18. September 2025

75 Jahre Landesverband Hessen: Würdige Jubiläumsfeier im Hessischen Landtag in Wiesbaden / Aussiedlerbeauftragter Fabritius hält Festrede

Wiesbaden – Auch wenn der Landesverband Hessen des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland bereits vor 75 Jahren gegründet wurde, so wirkt er doch erstaunlich agil und leistungsstark in seinem heutigen Auftreten: geschichts- und traditionsbewusst, zugleich wandlungs- und zukunftsfähig in diesem auch schon zu einem Viertel verstrichenen 21. Jahrhundert. Ehrenamtliches Engagement und Trachtentanzgruppe, Netzwerken und Livestream, all das ist selbstverständlicher Standard bei den Landsleuten in Hessen, die am 12. September im Hessischen Landtag in Wiesbaden das 75-jährige Bestehen ihres Landesverbandes mit prominenten Gästen begehen konnten. Der Festredner der akademischen Feier, Dr. Bernd Fabritius, behauptete völlig zutreffend: „Der Landesverband Hessen arbeitete und arbeitet in seiner bislang 75-jährigen Geschichte bewusst an Brücken – zwischen den Orten, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Land Hessen (für viele Siebenbürger Sachsen heute die neue Heimat), und den Herkunfts- und Heimatorten in Siebenbürgen.“
Gruppenbild mit den Rednern der akademischen ...
Gruppenbild mit den Rednern der akademischen Feier im Musiksaal des Hessischen Landtages, von links: Thomas Şindilariu, ­Andreas Hofmeister, Ramona Linz, Prof. Dr. Roman Poseck, Ingwelde Juchum, Dr. Bernd Fabritius, Rainer Lehni, Frank Lortz und Siegbert Ortmann. Fotos: Christian Schoger
Die Grundstimmung der Veranstaltungsgäste im Hessischen Landtag war an diesem sonnigen Freitagnachmittag festlich und heiter. Dazu trugen sicherlich die der Feier im Musiksaal vorangegangenen schwungvollen Darbietungen der Siebenbürgischen Trachtentanzgruppe aus Rüsselsheim im Foyer bei, ebenso die musikalische Umrahmung der anschließenden Festveranstaltung durch das Siebenbürgische Sextett, bestehend aus Michael Kniess – Violine, Christian Wagner – Klarinette, Ralf Jost – Horn, Marlene Linz – Violine, Hans-Dieter Wagner – Klarinette, Susanne Voss – Saxofon.
Etliche Gäste nehmen den Auftritt der ...
Etliche Gäste nehmen den Auftritt der Siebenbürgischen Trachtentanzgruppe aus Rüsselsheim im Foyer per Smartphone auf.
Einleitend hörte die Festgemeinde „Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre“ von Ludwig van Beethoven und etwas später das Volkslied „Wahre Freundschaft“. Dann war Schluss mit der getragenen Musik, kurz vor der Festrede sorgte die eigens zu diesem Anlass gebildete Formation für Begeisterung im voll besetzten Musiksaal mit „Disco Lives“ respektive den Welthits „Stayin‘ Alive – I Will Survive – Y.M.C.A.“ (Arrangement Johnnie Vinson). Starker Beifall, der sich auch digital verbreitete, da die Jubiläumsfeier per Livestream übertragen wurde (abrufbar unter https://www.youtube.com/watch?v=Yed33lslo24).
Das Siebenbürgische Sextett begeisterte die ...
Das Siebenbürgische Sextett begeisterte die Festgäste.

