16. August 2013

60 Jahre Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg

Aus Anlass des 60-jährigen Jubiläums der Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg wollen wir, der Vorstand der Kreisgruppe Wolfsburg, im Gespräch mit den Leitern der Blaskapelle, Günther Bodendorfer und Frank Lehmann, sowie Matthias Krauss, dem wohl am längsten aktiven Bläser, auf die jahrzehntelange Erfolgsgeschichte zurückblicken. Heute ist die 25 Mann bzw. Frau starke Blaskapelle eine Institution im traditionellen, kulturellen Wolfsburger Leben. Die aktiven Mitglieder der Blaskapelle sind Siebenbürger, Wolfsburger und Bläser aus dem Umland – ein Beleg für gelungene Integration und gutes Miteinander, denn Musik kennt keine Grenzen.
Ferner ist hervorzuheben, dass ein Teil der Bläser aktiv im Blasorchester Stadtwerke Wolfsburg mitwirkt. Sie unterstützen viele Vereine in und um Wolfsburg als aktive und fördernde Mitglieder und sind fester Bestandteil diverser Veranstaltungen im Jahreslauf. So sind Sommerfeste, Stadtereignisse, Schützen- und Volksfest in Wolfsburg, Tag der Heimat des Bundes der Vertriebenen, „Advent im Schloss“ oder das Lichterfest in Fallersleben ohne die Siebenbürger Blaskapelle unvorstellbar. Der Werdegang der Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg ist sehr eng mit der Entwicklung unserer jungen Stadt verbunden, die heuer ihr 75-jähriges Jubiläum feiert. Wir können mit Stolz sagen: Ihr seid für die Kreisgruppe Wolfsburg die tragende Säule über all die Jahrzehnte! Das nachfolgende Gespräch führten stellvertretend für den Vorstand der Kreisgruppe die Kulturreferentin Katharina Müller und die stellvertretende Kreisgruppenvorsitzende Herta Speri.
Die drei Interviewpartner in siebenbürgisch ...
Die drei Interviewpartner in siebenbürgisch-sächsischer Tracht, von links: Frank Lehmann, Günther Bodendorfer, Matthias Krauss. Fotos: Herta Speri
Welche Gedanken, Gefühle bewegen euch im Rückblick auf 60 Jahre Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg?

Günther Bodendorfer: Es ist wunderschön, ein Teil dieser Blaskapelle zu sein. Blasmusik zu machen, zu pflegen und zu erhalten ist ein traditionelles Erbe, das unermüdlichen Einsatz fordert. Gleicherweise bedauern wir, dass die Bereitschaft der jüngeren Generation, Blasmusik zu spielen, immer mehr zurückgeht, obwohl in Wolfsburg ein Riesenpotential vorhanden ist. Hiermit starte ich einen Aufruf an alle, die ein Instrument spielen: Kommen Sie zu uns, es macht sehr großen Spaß, lassen Sie uns alle gemeinsam diese Tradition weiterführen, denn es ist toll.

Frank Lehmann: Besonders aufgefallen ist mir, dass in dieser Siebenbürger Blaskapelle eine besondere Kameradschaft, ein sehr großer Zusammenhalt besteht. Ich spiele in vielen anderen Kapellen, diesen Zusammenhalt habe ich noch nirgends anders erlebt.


Was bedeutet euch Musik?

Günther Bodendorfer: Die schulische Ausbildung war prägend. Für mich ist Musik ein Ideal. Die Freude an der Blasmusik wurde mir von Kindheit an nahegebracht, mein ganzes Leben begleitet und prägt sie bis heute, und sie ist auch zukunftsweisend.

Frank Lehmann: Blasmusik und Musik überhaupt ist das Beste, was es gibt. Sowie man ein Instrument in der Hand hat, vergisst man den Alltagsstress und man kann sich entspannen. Diese positive Wirkung der Musik möchte ich nicht missen. Matthias Krauss: Ein wunderschöner Ausgleich zum Alltag, Man kommt mit Gleichgesinnten zusammen und alles, was vorher vielleicht belastend war, ist weg. Musik fördert die Gemeinschaft.


Seit wann macht ihr aktiv bei der Blaskapelle mit?

Günther Bodendorfer: Seit Oktober 1983 bin ich festes Mitglied der Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg. Erst war ich aktiver Bläser (Tenorhorn) und seit 2000 leite ich die Kapelle als Kapellmeister und seit kürzestem sind wir, Frank Lehmann und ich, gemeinsam die Vorsitzenden der Blaskapelle. Frank Lehmann: Anfang der 1980er Jahre sprach mich mein Trompetenlehrer an, ob ich nicht Lust hätte, Blasmusik zu machen. Er nahm mich mit zur Siebenbürger Blaskapelle, um die mal kennenzulernen, und ich bin geblieben.

