19. November 2012

Kreisgruppe Biberach: Kinder spielen Theater in siebenbürgisch-sächsischer Mundart

Am 14. Oktober fand die 13. Kulturveranstaltung der Kreisgruppe Biberach des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland e.V. in Laupheim statt. Zum ersten Mal begann der Nachmittag schon um 14.30 Uhr mit Kaffee und einem Kuchenbüfett, das keine Wünsche offen ließ. Vorsitzender Mathias Henrich begrüßte den Referenten Horst Göbbel samt Gattin sowie die Anwesenden aufs Herzlichste und freute sich über den großen Zuspruch. Er bedankte sich bei allen Teilnehmern und Helfern, die diese Veranstaltung mitorganisiert und vorbereitet hatten.
Viele Landsleute und Freunde genossen das Beisammensein bei Kaffee und Kuchen, bestaunten die Ausstellungen – wunderschöne, filigrane Holzarbeiten von Herrn Zangar, diverse Arbeiten aus dem Stickkreis (Täschchen, Samtbänder, Hemden etc.) sowie die Fotocollagen der letzten Aktivitäten der Kreisgruppe – und warteten gespannt auf die weiteren Aktivitäten.

Es folgte das Märchen „Rotkäppchen in sächsischer Mundart“ – gereimt von Helene Platz, gespielt von Mitgliedern der Kindertanzgruppen Biberach (Rotkäppchen – Bianca Ungar-Cretu, Mutter – Anna-Lena Göddert, Großmutter – Andrea Zultner, Wolf – Isabella Gunnesch, Jäger – Natalie Thal, Hund – Lisa-Marie Thal). Inmitten farbenfroher Kulissen spielten sie das Märchen gleich zweimal – so gut kam es bei den Zuschauern an. Unter Leitung von Rosemarie Herbert und Hedwig Gödderth hatten die Mädels das Stück eingeübt und mit viel Freude aufgeführt. Dafür wurden sie mit Süßigkeiten und einem Kinogutschein belohnt. Dies und den Beifall hatten sie sich redlich verdient – hatten sie doch eigens die siebenbürgisch-sächsische Mundart gelernt. An dieser Stelle sei auch den Eltern gedankt, die den Text mit den Mädels einstudiert haben.
Mitglieder der großen Kindertanzgruppe Biberach ...
Mitglieder der großen Kindertanzgruppe Biberach spielten das Theaterstück „Det Rotkäppchen“ in siebenbürgisch-sächsischer Mundart. Foto: Mathias Henrich
Dem erfrischenden Theaterstück folgte der Vortrag von Horst Göbbel, u.a. ehemaliger stellvertretender Bundesvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen, zum Thema „Siebenbürgen – gestern – heute – morgen“. Göbbel führte über Dracula, über den bereits 1499 in Nürnberg in Büchern geschrieben wurde, zum eigentlichen Kern seines Vortrages: „Siebenbürgen, ein Wunderland im Herzen Europas“, wie Emil Sigerus es 1925 nannte. Göbbel trug sowohl den Fakten als auch den Gefühlen der Zuhörer Rechnung – die Anwesenden bekamen detaillierte geschichtliche Informationen, untermauert von vielen zum Teil sehr aktuellen Fotos, die die Herzen der Zuhörer aufgehen ließen. Der Bogen spannte sich vom 12. Jahrhundert, als der ungarische König Geisa II. Siedler aus dem deutschen Reich nach Siebenbürgen rief, über die Zugehörigkeit der Siebenbürger Sachsen zu den Habsburgern, zum römischen Reich bis zum Entschluss „loyale Bürger“ im Land Rumänien zu werden, über die Kultur, die Bildung, wichtige Persönlich­keiten wie Johannes Honterus, Samuel von ­Brukenthal, die Kunst, aber auch über die Deportation, Evakuierung, Totalenteignung zur Übersiedlung in die zweite Heimat, wo Kultur und Tradition weiter gepflegt werden, und schließlich zurück nach Siebenbürgen, wo wieder gemeinsam Sachsentreffen organisiert werden. Göbbel lockerte seinen informativen Vortrag immer wieder mit Anekdoten und selbst gemachten Fotos auf, die das Publikum auflachen ließen. So erlebten wir unsere Geschichte von den Ursprüngen bis heute auf sehr anschauliche, unterhaltsame Weise. Und dann? Dann kam die Zukunft der Siebenbürger Sachsen zur Sprache. Göbbel legte dar, dass die Zukunft durch die bestehenden Institutionen wie das Museum in Gundelsheim, das Germanische Nationalmuseum in Nürnberg, die Arbeit des Ver­bandes der Siebenbürger Sachsen, die Siebenbürgische Zeitung online, berühmte Siebenbürger Sachsen (Hermann Oberth, Renate Schmidt, Prof. Dr. Hannah Monyer, Stefan H. Hedrich, Klaus Johannis), die Kooperationen mit Institutionen in Siebenbürgen u. v. m. einen soliden Grundstein hat, auf den man bauen kann. Anschließend zeigte er Fotos von Laupheim, dem Ort, an dem der Kulturnachmittag stattfand. Und dann überraschte er alle Anwesenden – es folgte eine Fotoshow von den Vorbereitungen vor Ort, dem Kuchenbüfett, den Ausstellungen sowie der Aufführung des Rotkäppchens. Göbbel hatte ab seiner Ankunft in Laupheim das Geschehen mit seinem Fotoapparat festgehalten und hielt uns nun quasi den Spiegel vor. Damit zeigte er uns, dass wir selbst einen großen Einfluss auf die Zukunft der Siebenbürger Sachsen haben – solange wir aktiv für unsere Gemeinschaft tätig sind, solange wir die Jugend in unsere Aktivitäten einbinden und ihnen die siebenbürgisch-sächsische Kultur und Tradition näherbringen, solange braucht es uns um die Zukunft der Siebenbürger Sachsen nicht bange sein. Wie einfach und doch genial. Das war ein Aha-Erlebnis der besonderen Art – dafür und für den sehr interes­santen Vortrag vielen Dank an Horst Göbbel.

Nach einer kurzen Pause und anregenden Gesprächen ging es weiter mit dem Film über die Busreise der Kreisgruppe in den Spreewald. Unser Ehrenvorsitzender Karl Fleischer hatte den Film mit Musik untermalt und mit sehr viel Liebe zum Detail erstellt, so dass sich auch diejenigen, die nicht an dieser Reise teilgenommen hatten, ein Bild davon machen konnten. Vielen herzlichen Dank. Es folgte ein Film über den Gegenbesuch der Tanzgruppe der Brukenthalschule aus Hermannstadt zu Pfingsten in Biberach und Dinkelsbühl, zusammengestellt vom Kreisgruppenvorsitzenden Mathias Henrich. Er ließ die vielen schönen Momente, Ausflüge, Erlebnisse, passend unterlegt mit Liedern von Peter Maffay, noch einmal Revue passieren.

Ein herzliches Dankeschön an alle Referenten, Theaterspielerinnen, Helfer und Helferinnen, Vorstandsmitglieder, anwesenden Kreisgruppenmitglieder, Freunde und Bekannten, die mit ihrem Beitrag/Dabeisein zum Gelingen beigetragen haben.

Annemarie Zultner/Miriam May

Schlagwörter: Biberach, Theater, Kinder, Mundart

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