Lortz: „Unser Land, mitaufgebaut, mitgeprägt, mitgestaltet“

Nach der Begrüßung durch die Moderatorin der Veranstaltung, Kerstin Köhler
, trat der Vizepräsident des Hessischen Landtags, Frank Lortz, ans Rednerpult und hieß die Saalgäste herzlich willkommen.
Frank Lortz ...
Frank Lortz
Das 75-jährige Jubiläum des Landesverbandes Hessen sei „ein Zeugnis der Stärke, der Beständigkeit und des Gestaltungswillens einer Gemeinschaft, die nach Flucht und Vertreibung, Ausgrenzung und Neubeginn niemals aufgegeben hat“, unterstrich der CDU-Politiker. Die Siebenbürger Sachsen hätten sich in Hessen „nicht nur eine neue Heimat geschaffen – sie haben dieses Land, unser Land, ­mitaufgebaut, mitgeprägt, mitgestaltet“. Es sei ihnen gelungen, so Lortz, „Brücken zu bauen – nicht nur aus ­Ziegeln und Holz, sondern aus Sprache, Kultur, Mitmenschlichkeit und nicht zuletzt: aus Bürgerengagement“.

Dem Landesverband mit seinen Chören, Tanzgruppen, Jugend- und Seniorenorganisationen gelinge es mittels verdienstvollen ehrenamtlichen Engagements vielfältige Veranstaltungen anzubieten. Hessen verdanke den Siebenbürger Sachsen viel, die nicht zuletzt „auch unsere politische Landschaft mitgeprägt“ hätten. Mit Dankbarkeit erinnere man sich an den früheren Europaabgeordneten Hans August Lücker und vor allem an Norbert Kartmann, den aus gesundheitlichen Gründen verhinderten ehemaligen Präsidenten des Hessischen Landtags, der „als überzeugter Europäer über viele Jahre hinweg mit Herz, Haltung und Humor für dieses Parlament stand und dem ich an dieser Stelle für sein Engagement für die Völkerverständigung und für die Siebenbürger Sachsen im Besonderen danken möchte.“

Ingwelde Juchum ...
Ingwelde Juchum
16 Jahre lang ist Ingwelde Juchum nun bereits amtierende Vorsitzende des Landesverbandes Hessen. In diesem Verantwortungsbewusstsein bekräftigte sie eingangs ihrer Ansprache: „Seit 75 Jahren sind die Siebenbürger Sachsen Teil der hessischen Gesellschaft. Wir haben unsere Traditionen bewahrt, Brücken gebaut und uns in vielfältiger Weise engagiert. Dieses Jubiläum heute ist nicht nur ein Rückblick, sondern auch ein Signal für die Zukunft: Wir wollen auch weiterhin aktiv die Kultur und Gemeinschaft in Hessen mitgestalten.“ Unter den Gästen begrüßte Juchum namentlich den Vizepräsidenten des Hessischen Landtages Frank Lortz (unser „Hausherr“), den Hessischen Minister des Innern, für Sicherheit und Heimatschutz Prof. Dr. Roman Poseck, den Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, Dr. Bernd Fabritius, den Unterstaatssekretär am Department für Interethnische Beziehungen in der Regierung Rumäniens, Thomas Şindilariu, den hessischen Landesbeauftragten für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister, den Bundesvorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland Rainer Lehni mit Ehefrau Heike Mai-Lehni, den Vorsitzenden des Bundes der Vertriebenen in Hessen, Siegbert Ortmann, neben anderen auch die stellvertretende Vorsitzende der Landesgruppe Baden-Württemberg Ines Wenzel, die Vorsitzende der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland Natalie Bertleff, die Bundesgeschäftsführerin des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland Ute Brenndörfer und den Vorsitzenden des Vereins Siebenbürgisches Kulturzentrum „Schloss Horneck“ Helge Krempels.
Nach der Feier versammelten sich diese ...
Nach der Feier versammelten sich diese siebenbürgisch-sächsischen Landsleute zum Gruppenbild, von links: Dr. Bernd Fabritius, Natalie Bertleff, Reinhold Sauer, Ramona Linz, Ingwelde Juchum, Rainer Lehni, Marlene Linz, Ute Brenndörfer, Elfriede Schnell.
Die Landesvorsitzende ließ den Blick kurz zurückwandern in die Geschichte der Landsleute in Hessen und der am 25. November 1950 aus der Taufe gehobenen damaligen Landesgruppe, um daraufhin zu bekräftigen: „Unsere eigentliche Heimat ist Siebenbürgen, doch unser Zuhause ist Hessen. Unsere Geschichte verbindet uns mit Siebenbürgen, unser Leben hier verbindet uns mit Hessen. Wir sind angekommen, wir gestalten aktiv mit und übernehmen Verantwortung – in der Gesellschaft, in Vereinen, in Familien. Und zugleich tragen wir die Werte und Traditionen unserer Vorfahren weiter, nicht als bloße Erinnerung, sondern als lebendige Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.“
Blick ins Publikum im festlichen Musiksaal  ...
Blick ins Publikum im festlichen Musiksaal
Besonders wertvoll sei „die enge Zusammenarbeit mit dem Ministerium des Innern und dem Bund der Vertriebenen hier in Hessen“. Hier, so Juchum, „erfahren wir Verständnis und Unterstützung in verschiedenen Bereichen, was es uns ermöglicht, unsere Kultur zu pflegen und diese an die junge Generation weiterzugeben“. Sie blicke „mit Zuversicht und Freude in die Zukunft unseres Landesverbandes: auf eine weiterhin lebendige Kultur, auf gegenseitige Unterstützung und auf eine starke, siebenbürgische Gemeinschaft hier in Hessen“.

