29. August 2012

18. Kronenfest in Augsburg

Sie trotzten der Wetterprognose. Rund 900 Gäste und über 200 Aktive der Kulturgruppen und freiwillige Helfer fanden sich am 22. Juli zum traditionellen Kronenfest im Pfarrgarten der Augsburger St. Andreas-Kirchengemeinde ein.
Im Namen des Vorstandes der Kreisgruppe begrüßte der alte und neue Vorsitzende Gottfried Schwarz zum 18. Kronenfest alle Anwesenden, darunter zahlreiche Ehrengäste: den 3. Bürgermeister der Stadt Augsburg, Peter Grab; Prof. Dr. Stefan Cosoroabă seitens der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien; Pfarrer Georg Hermann als Gastprediger aus dem Badischen; den Vorsitzenden der Orts- und Kreisgruppe Augsburg der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Stadtrat Juri Heiser sowie den Ehrenvorsitzenden der Kreisgruppe, Jürgen Scheiber, mit Gattin Hannelore. Begrüßt wurde als Gastgruppe die Heidenheimer Tanzgruppe unter der Leitung von Gwendoline Onghjert-Renten und Helga Schuster, begleitet vom Kreisgruppenvorsitzenden Günter Dengel. Gottfried Schwarz dankte den zahlreichen Helfern der aktiven Gruppen und jenen, die im Hintergrund einen hervorragenden Dienst zur Freude unserer Landsleute tun. Die Hauptorganisatoren, die Siebenbürgische Tanzgruppe Augsburg, hätten dabei „den wichtigsten Part der Veranstaltung zu bewältigen“. Dem Siebenbürger Chor und der Siebenbürgischen Blaskapelle Augsburg e.V. dankte Schwarz für ihre Treue zum alljährlichen Fest.
Tanz unter dem Augsburger Kronenbaum. Foto: ...
Tanz unter dem Augsburger Kronenbaum. Foto: Joseph Vetro
Durch das Pogramm, das unter dem Motto „Erbe erhalten, Zukunft gestalten“ stand, führte charmant und gekonnt Ute Bako, stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes Bayern des Verbandes der Siebenbürger Sachsen und stellvertretende Vorsitzende der Kreisgruppe Augsburg. Sie würdigte das Ehrenamt als wesentliche Voraussetzung für den Erhalt von Kultur, Brauchtum und Werten. Sie überreichte die Ehrenurkunde an die Schatzmeisterin der Kreisgruppe, Anita Deppner, und das Silberne Ehrenwappen des Verbandes an den Akkordeonisten Hans Otto Zerwes, ein Urgestein der Tanzgruppe.

Mit Genugtuung vernahm das Publikum die Grußworte des Bürgermeisters Grab, der im Sinne der Siebenbürger Sachsen die „unbeliebte Vokabel ‚Integration’“ als nicht zutreffend bezeichnete. Der Gesandte der Heimatkirche Stefan Cosoroabă sprach von einem „Aufwachen in der Zerstreuung“ als eigentümlich für die Modalität, in der die Landsleute Werte bewahren und gleichzeitig das „Mitleben“ in bundesdeutschen Kirchengemeinden praktizieren.

Vier Höhepunkte durften die Gäste erleben: den Festgottesdienst am Vormittag, den Aufmarsch der Trachtenträger, das Erklimmen der Krone und die Darbietungen von sechs Tanzgruppen aus Augsburg und Heidenheim.

