11. Mai 2015

Osterball und Heimatgeschichtlicher Nachmittag in Crailsheim

Man könnte eine bekannte Redensart so abwandeln: Man muss die Feste feiern, wenn man einen geeigneten Saal bekommt. Das war nämlich der Grund für unsere gehäufte Aktivität Anfang April. Da war zunächst der Osterball am Ostersonntag in Crailsheim-Ingersheim, der sich noch immer großer Beliebtheit erfreut. Mit der „Akustik Band“ gab es eine tolle Stimmung, so dass es bis zum anbrechenden Morgen dauerte, bis schließlich „ålles derhiem“ war. Schon für den darauffolgenden Samstag war zum Heimatgeschichtlichen Nachmittag mit der Erwachsenentanzgruppe Schwäbisch Gmünd, unserer Singgruppe und – als Höhepunkt – der Aufführung eines Lustspiels durch unsere Theatergruppe eingeladen worden.
Der Grund für die zeitliche Nähe der Veranstaltungen war, dass nur für diesen Termin eine Halle mit geeigneter Bühne frei war. Die anfängliche Befürchtung, dass die etwas größere Entfernung nach Jagstheim manche Besucher abhalten könnte, erwies sich als unbegründet: Unser treues Publikum war zahlreich erschienen. Zwar ist seit vielen Jahren diese Veranstaltung verbunden mit einer Aufführung eines Theaterstückes in siebenbürgisch-sächsischer Mundart, doch nötigt die Bezeichnung „Heimatgeschichtlicher Nachmittag“ gleichzeitig dazu, wichtiger Ereignisse in der Geschichte unseres Volkes zu gedenken. Das dramatischste Ereignis in der jüngeren Geschichte der Siebenbürger Sachsen war wohl die vor 70 Jahren erfolgte Russlanddeportation. Dies betonte Renate Jäger, die in Vertretung des verhinderten Kreisvorsitzenden Reinhold Bruckner die Veranstaltung eröffnete. Einen breiten Raum nahm die Darstellung der traurigen Ereignisse im Januar 1945 im Gedicht „Kurzbetrachtung einer 800-jährigen Geschichte“ von Annemarie Markeli ein, das die Verfasserin selbst vortrug. Es endet mit den Worten: „Krieg und Vertreibung darf es nicht mehr geben, auf dass wir in Frieden und Freiheit leben.“
Szene aus dem sächsischen Theater „Et kitt hiem“ ...
Szene aus dem sächsischen Theater „Et kitt hiem“ in Crailsheim. Foto: Heike Böhm
Unsere Singgruppe, angeleitet von Ute Hermann, sang volksliedhaft Bekanntes: zunächst „Det Frähjohr kitt än de Wegden“ von Grete Lienert-Zultner, dann „Wenn alle Brünnlein fließen“ und zuletzt „Kehr ich einst zur Heimat wieder“ mit siebenbürgischen Umdeutungen (z. B. „... am Kokelstrand“). Eine Augenweide war es, der Erwachsenentanzgruppe Schwäbisch Gmünd zuzuschauen. Ihr Leiter Albert Terschanski dankte für die Einladung und beschrieb kurz die dargebotenen Tänze: „Jägermarsch“, „Et wor emol en recklich Med“ und „Münchner Polka aus Metzingen“. Die vom Publikum stürmisch geforderte Zugabe war der „Stockholmer Schottisch“. Mit viel Applaus und herzlichen Worten wurde der Gmünder Tanzgruppe gedankt.

Nun blickte man gespannt auf den Vorhang. Zur Aufführung kam ein Volksstück (Verfasser unbekannt) mit dem Titel „Et kitt hiem“, womit – um jede Verwechslung auszuschließen – das Erscheinen einer Verstorbenen gemeint ist. Wenn eine solche Erscheinung inszeniert wird und dabei einiges schief läuft, gibt es genügend Anlass zum Lachen, bis endlich alles zusammengefunden hat, was zusammengehört, und der Richter sagen kann: „Na as ålles derhiem.“ Die Darstellerinnen und Darsteller haben ihre Sache gut gemacht: Gerhard Bruckner spielte einen verwitweten Bauern, dem zwecks Wiederverheiratung die Richtung gewiesen werden muss, während Karin Schenker als Patenkind seiner verstorbenen Frau gesunden Menschenverstand bewies. Mathilde Klein als ebenfalls verwitwete Nachbarin war sooo allein! Bernddieter Schobel, der Richter, war in ständiger Angst um seine nicht kalben könnende Kuh. Karin Winzel war seine Frau, Gustav Krauss sein Sohn und Nicole Krauss seine Tochter. Rosemarie Krauss gab so lange keine Ruhe, bis sie endlich die kaputt geschlagene Laterne für ihren Mann, den Nachtwächter, ersetzt bekam, während der Kanzleidiener, gespielt von Andreas Johannes Bloos, mehr und mehr in ein moralisches Zwielicht geriet. In weiteren Rollen traten auf: die energische Frau des Kanzleidieners (Anneliese Pelger), ein Bursche (Marcel Krauss), eine andere Nachbarin (Elvine Bruckner) und die Schwester des Bauern (Renate Jäger).

Reicher Applaus und Geschenke seitens der Kreisgruppe belohnten die Darsteller. Ein besonders großer Blumenstrauß wurde Renate Jäger, Leiterin der Theatergruppe und Regisseurin, zudem Moderatorin dieses Nachmittages, vom stellvertretenden Vorsitzenden Friedrich Wegendt überreicht. Am Ende dieses Berichtes muss aber ein ganz besonderes Dankeswort stehen: ein Dank an all die namentlich nicht genannten Helferinnen und Helfer hinter den Kulissen. Ihr habt wesentlich dazu beigetragen, dass auch diesmal „ålles zefridden hieme gohn“ konnte.

Bernddieter Schobel

Schlagwörter: Crailsheim, Ostern, Ball, Mundart, Theater

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