20. September 2010

Singgruppe „Sälwerfäddem“ tritt in Stuttgart auf

Nach sehr erfolgreichen Auftritten der Singgruppe Sälwerfäddem aus Hermannstadt in der Heilbronner Gegend setzte das Ensemble seine Konzertreise durch Süddeutschland in Stuttgart fort. Dort traf es am 6. September vormittags ein und wurde im Haus der Heimat des Landes Baden-Württemberg von Reinhold Zöllner, Vorsitzender der Kreisgruppe Stuttgart, von Martina Zöllner, Kulturreferentin der Kreisgruppe, und von Alfred Mrass, Landesvorsitzender in Baden-Württemberg, sowie von weiteren Landsleuten herzlich empfangen.
In der Begrüßung drückten die Redner ihre Freude aus, dass man gemeinsam singen werde, dass man sich austauschen und gemeinsam feiern werde, dass man auf diese Weise die Zusammengehörigkeit und Einheit unseres Völkchens festigen könne. Nach der Begrüßung stellte Alfred Mrass die Landesgruppe mit ihren 32 Kreisgruppen, deren Vorsitzenden und den Gesamtlandesvorstand vor. Die aktuellen Mitgliederzahlen im Verband der Siebenbürger Sachsen und deren Entwicklung wurden von den Gästen interessiert zur Kenntnis genommen.

Zur Überraschung und Freude aller traf mittags auch der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, im Haus der Heimat in Stuttgart ein. In seiner Begrüßung lobte er die Singgruppe aus Hermannstadt als aktives Element im Kulturleben der alten Heimat. Danach stellte er die weltweite Föderation der Siebenbürger Sachsen und deren Aufgaben vor, wobei auch Beispiele konkreter Probleme aus Rumänien angesprochen wurden, die durch den Einsatz des Föderationsvorsitzenden gelöst wurden.