Matthias Krauss: Ich habe Oktober 1980 in der Siebenbürger Blaskapelle als aktiver Musiker angefangen. Ich spiele Bariton.


Wie lassen sich Beruf, Privatleben und Ehrenamt vereinbaren?

Frank Lehmann (lächelnd): Der Vorteil bei mir ist, dass meine Frau auch mitspielt, dadurch habe ich es privat leicht, es unter einen Hut zu bringen; beruflich durch unterschiedliche Schichtsysteme gibt es immer eine Möglichkeit. Günther Bodendorfer: Ohne meine Frau hätte ich dieses Hobby nie schaffen können. Sie hat die Übersicht über die Vielzahl aller Termine. Sie ist der gute Geist, der mich unterstützt, immer wieder motiviert und antreibt. Sie ist die gute Seele des Hauses, die mir die Kraft gibt, um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Matthias Krauss: Meine Frau ist auch meine Stütze. Sie kennt das Musikerleben von Jugend an. Die hat mich damals schon als Musiker kennengelernt und musste oft Entbehrungen hinnehmen. Nur mit einem starken Partner ist es zu schaffen.


Wie veränderte sich die Gruppe im Laufe der Jahrzehnte, was prägte sie besonders? Welche Werte spielten eine Rolle?

Günther Bodendorfer: Zu Beginn hatten wir eine böhmisch-bayerische Blasmusik, mit moderner Musik tat man sich schwer, bedingt durch die älteren Mitglieder der Gruppe. Über die Jahre sind wir der reinen Blasmusik treu geblieben. Der Wandel der Zeit, des Umfeldes zwang uns, darüber nachzudenken, wie wir jüngere Generationen für Blasmusik begeistern können. Wir mussten uns verändern. Durch Freunde und Gleichgesinnte, die sich mit der Blasmusik identifizieren, haben wir versucht, in geselliger Runde einige von der Blasmusik zu begeistern. Durch die Vereinigten Siebenbürger Blaskapellen aus NRW und Wolfsburg ist es uns 2001 gelungen, ein großes Konzert hier in Wolfsburg zu veranstalten, wo uns viele aus dem Umfeld gehört haben und spontan auf uns zugekommen sind, um mitzumachen. Glücklicherweise konnten wir über die Jahre mal den einen oder anderen begeistern, in der Kapelle mitzumachen, um eine spielfähige Kapelle zu bleiben. Die Verjüngung der Blaskapelle führte dahin, uns zu verändern. Klassische Musik, Choräle, reine Blasmusik oder moderne Stücke zählen zu unserem heutigen Repertoire. Wir können alles spielen. Silke Lehmann, die Querflöte spielt, wertet als Instrumentalistin die Sparte der Klarinetten unserer Kapelle enorm auf. Auf Grund ihres Könnens, ihrer langjährigen Erfahrung in Spielmannszügen und modernen Flötenorchestern ist sie eine Bereicherung für uns in unseren Darbietungen. Wir sind ganz besonders stolz, sie in unseren Reihen zu haben.

Frank Lehmann: Zu den Musikerfesten und diversen Veranstaltungen wurden immer neue Titel einstudiert. Das erweiterte regelmäßig unser Repertoire und macht unsere heutige Vielseitigkeit im Amateurbereich aus. Spezialgebiet ist und bleibt die Blasmusik, das spiegelt sich in der Qualität der Darbietungen wider, die man schon als perfekt bezeichnen kann.

Matthias Krauss: Wenn ich zurückblicke, angefangen wurde ja mit sieben bis acht Leuten, die sich zusammentaten, unter einfachsten Bedingungen Blasmusik zu spielen: Zu Beginn waren es nur Siebenbürger und heute sind wir noch circa 60 % Siebenbürger. Die vorbildliche Gemeinschaft, Kameradschaft innerhalb der Kapelle ist für andere ein Vorbild. Wenn Not am Mann ist, können wir immer mit der Hilfe von Bläsern vom Stadtwerke Blasorchester rechnen.


Die Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg ...
Die Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg
Wie seht ihr euch heute?

Günther Bodendorfer: Wir sind stolz auf das, was wir heute sind. Wir sind eine sehr gute Truppe mit einer beispielhaften Kameradschaft und ich wünsche mir, dass wir den einen oder anderen noch für unsere Blaskapelle begeistern können. Wer Musikant ist und nicht bei uns mitmacht, der verpasst was!