Innenminister Poseck lobt das „großartige ehrenamtliche Engagement“

Innenminister Roman Poseck überbrachte die herzlichen Glückwünsche der hessischen Landesregierung mit Ministerpräsident Boris Rhein an der Spitze.
Prof. Dr. Roman Poseck ...
Prof. Dr. Roman Poseck
Das Jubiläum stehe für „75 Jahre wichtige Beiträge der Siebenbürger Sachsen zu unserer Gesellschaft, zu unserem Gemeinwesen in Hessen“, zudem für „75 Jahre gelebte Identität und lebendiges Brauchtum“ und entscheidend mitgeprägten „Zusammenhalt hier in Hessen“, nicht zu vergessen für „Freude und Fröhlichkeit“, für „Aus- und Versöhnung“ und, ganz wichtig, für Mitgestaltung europäischer Zusammenarbeit. Der CDU-Politiker betonte seine persönliche Verbundenheit mit den Siebenbürger Sachsen, „weil ich sehr beeindruckt bin von dem, was Sie leisten“. Poseck erinnerte an seine Teilnahme am diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl, bei dessen Kundgebung er sprach, sowie am 30. Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD) am 26. Oktober 2024 in Lahnau bei Wetzlar. Gerade die starke jugendliche Präsenz zeichne den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland ganz besonders aus und, „dass Sie begeistern, dass Sie die Menschen mitnehmen, vor allem dabei auch junge Menschen erreichen und damit auch das kulturelle Erbe in Deutschland ganz erfolgreich weitergeben“. Prof. Dr. Poseck lobte das „großartige ehrenamtliche Engagement“ im Landesverband Hessen, „dafür stehen Sie, Frau Juchum, stellvertretend, aber auch viele andere, die heute hier sind“.