Die Predigt des ehemaligen Rätscher und Langentaler Pfarrers – nun Wahlschwarzwälder –, Georg Hermann, berührte die Teilnehmer mit der Erfahrung, dass das Beten in der Muttersprache, „im Dialekt“, die geeigneteste Kommunikationssprache mit Gott sei. Dies Privileg käme uns auch in der neuen Heimat zugute, selbst wenn man in unserem Fall von zwei Heimaten sprechen könne. Die St. Andreas-Gemeinde sei „ein gutes Beispiel für das Angenommensein“. „Vater, wir danken Dir!“ stimmte der Siebenbürger Chor an, als der gastgebende Pfarrer Wolfgang Küffer in Anlehnung an Christian Morgenstern überzeugend feststellte, dass Heimat mehr als nur ein Wohnsitz sei – sie sei dort, „wo man sich verstanden fühlt“. Mit „Glocken der Heimat“ rundete der Siebenbürger Chor, dirigiert von Elisabeth Schwarz, den Gottesdienst ab.

120 Trachtenträger aus Augsburg und Heidenheim führten die Festkleidung aus mehreren Regionen Siebenbürgens vor. Den musikalischen Takt zum Aufmarsch gab, wie seit Jahren, die Augsburger Blaskapelle e.V. unter der Stabführung des unermüdlichen und mehrfach preisgekrönten Roland Kühnl. Die „Blasia“ sorgte den ganzen Nachmittag über für Kurzweil und Tanz.

Die Krone wurde diesmal von Holger Pauli bezwungen, der mit der traditionellen Ansprache zur feierlichen Unterhaltung lud und die Kinder mit dem „süßen Regen“ beglückte. Die Tanzdarbietungen eröffnete die 28-köpfige Kindertanzgruppe Augsburg der Vier- bis Zehnjährigen, angeleitet von Rosemarie Schwarz, mit Müller und Stockholm Schottisch. Die 22 Mitglieder der Jugendtanzgruppe Heidenheim, in fester Hand von Gwendoline Onghert-Renten und Helga Schuster, boten den Neppendorfer Ländler mit Variationen an, wonach die Elterntanzgruppe Heidenheim, die in Kleinscheuren traditionelle Figurenpolka aufführte. Die von Rosemarie Schwarz und Vivien Kellinger betreute elfköpfige Augsburger Schülertanzgruppe der Zwölf- bis Fünfzehnjährigen zeigte den deutschen Volkstanz der Neuschöpfung Das Fenster. Die von Ute Bako und Helmut Schwarz jüngst gegründete „Junge Tanzgruppe“, die Nachwuchsgruppe, debütierte mit dem Schaumburger. Die acht Eleven werden der Tanzgruppe Augsburg herangeführt. Letztere feiert 2013 ihr 35-jähriges Bestehen. Sie tritt seit 30 Jahren mit dem zum Traditionstanz gewordenen Figurenländler – dem Stolz des Instrukteurs Helmut Schwarz – auf. Dies Jahr wurde das 28-köpfige bundesweit bekannte Ensemble von den zwei beliebten Akkordeonisten Michael Weber und Hans Otto Zerwes zum ersten Mal im Duo offiziell unterstützt.

In der Ausstellung des Handarbeitskreises der Frauen, geführt von Adelheid Kellinger, waren auf einem liebevoll gestalteten Tisch Trachtensäckchen, Mappenüberzüge für Chormitglieder und eine fürs Rednerpult angefertigte Decke mit den sieben heimatlichen Wappen zu bewundern. Zu erwähnen ist auch die gastronomische Vielfalt, die von den Gruppen mit Begeisterung angeboten und von den Gästen mit Dankbarkeit angenommen wurde.

Das reichhaltige Programm versetze unsere Landsleute in Nostalgie. Sie dankten mit enthusiastischem Applaus. Bleiben wird bestimmt im Gedächtnis der Gäste der Eindruck, dass die Augsburger „Sachsengemeinschaft“ so prosperiert, wie es in der im paulinischen Geist vom Gastpfarrer vorgetragenen Predigt heißt: „dass ihr allzumal einerlei Rede führet und lasset nicht Spaltungen unter euch sein, sondern haltet fest aneinander in einem Sinne und in einerlei Meinung.“

Wolfgang Gerhard Binder

Schlagwörter: Augsburg, Kronenfest

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  • 31.08.2012, 12:22 Uhr von gogesch: Respekt! [weiter]
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