Frank Lehmann: Bei Auftritten und Festen ist die Akzeptanz im Umfeld begeisternd und jeder Auftritt ist etwas Besonderes. Wir haben sehr viel Spaß dabei, aber auch die Intensität und Gewissenhaftigkeit in den Proben vor den Auftritten ist lobenswert.


Wie hält man so eine Gruppe bei Laune, dass alle immer wieder gerne zu den Proben und Auftritten kommen?

Günther Bodendorfer: Durch Freude und Spaß an der Musik, ein offenes Ohr, freundliche Gesten, ein liebes Wort, den ruhigen, sachlichen Umgang mit- und untereinander.


Mit Hochachtung entnahmen wir eurer Chronik „50 Jahre Siebenbürger Blaskapelle“, dass schon 1978 zum Musikerfest eine Schallplatte „Immer wieder Polka“ produziert wurde. Gibt es die noch? Es entstanden später weitere CDs. Zu welchen Anlässen?

Günther Bodendorfer: Aber natürlich gibt es die noch. Bei Musikertreffen entstand z. B. „Volkstümliche Blasmusik“ von den Vereinigten Siebenbürger Blaskapellen von Nordrhein-Westfalen und Wolfsburg. Wunderschöne Konzert-Mitschnitte. Vor zehn Jahren, zu unserem 50-jährigen Jubiläum, entstand in Zusammenarbeit mit dem Blasorchester Stadtwerke Wolfsburg „Siebenbürger Blaskapelle Wolfsburg. Jubiläumskonzert 50 Jahre“ usw. Studioaufnahmen haben wir keine gemacht.


Was ist unvergesslich?

Günther Bodendorfer: Das gemeinsame Konzert der Vereinigten Siebenbürger Blaskapellen von Nordrhein-Westfalen und Wolfsburg 2001 in der Stadthalle in Wolfsburg, als alle Blaskapellen aus NRW nach Wolfsburg gekommen sind. Insgesamt waren es sechs Blaskapellen mit 120 Musikern, die dem Publikum ein berauschendes und unvergessliches Konzert boten. Das jedes zweite Jahr stattfindende norddeutsche Siebenbürgertreffen in Munster, wo es für uns selbstverständlich war und ist, teilzunehmen.

Frank Lehmann: Ich erinnere mich, in den 1980er Jahren haben wir mal mit den Vereinigten Siebenbürger Blaskapellen in Berlin gespielt, da kam Franz Josef Strauß in den Saal. Wir spielten den „Bayerischen Defiliermarsch“. Alle waren beeindruckt von der Gänsehaut-Atmosphäre. Das Musikerfest 2001 war auch für mich ein Highlight. Ein Kompliment an den damaligen Vorsitzenden Michael Sutoris, der das in Perfektion organisiert hatte.

Matthias Krauss: Die Musikerfeste, ganz besonders das hier in Wolfsburg. Was war das für ein enormer Aufwand, alles gut organisiert zu kriegen. Umso größer dann die Freude, dass alles bestens geklappt hat.


Wie seht ihr die gemeinsame Arbeit im Rahmen der Kreisgruppe Wolfsburg?

Günther Bodendorfer: Ich sehe die gemeinsame Arbeit positiv. Mit dem jetzigen Vorstand der Kreisgruppe besteht ein schöner gemeinschaftlicher Austausch. Ich hoffe und wünsche mir, dass es so weiter geht und die gemeinsame Arbeit gute Früchte trägt.

Frank Lehmann: Ich sehe das auch so. Wenn die Kreisgruppe auf uns zukommt, können sie immer mit uns rechnen. Jetzt bestreiten wir das 60-jährige Jubiläum zusammen. Es ist das erste Mal, dass ich so richtig mit eingebunden bin, seit ich im Vorstand bin. Ich wünsche mir, dass wir ein schönes Fest zusammen feiern.


Lieber Günther, lieber Frank, lieber Matthias, „Der schönsten und herrlichsten Gaben Gottes eine ist die Musica“, sagte schon Martin Luther, und wir sind unendlich dankbar, dass wir das durch euch und eure Musik erleben können. Die Kreisgruppe Wolfsburg der Siebenbürger Sachsen möchte euch stellvertretend für alle Mitglieder den herzlichsten Dank für die gute Zusammenarbeit, eure Unterstützung, den lebhaften Austausch und die netten gemeinsam verbrachten Stunden aussprechen. Wir wünschen euch, der ganzen Blaskapelle, weiterhin viel Freude beim Musizieren.

Schlagwörter: Wolfsburg, Blaskapelle, Blasmusik, Jubiläum

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