2. August 2012

Das ist die Berliner Luft, Luft, Luft...

Auf Einladung des Bundestagsabgeordneten Stefan Müller, seit 2009 Parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe im Deutschen Bundestag, ging die dreitägige Reise des Liederkranzes Herzogenaurach am 15. Juni pünktlich bei Sonnenaufgang in Nürnberg los. In Herzogenaurach stieg der Großteil der Gruppe ein, die Mitglieder des Liederkranzes Herzogenaurach, darunter waren leidenschaftliche einheimische als auch „zugewanderte“ Sänger aus Siebenbürgen und dem Banat.
Das Abgeordneten-Reisebüro, das größtenteils den Reiseablauf geplant hatte, hatte mit Georg Hutter, der schon lange Sänger im Liederkranz ist, einen kompetenten Mitarbeiter und einen geduldigen und zuverlässigen Begleiter der Reisegruppe. Ihm war es auch zu verdanken, dass im Bus etliche kulturell engagierte Mitglieder aus dem Verband der Siebenbürger Sachsen saßen.

Schon auf der Hinfahrt gab der Busfahrer Rainer Hinweise auf Sehenswürdigkeiten und interessante Informationen. Nach der Ankunft steuerte man zuerst das Restaurant „Nante Eck“ „Unter den Linden“ an. Das nächste Ziel war der Reichstag. Hier wimmelte es wie in einem Ameisenhaufen. Kein Wunder, dass man hier nur angemeldet und unter stärksten Sicherheitsvorkehrungen reinkommt. Dass, während wir mit gezücktem Ausweis auf Einlass warteten, drinnen im Plenarsaal der Bär los war, erfuhren wir erst später. Samstag stand in der Zeitung: „Eklat im Bundestag“ und „Dass an diesem Freitag etwas Besonderes geschehen wird im Deutschen Bundestag, ahnt kurz vor der Mittagszeit noch niemand.“ Ausnahmsweise wurden wir durch die unterirdischen Katakomben zum Sitzungssaal 3N001 geführt. Stefan Müller begrüßte die beiden anwesenden Besuchergruppen und beschrieb seinen Tätigkeitsbereich im Bundestag. „Im Ältestenrat bin ich der Jüngste!“, verriet er schmunzelnd. Auch hat er die Personalverantwortung für 40 Mitarbeiter. Er erläuterte kurz ein aktuelles Thema, beantwortete Fragen der Zuhörer und ließ sich mit den Besuchergruppen fotografieren, bevor er sich eiligst auf den Weg zum Flughafen machte, um nach Hause zu fliegen.
Die Berlinreise bot auch eine ...
Die Berlinreise bot auch eine Informationsveranstaltung im Reichstagsgebäude. Foto: Georg Hutter
Für unsere Gruppe stand die Führung durch die Hackeschen Höfe auf dem Programm. Die Hackeschen Höfe liegen in der Spandauer Vorstadt. Nach dem Bau 1906 galten sie als die größte Mietskasernenstadt der Welt. Damals hatte Berlin 2 Millionen Einwohner. Heute sind es 3,5 Millionen. Außerhalb der Hackeschen Märkte trifft man überall auf Spuren jüdischer Geschichte, z. B. die Stolpersteine, eine Aktion des Künstlers Gunter Demnig, die in Berlin mit Pflastersteinen auf den Fußwegen der Oranienstraße begann. Hier befindet sich auch die neue Synagoge. Nach der interessanten Entdeckungstour ging es ins Hotel Arcadia. Der Abend stand zur freien Verfügung. Man konnte den Abend im Innenhof unter den Arkaden bei einem Glas Wein ausklingen lassen oder sich ins Nachtleben stürzen.

Am Samstagmorgen starteten wir nach einem ausgiebigen Frühstück mit der Stadtführerin Hilke Gedes zu einer Berlin-Entdeckungstour. Auf der Frankfurter Allee (früher Stalin-Allee) ging es an den Mietskasernen für die Arbeiterklasse vorbei zur East Side Gallery, die aus 1300 m erhaltener und restaurierter Mauer besteht, weiter am Roten Rathaus vorbei ins älteste Viertel Berlins, das Nicolai-Viertel. Am Alexanderplatz steht mit 368 m das höchste Bauwerk Deutschlands und das vierthöchste der Welt. Wir sahen den Berliner Dom und den Platz, auf dem ab 2013 das Berliner Schloss wieder aufgebaut werden soll. Dazu fehlen von der Gesamtsumme von 580 Mio. noch 80 Mio.! Das Reiterstandbild von Friedrich dem Großen (1740), die Humboldt-Universität, die Galeries Lafayette lagen auf unserem Weg. Am Checkpoint Charlie am Gendarmenmarkt mit dem Deutschen und dem Französischen Dom und vor dem Schloss Charlottenburg machten wir eine kurze Fotopause. Zum Schluss kamen wir an der „Schwangeren Auster“ und am „Benz-Bimmel“ vorbei zum Reichstag. Bis zu unserem Einlass-Termin mussten wir Schutz vor dem starken Gewitter suchen. Einige nutzten die Gelegenheit, um im SB-Restaurant eine Berliner Currywurst zu essen.