Thomas Şindilariu ...
Thomas Şindilariu
Grüße und Glückwünsche überbrachte Unterstaatssekretär am Department für Interethnische Beziehungen in der Regierung Rumäniens, Thomas Şindilariu, vonseiten der Landsleute in Siebenbürgen, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien und seinem Vorsitzenden Prof. Dr. Paul-Jürgen Porr; gleichzeitig seitens der Regierung Rumäniens, des Premierministers Ilie Bolojan und des Generalsekretärs der Regierung, Radu Oprea, „die es trotz einer äußerst angespannten Haushaltslage kurzfristig ermöglicht haben, Ihnen diese Grüße und Wünsche persönlich überbringen zu können“. Die Förderung der Minderheitenverbände werde in Rumänien trotz äußerst knapper Haushaltsmittel „im Moment unverändert und konstant ausgezahlt – aus Respekt vor den schützenswerten Rechten der nationalen Minderheiten auf Entfaltung ihrer Identität in einer europäischen Demokratie aber auch aus der Erkenntnis heraus, dass der länderverbindende Mehrwert dieser Förderungen bei 20 staatlich anerkannten nationalen Minderheiten durchaus nicht zu unterschätzen ist, insbesondere wenn wir den Blick für die wirtschaftliche Zusammenarbeit in Europa weiten.“ In diesem Zusammenhang verwies Şindilariu auf die gemeinsame Begegnung tags zuvor mit Manfred Pentz, Hessens Europaminister, und dem hessischen Aussiedlerbeauftragten Andreas Hofmeister, „in der wir uns vorgenommen haben, noch mehr frischen Wind in die hessisch-rumänischen Beziehungen zu bringen“.

Rainer Lehni ...
Rainer Lehni
Der Bundesvorsitzende Rainer Lehni übermittelte dem Landesverband die besten Grüße und Wünsche unseres gesamten Verbandes. „Heute bilden Sie alle, liebe Landsleute, das Fundament unseres Verbandes hier im Land Hessen“, sagte Lehni, und führte weiter aus: „Hier in Hessen gehören Sie im Bereich der Heimatvertriebenen und Aussiedler zu den größten und aktivsten Gruppen in diesem Bundesland, ein Fakt, der immer wieder auch von vielen Stellen im Land anerkennend wahrgenommen wird. Sieben Kreisverbände, mehrere Kulturgruppen, unzählige ehrenamtlich Aktive in ganz Hessen – Ihnen allen möchte ich zu diesem Jubiläum gratulieren. Ohne Ihren Einsatz gäbe es unseren Verband in dieser Form nicht.“ Der Bundesvorsitzende danke allen „für Ihr wertvolles Wirken, das dazu beiträgt, dass unsere siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft weiterhin Früchte trägt und über die junge Generation in die Zukunft hinausstrahlt“. Besonders freuten ihn „die vielen jungen Menschen, die sich für unsere Gemeinschaft und Kultur einsetzen“, nicht minder „die Kreisverbände, die ebenfalls ein reichhaltiges Angebot zum Gemeinschaftsleben beitragen“. Rainer Lehni betonte seine langjährige Verbindung mit der Landesvorsitzenden und stellvertretenden Bundesvorsitzenden Ingwelde Juchum, die „in unsere Jugendarbeit in der SJD“ zurückreiche. Lehni war es ein Anliegen dafür zu werben, den Verband mit einer Mitgliedschaft zu unterstützen: „Werben Sie alle hierfür, ganz nach dem Motto des diesjährigen Heimattags in Dinkelsbühl ,Zusammen Seite an Seite‘ – ein Aufruf, der für alle Siebenbürger Sachsen und unsere Freunde gilt.“

Andreas Hofmeister ...
Andreas Hofmeister
Der hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler, Andreas Hofmeister, ließ es sich nicht nehmen, an seinem eigenen Geburtstag das Jubiläum des Landesverbandes mitzufeiern – dankbar überreichte ihm Ingwelde Juchum ein Geburtstagspräsent als Aufmerksamkeit. Der hessische Landesbeauftragte erwähnte die pandemiebedingt ausgefallene Feier des 70-jährigen Bestehens des Landesverbandes im Jahr 2020: „Mit Ihrer beeindruckenden Festschrift ,70 Jahre Landesverband Hessen der Siebenbürger Sachsen – Verwurzelt. Verwirklicht. Verbunden‘ haben Sie damals ein starkes Zeichen gesetzt. Diese Festschrift habe auch ihm „noch einmal verdeutlicht, welch aktiver Landesverband Sie hier in Hessen sind“.
Ingwelde Juchum überrascht Andreas Hofmeister mit ...
Ingwelde Juchum überrascht Andreas Hofmeister mit einem Geburtstagspräsent.
Kreisverbände, Musik- und Tanzgruppen, Kinder-, Jugend-, Senioren- und Frauengruppen machten deutlich, „dass Sie ein wirkungsvoller Verband sind, dessen Mitglieder sämtliche Generationen repräsentieren“, betonte der CDU-Politiker.

