ein wenig ungenutztes Potential. Ich wurde eine Woche vor dem ersten Lockdown im März kommissarisch gewählt und konnte daher noch kaum eine Idee ausarbeiten. Die einzige Veranstaltung, die ich im Landesjugendreferat durchführen konnte, war das zusammen mit der SJD Bayern organisierte Online-FIFA-Turnier. Dabei ging es darum, von den bekannten Pfaden abzuweichen und mit neuen Konzepten auch andere junge Leute als bisher zu erreichen. Neben der kulturellen Arbeit möchte ich gerne noch ein paar solche Events umsetzen, wenn die Corona-Bedingungen es zulassen.

Welche Erlebnisse verbinden Sie mit der Kreisgruppe Wuppertal, über deren Aktivitäten Sie oft in unserer Zeitung berichten?

Kreisgruppen bieten für viele die erste Anlaufstelle für siebenbürgisch-sächsische Kultur, sei es über Tanzgruppen, Chöre, Nähkreise, Blasorchester oder Bälle. Die örtliche Nähe schafft da ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl, welches auf den höheren Verbandsebenen eher rar zu finden ist. Es sind überwiegend die Kreisgruppen, welche jungen Leuten einen ersten Einblick in das Verbandsleben bieten, da man dort die meisten vertrauten Gesichter vorfindet. Als Internet- und Pressereferent der Kreisgruppe Wuppertal wird mir dahingehend auch viel Vertrauen geschenkt, da sowohl der Internetauftritt als auch die Artikel in der Siebenbürgischen Zeitung wichtige Bestandteile der Außenwirkung darstellen. Damit bekomme ich selbst auch eine ganz andere Wahrnehmung der Veranstaltung, da ich diese aus dem Blickwinkel des Veranstalters sehe, aber auch die Perspektive des Besuchers einnehmen muss, um das Geschehene in den Berichten und Postings nahbarer machen zu können. Daher ist mir das Engagement in der Kreisgruppe sehr wichtig, was in der Corona-Krise aber zugegebenermaßen, aufgrund der Projekte der SJD, zu kurz gekommen ist.

In Corona-Zeiten besteht die Gefahr, dass Menschen vereinsamen oder Vereine ihre Aktivitäten herunterfahren. Was empfehlen Sie den Leuten zu tun, damit ihr Leben lebenswert bleibt?

Der Verband und die SJD sind wichtige Ankerpunkte für viele Menschen, vielleicht auch gerade für jene, die keine große Familie oder keinen großen Freundeskreis haben. Dies ist eine nicht zu vernachlässigende Verantwortung gerade für die Vorstände. Eine zusammenhaltende Gemeinschaft ist jetzt mehr gefragt als jemals zuvor, und dafür braucht es Konzepte. Vor allem junge Leute sind mit den neuen sozialen Medien weitgehend vertraut, und diese Wege der Kommunikation sollten aktiv gestaltet werden. Der Austausch über Facebook und Instagram gewinnt gerade jetzt an Bedeutung, sei es über die offiziellen Kanäle der SJD oder über Unterhaltungsseiten wie „@DerMischKors“ auf Insta­gram. Humor ist in diesen Zeiten ein wichtiges Ventil zur Ablenkung von den Alltagseinschränkungen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass auf der Vereinsebene die Arbeit weitergeht, wenn auch in diesen alternativen Formen. Für uns alle ist dies ein Sprung ins Ungewisse und direktes Feedback in der Form von Kommentaren oder Nachrichten ist da sehr wichtig. Neben der Teilnahme an den Veranstaltungen ist auch das aktive Mitgestalten von Konzepten jederzeit willkommen.

Schlagwörter: SJD, Interview, Krafft, IT, Internet, Referat, Bundesjugendleitung, Corona, NRW, Öffentlichkeitsarbeit

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