Am Nachmittag sollte ein Höhepunkt der Reise der Singgruppe folgen. Durch die Bemühungen des Landesvorsitzenden Alfred Mrass war es gelungen, einen außerplanmäßigen Termin zum Besuch des Staatsministeriums Baden-Württemberg, der sogenannten Villa Reitzenstein, dem Sitz des Ministerpräsidenten Stefan Mappus, zu bekommen. Dort wurde die Gruppe in der Bibliothek des Hauses von Herrn Möller, Mitarbeiter der Pressestelle, begrüßt und bei Kaffee und Kuchen in die wechselvolle Geschichte des Hauses eingeführt. Der Einführung in der Bibliothek durch Herrn Möller folgte ein Gang durch die wichtigsten Räume des Gebäudes: Runder Saal, Eckzimmer, Blauer Salon und schließlich das Kabinettszimmer, wo die Landesregierung wöchentlich tagt. Eleganter Stuck, Marmormosaiken, Holzintarsien, Gemälde, wertvolle Möbel, das besondere Parkett sowie das schöne Grundstück in bester Stuttgarter Halbhöhenlage begeisterten die Besucher aus Hermannstadt. Ebenso die Tatsache, dass sie auf denselben Stühlen sitzen durften, auf denen auch hohe Staatsgäste empfangen wurden. Glücklich meinte eine Besucherin aus Hermannstadt: „Letztes Jahr waren wir in Bayern bei einem Bürgermeister, heuer sind wir in Baden-Württemberg im Haus des Ministerpräsidenten, vielleicht gehen wir nächstes Jahr in Berlin zur Bundeskanzlerin.“ Als Dank für die Betreuung und Führung wurde für Herrn Möller das Lied „Willst Du Gottes Werke schauen, komm ins Siebenbürgerland“ gesungen, wodurch er nach Hermannstadt eingeladen wurde.
Die Singgruppe vor dem Eingang des ...
Die Singgruppe vor dem Eingang des Staatsministeriums Stuttgart.
Am nächsten Tag (7. September) erlaubte das regnerische und kalte Wetter keinen Besuch des zoologisch-botanischen Gartens Wilhelma und auch keinen Stadtrundgang durch Stuttgart. Die Gruppe besuchte daher vormittags das Schloss „Solitude“, ein Lust- und Jagdschloss Herzog Carl Eugens von Württemberg aus dem 18. Jahrhundert. Dabei vermittelte der Schlossführer Wissenswertes zur Person des Herzogs Carl Eugen (er soll über 300 Kinder gezeugt haben) und zur Kulturgeschichte. So wurde die Herkunft der Redewendungen „Alles in Butter?“ und „Etwas ist durch die Lappen gegangen“ erklärt. Nach einem schmackhaften Mittagessen in den Nebenräumen der Pauluskirche Zuffenhausen, von den Mitgliedern der Kreisgruppe Stuttgart Gerhild Reip und Agneta Teutschlender zusammen mit Frau Bühler (ehemals Scharosch), Messnerin, gut organisiert, folgte in der Kirche der Auftritt der Singgruppe. Es war auch hier ein Genuss, die Sängerinnen und Sänger anzuhören, die vertrauten sächsischen Lieder wie z.B. „De Kirschen blän en asem Guerten“, „Brännchen um gränen Rien“ und vor allem das vom Quartett Helga Maiterth, Rose Henrich, Helga Pitters und Ileana Constantiniu gesungene „Wäjeliedchen“ von Grete Lienerth-Zultner zu hören und in Gedanken mitzusummen. Aber auch das rumänische Volkslied „De-ar fi mândra-n deal la cruce“ kam sehr gut an. Pfarrer i.R. Walther Seidner ergötzte das Publikum mit nachdenklich-heiteren Einlagen. Vor Abschluss des Abends las er in der Kirche den Psalm 103 in sächsischer Sprache, sprach das Vaterunser und erteilte den Segen auf Siebenbürgisch-Sächsisch. Der Chor der Kreisgruppe Stuttgart unter der Leitung von Ilse Abraham ergänzte das Programm der Hermannstädter. Dabei fiel die Einheitlichkeit der Aussprache, die Genauigkeit der Interpretation der Lieder und die Ausgewogenheit der vier Stimmen auf. Von den neun dargebotenen Musikstücken gefielen insbesondere „Treue zur Heimat (Gern denk ich zurück)“, „De Astern“, „Sälwerfäddem“, „Zeisken huet ein klinzich Näst“ und „Freunde, die ihr seid gekommen“. Zum Ausklang des Abends sangen die beiden Chöre und die ca. 150 Zuhörer gemeinsam das Lied „Af deser Ierd“. Auf Vorschlag und Bitte aus dem Publikum wurde zuletzt das „Siebenbürgenlied“ gesungen. Der Landesvorsitzende Alfred Mrass dankte allen, die zum Gelingen des Abends beigetragen hatten. Besonders herzlich dankte er den neun Gastgebern aus Stuttgart, deren Bereitschaft, die Sängerinnen und Sänger unterzubringen, diese Reise erst möglich gemacht hat. Julius Henning aus Pforzheim wurde für sein finanzielles Engagement zu Gunsten der Singgruppe Sälwerfäddem Dank ausgesprochen.
Die Singgruppe bei ihrem Auftritt in der ...
Die Singgruppe bei ihrem Auftritt in der Pauluskirche Stuttgart-Zuffenhausen.
Am Morgen des 8. September wurde die Gruppe in Zuffenhausen von Agneta Teutschlender verabschiedet. Die Konzertreise 2010 führte sie weiter nach Dinkelsbühl. Der Besuch der Hermannstädter Singruppe „Sälwerfäddem“ und deren Aufnahme und Betreuung durch den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und durch Siebenbürger Sachsen als Gastgeber fügt sich in die Bemühungen unseres Verbandes ein, die Kontakte zwischen hüben und drüben zu intensivieren, den Zusammenhalt und die Einheit unseres Völkchens zu festigen. Dieses Ziel verfolgten auch die Gäste aus Hermannstadt, deren Sprecher Walther Seidner von einem Besuch der „Unteren Nachbarschaft“ bei der „Oberen Nachbarschaft“ sprach. Mögen solche Besuche in den kommenden Jahren verstärkt stattfinden.

Alfred Mrass

Schlagwörter: Stuttgart, Konzert, Siebenbürgen

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