24. Oktober 2007

Aus Tradition und Liebe zum Tanz: 16. Tanzwettbewerb in Geretsried

Das Novum des diesjährigen Volkstanzwettbewerbes war ohne Zweifel die internationale Beteiligung: Mit den beiden österreichischen Tanzgruppen aus Wels und Traun haben sich zum ersten Mal auch siebenbürgisch-sächsische Tanzgruppen außerhalb Deutschlands an dem Wettbewerb beteiligt. Die Juroren waren angetan von dem Können der dreizehn teilnehmenden Gruppen und bestätigten die gute Arbeit, die seitens der Tanzgruppenleiter geleistet wird. Am Ende triumphierten zwei Tanzgruppen mit identischer Punktzahl: die Jugendtanzgruppe Geretsried und die Siebenbürgische Kinder- und Jugendtanzgruppe Augsburg.
Der Austragungsort der diesjährigen Veran­staltung waren die Ratsstuben in dem winterlich verschneiten Geretsried. Bundesjugendleiter Rainer Lehni begrüßte die Teilnehmer sowie die zahlreich erschienenen Zuschauer und Ehren­gäste aufs Herzlichste. In seinem Grußwort un­terstrich er die Bedeutung dieser Veranstaltung als neue Form von Gemeinschaftspflege und Bekenntnis zur siebenbürgisch-sächsischen Gemeinschaft. Dabei sollten nicht die Vorstel­lungen unserer Eltern und Großeltern umgesetzt werden, sondern die Traditionen dem Zeit­geist entsprechend fortgeführt werden.
Früh übt sich, was ein Meister werden will: Die ...
Früh übt sich, was ein Meister werden will: Die Zuschauer der Kindertanzgruppe Geretsried verfolgten den Wettbewerb mit größter Aufmerksamkeit. Foto: Helmut Klamer
Der stellvertretende Bundesvorsitzende und Vorsitzende des Landesverbandes Bayern, Dr. Bernd Fabritius, ließ es sich nicht nehmen, die Veranstaltung mit seiner Anwesenheit zu beehren. In seiner Ansprache nutzte er die Gelegen­heit, eine teilweise missverstandene Festrede von Prof. Dr. Paul Philippi, Ehrenvorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, näher zu erläutern. Obschon der Volkstanz laut Philippi nicht zur Substanz siebenbürgisch-sächsischen Erbes gehört, ist die Ordnung des Zusammenlebens, der Geist der Zusammengehörigkeit, den das Tragen der Tracht symbolisiert, das Erbe, das es zu sichern gilt. Und dieses Erbe kann, so Fabritius, überall dort gesichert werden, wo Siebenbürger Sachsen sind. Die Veranstaltung in Geretsried hat gewiss ihren Teil dazu beigetragen. Seitens der gastgebenden Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen hieß die Vorsitzende Herta Daniel die Gäste willkommen. An und für sich sei man gewohnt, Trachtenträger in den Ratsstuben anzutreffen, doch heute böte sich, dank der vielen Jugend­lichen in siebenbürgisch-sächsischer Tracht, ein einzigartiges Bild. Der Bundesjugendsprecher der siebenbürgisch-sächsischen Tanz­gruppen in Österreich, Manfred Schuller, be­grüßte die Anwesenden mit einem österreichi­schen „Grüß Gott“ und brachte seine Freude über die erstmalige Teilnahme österreichischer Tanzgruppen am Volkstanzwettbewerb zum Ausdruck.

