20. September 2006

Siebenbürgisch-Sächsische Jugend beim Trachten- und Schützenzug

Beim diesjährigen Oktoberfest in München vertrat die Siebenbürgisch-Sächsische Jugend in Deutschland (SJD) zum zweiten Mal die Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen im traditionellen Trachten- und Schützenzug, der immer am ersten Wies’n-Sonntag stattfindet. Rund 170 Gruppen mit fast 9 000 Teilnehmern waren am 17. September nicht nur aus Deutschland, sondern aus ganz Europa und den USA angereist, um sich und ihre Trachten auf dem sieben Kilometer langen Zugweg durch die Münchener Innenstadt zu präsentieren.
Die Siebenbürger Sachsen waren mit 110 Trachtenträgern aus drei verschiedenen Trachtenlandschaften und der „Siebenbürger Blasmusik Stuttgart“, dirigiert von Hans-Otto Mantsch und verstärkt durch zahlreiche Böblinger, einen Ansbacher und zwei Augsburger Musiker, vertreten. Schon beim Aufstellen am frühen Morgen war zu sehen, dass sich die Vorbereitungen, die Anfang des Jahres begannen, gelohnt hatten. Ines Wenzel, stellvertretende Bundesjugendleiterin, war unermüdlich im Einsatz, um die Trachten zusammenzustellen und jedem einzelnen Teilnehmer den letzten Schliff zu verpassen. Von der Haarnadel bis zum Schnürsenkel musste alles sitzen – und Kaugummi kauen im laufenden Zug war selbstverständlich nicht erlaubt, auch wenn es einigen wohl die Nervosität vor diesem großen Auftritt genommen hätte.
Die jüngsten Teilnehmer des Trachtenzuges verstärkten die Gruppe, die das Nösnerland repräsentierte, und hatten sichtlich Spaß. Foto: Hans-Werner Schuster
Die jüngsten Teilnehmer des Trachtenzuges verstärkten die Gruppe, die das Nösnerland repräsentierte, und hatten sichtlich Spaß. Foto: Hans-Werner Schuster


Schon im Vorfeld hatte Ines Wenzel in einem Interview mit dieser Zeitung (Folge 14 vom 15. September 2006, S.1) betont, dass es „eine Freude und eine Ehre“ sei, die Siebenbürger Sachsen in diesem Rahmen vertreten zu dürfen. Dementsprechend ernsthaft war sie und die gesamte Leitung der SJD von Anfang an bei der Sache, entschied über Teilnehmer, Trachtenlandschaft und Zugaufstellung und sorgte für einen reibungslosen Ablauf.

Beim Trachtenumzug zeigte die SJD dann Trachten aus der Hermannstädter Gegend und dem Burzenland, hier unterstützt von der Tanzgruppe Tuttlingen, und aus dem Nösnerland, das hauptsächlich von der Tanzgruppe Nürnberg vertreten wurde. Die siebenbürgische Gruppe mit der Zugnummer 36 b präsentierte dank exzellenter Vorbereitung und Disziplin ein geschlossenes Bild und stieß bei den vielen Zuschauern, die den Zugweg säumten, auf große Bewunderung. Immer wieder bot sich auf dem Weg zur Theresienwiese die Gelegenheit, dem interessierten Publikum in sehr komprimierter Form Herkunft und Bedeutung der Trachten zu erklären – vor allem dann, wenn der Zug ins Stocken kam.
Trachten aus der Hermannstädter Gegend: Mädchen mit Kürschen, Spangengürtel, Borten und besticktem Leibchen, Jungen in Stolzenburger Mantel oder besticktem Kirchenpelz. Foto: Doris Roth
Trachten aus der Hermannstädter Gegend: Mädchen mit Kürschen, Spangengürtel, Borten und besticktem Leibchen, Jungen in Stolzenburger Mantel oder besticktem Kirchenpelz. Foto: Doris Roth


Auf dem letzten Kilometer wurde es dann noch einmal anstrengend, aber mit der Aussicht auf eine Maß Bier und ein halbes Hendl trugen sich Kirchenpelz, Borten, Gürtel und Heftel um einiges leichter. Noch einmal winken und in die Kameras lächeln, dann war es geschafft. Selbst eine harte Bierbank in der „Ochsenbraterei“ ist eine Erholung nach sieben Kilometern Gehen und Repräsentieren.

Bundesjugendleiter Rainer Lehni, der verschwitzt und durstig im Zelt ankam, zog das schnörkellose Fazit: „Es war schön, aber anstrengend.“ Ines Wenzel konnte am darauffolgenden Tag den Auftritt beim Trachten- und Schützenzug schon etwas differenzierter beurteilen: „Kein Umzug ist so wie der Oktoberfestumzug, das Publikum ist 1a“, so Wenzel, und auch das monatelange Suchen, Ausleihen, Vorbereiten der Trachtenteile hatte sich gelohnt: „Ich bin sehr zufrieden, es hat alles gepasst.“
Beim Einzug auf die Theresienwiese gab die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart noch ein letztes Ständchen, bevor die ausgedörrten Kehlen dann mit einer kühlen Maß Bier befeuchtet werden konnten. Foto: Axel Wenzel
Beim Einzug auf die Theresienwiese gab die Siebenbürger Blasmusik Stuttgart noch ein letztes Ständchen, bevor die ausgedörrten Kehlen dann mit einer kühlen Maß Bier befeuchtet werden konnten. Foto: Axel Wenzel


Wenn in zwei Jahren wieder eine siebenbürgische Gruppe einen Beitrag zum größten Volksfest der Welt leisten darf, wird sie sich anstrengen müssen – die SJD hat mit ihrem diesjährigen Auftritt die Messlatte sehr hoch gehängt.

Doris Roth




Schlagwörter: SJD, Oktoberfest

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