17. Juni 2016

Kreisgruppe Drabenderhöhe: Edith Foith zum 90.

„Ich hatte immer Heimweh nach Siebenbürgen, bis ich nach Drabenderhöhe kam. Hier bin ich zu Hause“, sagt Edith Foith, die am 21. Mai 1926 in Zeiden das Licht der Welt erblickte und seit 1966 in der Siebenbürger-Sachsen-Siedlung lebt. Man mag kaum glauben, dass diese quirlige alte Dame, die beim Erzählen immer wieder fröhlich und herzhaft lacht, das 90. Lebensjahr vollendet hat.
Sie hat sich noch nicht zur Ruhe gesetzt, arbeitet immer noch, behauptet: „Die Arbeit macht mir Spaß und hält mich jung“. Ihr Arbeitsplatz ist seit 28 Jahren das Siebenbürgisch-Deutsche Heimatwerk, das sich im Keller des Alten- und Pflegeheims Haus Siebenbürgen-Drabenderhöhe befindet. Zwei Mal wöchentlich kümmert sie sich ehrenamtlich um siebenbürgisches Kulturgut, begutachtet bestickte Decken, Kissen, Läufer, Trachten und viele Bücher, die die Geschichte und das Alltagsleben der Siebenbürger in Erinnerung halten. „Neue Literatur muss immer ich lesen und anschließend den anderen vom Inhalt erzählen“, sagt Foith. Glücklich und stolz ist sie darüber, dass sie seit fast drei Jahrzehnten mit Leiterin Uta Beckesch zusammenarbeitet und „wir noch nie eine Meinungsverschiedenheit hatten“. Insgesamt 25 Mal war die Jubilarin in Dinkelsbühl, um Interessenten am Heimattag Trachten und Zubehör zu verkaufen. „Ein stressiger Job. Die Leute stehen oft Schlange an den Verkaufstischen.“
Die ehrenamtliche Arbeit für das Heimatwerk hat ...
Die ehrenamtliche Arbeit für das Heimatwerk hat Edith Foith, die im Mai das 90. Lebensjahr vollendete, jung gehalten. Foto: Beckesch
Edith Foith zeigt sich zufrieden, obwohl sie kein leichtes Leben hatte: Am 13. Januar 1945, sie war gerade 18 Jahre alt, wurde sie nach Russland deportiert. „Ich habe Dinge gesehen, über die man nicht reden kann, musste in Kohlegruben arbeiten und in Schächte kriechen. Aus gesundheitlichen Gründen wurde sie nach 22 Monaten entlassen. Gesorgt dafür hat der Zeidener Arzt Dr. Erwin Mathias Reimer (1915-2000), der ebenfalls in dem Lager war. Mit seinem Sohn pflegt sie heute noch Kontakt. Über die Schrecken der Deportation hat sie mit ihrer Familie nie gesprochen. „Als ein Film über den Holocaust gesendet wurde, habe ich nur gesagt: Schaut euch den Film an, so ist es uns auch ergangen. Wir kamen in Waggons, zusammengepfercht wie Tiere, wurden begleitet von bewaffneten Soldaten. Zu essen gab es Sauerkrautwasser, grüne Tomaten oder eine dünne Graupensuppe. Viele von uns sind verhungert.“ Bis zur Deportation wohnte Edith Foith gut behütet zu Hause, arbeitete im elterlichen Haus und in der Landwirtschaft. Nebenbei besuchte sie die Abendschule mit Kursen in Buchhaltung, so dass sie ihrem Mann Lorenz, den sie 1948 heiratete, die Buchführung abnehmen konnte. Ihr Mann, ebenfalls aus Zeiden, starb 1988 „viel zu früh“. Nach seinem Tod wurde neben Sohn Lorenz „die Arbeit für das Heimatwerk mein Lebensinhalt“. Sie möchte so lange dieses Ehrenamt ausführen, „wie die anderen wollen“, sagt sie lachend.

Ursula Schenker

Schlagwörter: Drabe, Jubiläum

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