Seit der Gründung der Landesgruppe am 25. November 1950 in Frankfurt-Bockenheim „haben Sie sich verwirklicht – hier in Hessen“. Nach den schwierigen Anfangsjahren „haben Sie sich mit großem Fleiß, Tatkraft und Gemeinsinn eine neue Existenz in den Städten und Gemeinden unseres Landes aufgebaut. Sie haben sich nicht nur eingegliedert, sondern aktiv an der Gestaltung Hessens mitgewirkt – in Wirtschaft und Handwerk, in Kirche und Gesellschaft, in Politik und Ehrenamt. Ihr Beitrag zur Entwicklung unseres Landes ist sichtbar, spürbar und prägend“, anerkannte der hessische Landesbeauftragte für Heimatvertriebene und Spätaussiedler und verband damit seinen ausdrücklichen Dank.



Siegbert Ortmann ...
Siegbert Ortmann
Der Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen in Hessen, Siegbert Ortmann, brachte die „besondere Freude und Ehre“ seiner Teilnahme an dieser Jubiläumsfeier zum Ausdruck. 75 Jahre seien „statistisch ein ganzes Menschenleben“, es sei die die Geschichte von Flucht und Vertreibung, vom Finden einer neuen Heimat in Deutschland, und „es ist die Geschichte einer Volksgruppe, die seither ihre Kultur, ihre Sprache und Werte bewahrte und gleichzeitig unser Land mitgestaltet und aufgebaut hat“. Ortmann attestierte dem Verband, in diesen Jahrzehnten „viel geleistet“ zu haben in diesem Land, was „Hochachtung“ verdiene. Die Siebenbürger Sachsen seien vorbildlich als „eine lebendige Volksgruppe, die stolz auf ihre Wurzeln ist und zugleich offen in die Zukunft blickt“.

Fabritius: „Unsere Zugehörigkeit bereichert das pluralistische Leben in Hessen und in ganz Deutschland“

Eingangs seiner Festrede überbrachte Dr. Bernd Fabritius die herzlichsten Grüße und besten Wünsche der Bundesregierung, insbesondere von Bundeskanzler Friedrich Merz sowie Bundesinnenminister Alexander Dobrindt.
Dr. Bernd Fabritius ...
Dr. Bernd Fabritius
Die Bundesregierung „kann und konnte sich bei ihrer Vertriebenen- und Aussöhnungspolitik immer auch auf die Arbeit und das Wirken des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und gerade auch des Landesverbandes Hessen mit seinem leidenschaftlichen und zum allergrößten Teil ehrenamtlichen Engagement stützen“, versicherte der Beauftragte der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, auch Präsident des Bundes der Vertriebenen (BdV) und Ehrenvorsitzender des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland. Der Landesverband Hessen sei „ein bedeutender, ein unentbehrlicher Träger und Hüter der kollektiven Erinnerung, der Kulturarbeit, der Eingliederungshilfe und damit des Gemeinschaftssinnes“. Daher wolle er im Namen der Bundesregierung „dir, lieber Rainer Lehni als Bundesvorsitzender stellvertretend für den Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland und dir, liebe Ingwelde Juchum als Landesvorsitzende, stellvertretend für den Landesverband von ganzem Herzen danken und eurem Landesverband Hessen zu diesem ehrwürdigen Jubiläum herzlich gratulieren.“