Den Reigen der Darbietungen eröffnete die Kindertanzgruppe Geretsried (Leitung: Doris Ongerth), die den „Schustertanz“ zeigte, gefolgt von der Schülertanzgruppe Geretsried (Leitung: Gerlinde Theil) mit dem „Hirscher Gräbler“. Obwohl beide Gruppen noch außerhalb der Jurorenwertung auftraten, ließ der stürmische Applaus darauf schließen, dass sie schon recht bald mit den „Großen“ mithalten können. Die Moderatoren Silke Untch und Tom Kieltsch führten in lockerer Manier durch das knapp vierstündige Programm.
Überzeugte das Publikum und die Jury mit ihrem ...
Überzeugte das Publikum und die Jury mit ihrem tänzerischen Können: die Jugendtanzgruppe Geretsried. Foto: Helmut Klamer
Die im Vorjahr eingeführte Regelung, jeweils einen Pflicht- und einen Kürtanz vorzuführen, wurde auch in diesem Jahr beibehalten – im Vorfeld hatte man sich auf den aus der Schweiz kommenden „Nagelschmied“ geeinigt. Auch die Vorteile einer externen Jury waren nicht von der Hand zu weisen. In diesem Jahr konnten Manfred Gemkow, Ute Rath, Peter Fink und Donald Gralherr, allesamt Experten in Sachen Volks­tanz, für die Bewertung gewonnen werden. Die Trachtenbewertung übernahm Hilde Orend, aktiv in der HOG Deutsch-Weißkirch. Stand bei der Bewertung des Pflichttanzes vor allem die genaue Umsetzung der Tanzbeschreibung im Vordergrund, so bot die Kür die Möglichkeit zur vollsten Entfaltung.
Sie wurde (punktegleich mit Geretsried) Sieger ...
Sie wurde (punktegleich mit Geretsried) Sieger des Volkstanzwettbewerbes 2007: die Siebenbürgische Kinder- und Jugendtanzgruppe Augsburg. Foto: Helmut Klamer
Gezeigt wurden unter anderem der „Schaulustig“ und das „Mühlradl“, die „Sauerländer Quadrille“, der „Polkaschwung“ oder der „Krütz-König“. Obwohl viele Gruppen mit eigener Fangemeinde anreisten, war das gegenseitige Anfeuern selbstverständlich. Der reichlich gespendete Beifall nach jeder Darbie­tung ließ in keinster Weise auf den Ausgang des Wettkampfes schließen und so war zu erahnen, dass die Juroren vor eine schwierige Aufgabe gestellt wurden. Das Ergebnis des diesjährigen Volkstanzwettbewerbes war dann doch eine Überraschung für alle. Den 1. Platz belegten mit gleicher Punktzahl gleich zwei Tanzgruppen: die Jugendtanzgruppe Geretsried (Leitung: Silke Untch, Heike Kraus, Tom Kieltsch) und die Siebenbürgische Kinder- und Jugendtanzgruppe Augsburg (Leitung: Rosemarie Schwarz, Ute Schuller). Beide Tanz­gruppen haben durch ihre lockere und be­schwingte Darbietung beeindruckt. Der wegen Punktgleichheit ebenfalls doppelt vergebene 3. Preis ging an die Siebenbürgische Jugendtanz­gruppe Heilbronn (Leitung: Christine Göltsch, Ines Wenzel) und die Siebenbürgisch-Sächsische Jugendtanzgruppe München (Leitung: Gerhard Martini). Die Drittplatzierten haben gleichfalls sehr gute Vorführungen geboten und lagen nur wenige Punkte hinter den Siegern. Der unerwartete Ausgang brachte die Organisatoren in eine verzwickte Lage. Es waren nicht genügend Pokale vorhanden. Doch Dr. Bernd Fabritius er­klärte sich spontan bereit, seitens des Landes­verbandes Bayern die fehlenden, jeweils gleichwertigen Pokale zu stiften.
Belegten beim siebenbürgisch-sächsischen ...
Belegten beim siebenbürgisch-sächsischen Volkstanzwettbewerb gemeinsam den Spitzenplatz: die Siebenbürgische Kinder- und Jugendtanz­gruppe Augsburg (linke Bildhälfte) und die Jugendtanzgruppe Geretsried. Foto: Helmut Klamer
Die weiteren am Wettbewerb teilnehmenden Gruppen waren in alphabetischer Reihenfolge: Jugendtanzgruppe Biberach, Volkstanzgruppe Ingolstadt, Tanz­gruppe Köln, Trachtentanzgruppe Nadesch, Tanzgruppe Nürnberg, Tanzgruppe Sachsen­heim, Jugendtanzgruppe Stuttgart, Siebenbürger Jugend Traun und Tanzgruppe Wels.

Der im Anschluss stattfindende Herbstball der SJD bildete den Abschluss dieser gelungenen Veranstaltung. Zu den Klängen von „Amazonas-Express“ wurde kräftig gefeiert und bis in die Morgenstunden getanzt. Eine derart groß angelegte Veranstaltung kann nicht ohne zahlreiche Helfer stattfinden. Nicht zuletzt sei der Tanz­gruppe Geretsried und den vielen Helfern der Kreisgruppe Bad Tölz – Wolfratshausen für ihren Einsatz vor Ort gedankt. Auch die tatkräftige Unterstützung zahlreicher Bundjugendleitungs­mitglieder unter Federführung von Ingwelde Juchum und Rainer Lehni verdient entsprechende Würdigung. Die Messlatte wurde beim diesjährigen Volkstanzwettbewerb hoch gelegt. Der 17. Volkstanzwettbewerb am 25. Oktober 2008 kann mit Spannung erwartet werden.

Jürgen Binder

Schlagwörter: Tanzgruppen, SJD

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