Bevor unsere Gruppe auf der Besuchertribüne des Plenarsaals Platz nehmen durfte, mussten wir uns alle wieder, wie am Flughafen, einchecken lassen, danach geduldig warten, bis die ganze Gruppe vollständig war und wir eingelassen wurden. Wir bekamen wichtige Informationen über bauliche Gegebenheiten und Nutzung des Gebäudes, über Inneneinrichtung, Platzverteilung der Abgeordneten, Sitzungsabläufe. Dabei erfuhren wir auch, dass am Vortag der so genannte „Hammelsprung“ angewendet wurde. Erst mussten alle Abgeordneten den Saal verlassen, um danach wieder durch eine Tür den Saal zu betreten. Es gibt drei Türen, die entweder mit Ja, Nein oder Enthaltung überschrieben sind. Die Abgeordneten werden (gleichsam wie Hammel) in der Herde gezählt. Es wurde beim „Hammelsprung“ dann allerdings festgestellt, dass der Bundestag nicht beschlussfähig war, weil nur weniger als die Hälfte der Parlamentarier anwesend waren (211 von 620). Beim anschließenden Gang in der Kuppel konnte man die spektakuläre Kuppel-Architektur von Sir Norman Foster bewundern und die herrliche Aussicht auf Berlin genießen. Auch das Wetter hatte sich inzwischen gebessert. Die Sonne schickte immer wieder ihre Strahlen auf die Stadt. Leider regnete es während der einstündigen Spreerundfahrt. Dank der gläsernen Überdachung blieben alle Passagiere trocken und man konnte den Blick auf die per Band auf Deutsch und Englisch angekündigten Sehenswürdigkeiten werfen. Dazu gab es Eiskaffee, Pharisäer oder Berliner Kindl mit Waldmeistergeschmack und, und, und ..., serviert von einer echten Berlinerin. Die restliche Zeit des Nachmittags und des Abends blieben zur freien Verfügung. Es gab wieder viele Möglichkeiten: gleich ins KaDeWe zum Shoppen gehen, gemütlich durch die Stadt bummeln, essen gehen, sich im Hotel ausruhen, Fußball gucken, sich fein machen und sich im Friedrichstadtpalast die Vorstellung „YMA – zu schön, um wahr zu sein“, die Blue Man Group im Theater des Westens anschauen oder eine andere Show besuchen, z. B. im Chamäleon Theater in den Hackeschen Höfen. Auch „Hinterm Horizont“ hätte man was erleben können, wenn man nicht lieber mit den Vampiren tanzen wollte! Zum Schlafen bleibt wenig Zeit, von Ausruhen, gar Ausschlafen ist keine Rede.

Am Sonntagmorgen war Kofferpacken angesagt. Nach dem Frühstück ging es weiter nach Potsdam. Auf den singenden Stadtführer waren alle gespannt. Überraschenderweise wurden wir von König Friedrich Wilhelm IV. in mit Orden geschmückter Uniform begrüßt. Er entpuppte sich als unser Stadtführer und stellte sich mit Hans Joachim Petz vor. Er verriet, dass ein Freund ihn auf seine Ähnlichkeit mit dem preußischen König aufmerksam gemacht habe. Auf die Idee, während der Führung ein paar Lieder zu singen, sei er als begeisterter Sänger selber gekommen. Wir fuhren über die Glienicker Brücke, auf der in DDR-Zeiten der Agentenaustausch stattgefunden hatte. Wir sahen die Schlösser Babelsberg und Glienicke, die „Große Neugier“, von wo aus man früher einen Blick in den Westen werfen konnte. Potsdam liegt auf einer Insel, die man über sechs Brücken erreichen kann. Für uns ging es weiter durch die „Verbotene Stadt“, die nach dem Zweiten Weltkrieg von Offizieren der Sowjets besetzt worden war, an der russischen Kolonie Alexandrowka vorbei, durch das Holländische Viertel. Nach vielen spannenden Geschichten, Gedichten und Liedern brachte uns der singende Stadtführer zum Restaurant Loft in der Fußgängerzone von Potsdam. Zum Mittagessen wurde uns unter anderem Berliner Leber und Potsdamer Schnitzel über den Dächern der Stadt serviert.

Der letzte vielversprechende Programmpunkt unserer Reise war der Besuch der Ausstellung „Friederisiko“, die als faszinierendes Erlebnis und ungewöhnliche Entdeckungsreise beschrieben wird. Anlässlich des 300. Geburtstages Friedrichs des Großen präsentiert die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zwölf Themenkomplexe rund um den Kaiser und seine Zeit in seinem prächtigsten Schlossbau. Nach der Verteilung der blauen Erkennungsbändchen ging es in zwei Gruppen durch die Ausstellungsräume im Neuen Palais. Unsere Zeit war begrenzt, wir mussten an die bevorstehende Heimreise denken. Den Spaziergang durch den Schlosspark an der Orangerie und dem Chinesischen Haus vorbei zum prächtigen Schloss Sanssouci konnte man bei herrlichem Wetter genießen. Die Abfahrtszeit wurde auf 16.30 Uhr festgelegt. Alle waren pünktlich da, bis auf eine Person! Suchtrupps aus der Reisegruppe schwärmten aus, ohne Erfolg. Man machte sich Sorgen. Endlich konnte der Vermisste dank eines Hinweises einer Parkaufsicht von einem anderen Parkplatz abgeholt werden. Die Erleichterung war auf beiden Seiten groß. Nach der ersten Pause im Brückenrasthaus Frankenwald gab es eine Runde Freibier und Sekt. Auf den Schreck konnte nun entspannt gefeiert werden, zumal die Fahrt im Großen und Ganzen ein voller Erfolg war. Die Reiseteilnehmer gaben ihrer Zufriedenheit Ausdruck (Trinkgeld) und bedankten sich beim Busfahrer für die angenehme, sichere Fahrt und bei Georg für die geduldige und umsichtige Begleitung. Zum Abschluss stimmte der Liederkranz als musikalisches Ständchen an: „Kein schöner Land“, „Wah­re Freundschaft“ sowie „Ade zur guten Nacht, jetzt wird der Schluss gemacht“. Lieber Georg, toll war’s! Vielen Dank!

Melitta Zakel

Schlagwörter: Nürnberg, Bundestag

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