Die Siebenbürger Sachsen seien „Menschen gemeinsamer Herkunft mit einer tief verwurzelten Geschichte“, konstatierte der Festredner: „Uns alle verbindet auch heute noch eine lebendige Kultur, als Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, und durch Einbeziehung der jungen Generation als Brücke in die Zukunft. Der Landesverband Hessen der Siebenbürger Sachsen ist dabei ein zentraler Pfeiler dieser Brücke: ein Ort des Zusammenkommens, des Erinnerns, des Lernens und des gestaltenden Engagements, auch dafür ein herzliches Dankeschön.“ Der Landesverband Hessen arbeitete in seiner bislang 75-jährigen Geschichte „bewusst an Brücken – zwischen den Orten, zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen dem Land Hessen und den Herkunfts- und Heimatorten in Siebenbürgen. „Sie sorgen mit kreativen Kulturprogrammen und einer aktiven Brauchtumspflege dafür, dass das siebenbürgische Erbe und das Leben unserer Gemeinschaft auch weiterhin sichtbar bleiben“, sagte Fabritius. Dabei sei entscheidend, dass Beheimatung nicht als Aufgabe der Minderheit allein verstanden werde, sondern „als gemeinsames Unterfangen aller Gesellschaftsteile“, denn: „Unsere Zugehörigkeit bereichert das pluralistische Leben in Hessen und in ganz Deutschland. Diesen Reichtum gilt es zu teilen.“

Dafür, dass der Landesverband dabei immer auf eine „nachhaltige und auf Empathie und Verständnis gründende Unterstützung des Landes Hessen“ zählen konnte, „möchte ich dem Land und allen Menschen in Hessen von Herzen danken“.

Der Landesverband Hessen der Siebenbürger Sachsen sei dabei „kein isolierter Verein“, sondern „Teil eines starken Netzwerks“, vernetzt mit allen anderen Organisationsstrukturen des Verbandes, in Dachverbänden, mit Heimatortsgemeinschaften, mit Kultureinrichtungen und Partnern in Deutschland und in der Welt. Seine Arbeit richtet sich an drei Kerndimensionen aus, so der Festredner: „Erinnerung, Identität mit all ihren Facetten und mit Verantwortung für die Zukunft.“ Hier und heute würden all jene gewürdigt, „die sich eingesetzt haben: Ehrenamtliche, Kulturträger, Forscher und Wissenschaftler, Lehrerinnen und Lehrer, Musikerinnen und Musiker, Geistliche und nicht zuletzt Familien und Jugendliche – kurz: alle, die Verantwortung übernommen und getragen haben.“ Der Landesverband Hessen habe in den letzten 75 Jahren weder Nostalgie noch Resignation gepflegt, sondern „eine aktive Brücke zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gebaut“, und in diesem Sinne wünschte der Festredner dem Jubilar weiterhin viel Erfolg.
Die Festgäste beim Singen des Siebenbürgenliedes ...
Die Festgäste beim Singen des Siebenbürgenliedes
Abschließend dankte die Landesvorsitzende Ingwelde Juchum den Rednern der Feier, überdies allen, die diese durch ihre tatkräftige Unterstützung erst ermöglich hatten, namentlich der maßgeblich an der Planung und Organisation beteiligten stellvertretenden Landesvorsitzenden Ramona Linz, und lud zum Austausch im Foyer und zum Genuss der aufgewarteten siebenbürgischen Köstlichkeiten und Getränke ein sowie zur später noch anstehenden Ausstellungseröffnung im Haus der Heimat. Zum Ausklang der akademischen Feier im Musiksaal des Landtags sang die Festgemeinde die Nationalhymne und das Siebenbürgenlied.

Ausstellung zu „Andreanum“ eröffnet

Der Veranstaltungsraum im Erdgeschoss des Hauses der Heimat Wiesbaden war brechend voll, als die Kulturreferentin des Landesverbandes Hessen, Ortrun Maurer, das Publikum begrüßte. Die zehn großformatige illustrierte Texttafeln umfassende Wanderausstellung „Andreanum – 800 Jahre Recht und Verfassung der Siebenbürger Sachsen“ wurde hier an diesem und zwei weiteren Tagen (16. und 18. September) präsentiert. Kurz zuvor hatte die Landesvorsitzende Juchum betont: „Mit dieser Ausstellung möchten wir nicht nur die historische Bedeutung des Andreanums würdigen, sondern auch einen lebendigen Bezug zu unseren eigenen Werten und unserer Geschichte herstellen. Das 800-jährige Jubiläum dieses einzigartigen Rechtsdokuments fällt in ein Zeitfenster, in dem wir zugleich auf 75 Jahre engagiertes Wirken unseres Landesverbandes zurückblicken – beides zeigt, wie wichtig Gemeinschaft, Recht und Zusammenhalt über die Jahrhunderte hinweg geblieben sind.“
Präsentieren das Faksimile des „Andreanums“, von ...
Präsentieren das Faksimile des „Andreanums“, von links: Ingwelde Juchum, Dr. Harald Roth und Thomas S¸indilariu.
Die beiden Referenten, Thomas Şindilariu, Historiker und Unterstaatssekretär im Department für interethnische Beziehungen im Generalsekretariat der Regierung Rumäniens, und Dr. Harald Roth, Historiker und Direktor des Deutschen Kulturforums östliches Europa, bewiesen in ihrer halbstündigen Geschichts-Conférence ­einmal mehr, dass sie Andreanum-spezifische Daten und Fakten in ungemein unterhaltsamer Weise öffentlichkeitswirksam zu vermitteln wissen. Sie sind ein eingespieltes Team, blicken laut Şindilariu auf inzwischen 45 Vorstellungen ihrer bühnenreifen „Show“ in Dialogform mit 50 000 Besuchern zurück; die Auflagenzahl der zur Wanderausstellung erschienenen Hefte in drei Sprachen (Deutsch, Rumänisch, Englisch) beläuft sich auf 10 000 Exemplare, so Roth.
Gespannt folgendes Publikum im Haus der Heimat ...
Gespannt folgendes Publikum im Haus der Heimat Wiesbaden
Der zugrundeliegende historische Sachverhalt: Als König Andreas II. von Ungarn 1224 die Rechte der deutschen Siedler im südlichen Siebenbürgen in einer später „Andreanum“ genannten Urkunde bestätigte, war die darin definierte weitreichende Autonomie für jene Zeit nichts Einzigartiges. Sie wurde es erst durch ihre konsequente Wahrung und ihren Ausbau im Laufe der Jahrhunderte. Auf der Basis dieses bis ins 17. Jahrhundert vielfach bestätigten Dokuments wurden die Deutschen Siebenbürgens schließlich zum staatstragenden Landstand und konnten ihre besondere Rechtsstellung bis 1876 halten – die jahrhundertelange Erfahrung befähigte sie anschließend zu modernen Organisationsformen bis in die Gegenwart hinein. Die langanhaltende Wirkung des Andreanums ist Inhalt der Wanderausstellung, die demnächst auch in Österreich zu sehen sein wird.
Ausstellungsbesucherinnen informieren sich über ...
Ausstellungsbesucherinnen informieren sich über die Geschichte des Andreanums.
Das Publikum quittierte den Vortrag mit kräftigem Applaus und folgte der Einladung zur Besichtigung der Ausstellung sowie zum Probieren der eine Etage höher im Haus der Heimat gebotenen Leckereien und Erfrischungen.

Der Landesverband Hessen hat sich bei seiner Jubiläumsfeier in Wiesbaden als starke und zukunftsfeste Gemeinschaft präsentiert.

Christian Schoger

Schlagwörter: Hessen, Jubiläum, Wiesbaden, Poseck, Bernd Fabritius

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