24. Dezember 2020

Berührendes Altarbild in Malmkrog: Maria mit Kind

Kreisverband Nürnberg: Unsere Pläne können in diesen Monaten der Pandemie nicht alle ausgeführt werden. So steht es leider auch mit der Adventsfeier, die schon Herbst 2019 für Mittwoch, den 16. Dezember, geplant war. Zum kleinen Ersatz sei etwas von dem Planen bekanntgegeben. An die Vorbereitung denkend, kam mir das Bild der Malmkroger Kirche mit dem Flügelaltar aus 1460 in den Sinn. Das sollte gezeigt werden, um darüber andächtig zu sein.
In der Mitte des geöffneten Altars ist die zur Königin gekrönte Maria mit dem Christuskind dargestellt. Das Bild wird mit „Majesta“ bezeichnet, weil eben Maria, die Mutter des Heilands, majestätisch auf einem Thron sitzt. Auf dieses Bild muss aufmerksam gemacht werden, damit man das Wichtigste neben anderen Besonderheiten sehe. Der Engel rechts vom Thron zupft die Harfe, der auf der linken Seite schlägt die Laute. Wie auf einer Empore stehen sechs Engel und singen. In dem hier dargestellten Gottesdienst knien betend die Stifter des Altars. Es sind Michael Apafi, Grundherr des Ortes Malmkrog, der 1467 starb, und seine Ehefrau Clara. Das Gebet des Michael Apafi ist auf einem Spruchband zu lesen: „o fili Dei misere mei“ = „O Sohn Gottes, erbarme dich meiner“. Hinter ihm steht der Erzengel Michael, der am Heiligenschien und an den mit Pfauenaugen gezierten Flügeln zu erkennen ist. Die Stifterin Clara Apafi betet Maria an: „ora pro me sancta Dei genetrix“ = „Bete für mich, heilige Gebärerin Gottes“. Ihre gewählte Schutzpatronin ist die Heilige Clara von Assisi (1194-1253). Sie war Schülerin des berühmten Franciscus von Assisi.
Altarbild in Malmkrog: Maria mit Kind.    Foto: ...
Altarbild in Malmkrog: Maria mit Kind. Foto: Angelika Meltzer
Das Wichtigste auf diesem Altarbild ist das Kind, das auf dem Schoß der Maria sitzt, gehalten von ihrem rechten Arm. Es ist schon ein größeres Kind mit einem „goldgewirkten seidenen Hemdchen frühmittelalterlicher Prägung“ angezogen (Gisela Richter). In der rechten Hand hält das Kind einen Vogel, wohl eine Taube, als Symbol des Heiligen Geistes, der von ihm ausgeht.

Die größte Besonderheit des Altarbildes besteht darin, dass das Kind auf dem Schoß der Maria in einem Schiff sitzt. Man sieht die Planken des Schiffes deutlich. Dieses Schiff erinnert an das seit dem Mittelalter bekannte Weihnachtslied, in dem Maria als ein beladenes Schiff gedeutet ist. In seiner ersten Fassung wurde dieses Adventslied unter den Schriften des Dominikanermönchs Johannes Tauler aus Straßburg (1300-1361) gefunden. In den Gesangbüchern hat es verschiedene Hinzudichtungen erfahren. Im aktuellen Evangelischen Gesangbuch („Es kommt ein Schiff, geladen“, Nr. 8) sind sechs Verse vorhanden; die ersten drei sind die wichtigeren und wohl den ursprünglichen am nächsten:

Es kommt ein Schiff, geladen
bis an den höchsten Bord,
trägt Gottes Sohn voll Gnaden,
des Vaters ewigs Wort.

Das Schiff geht still im Triebe,
es trägt ein teure Last;
das Segel ist die Liebe,
der Heilig Geist der Mast.

Der Anker haft auf Erden,
da ist das Schiff am Land.
Das Wort will Fleisch uns werden,
der Sohn ist uns gesandt.


Das Schiff mit der „teuren Last“, dem himmlischen Reichtum für die Menschen, soll bei uns ankommen. Es ist auch in anderen Gleichnissen Sinnbild für die Begegnung zweier Welten, für die Begegnung von Meer und Land, von Himmel und Erde, von Gott und Mensch. In gleichnishaftem Sinne wird in der Bauart unserer Kirchen vom Mittelschiff und den Seitenschiffen romanischer und gotischer Kirchen gesprochen. In der Gemeinschaft der Kirche befinden sich die Menschen wie in einem Schiff, wo die geheimnisvolle Strahlenwelt des Christuskönigs unsere Herzen berührt. – Ich wünsche gesegnete Feiertage!

Pfr. i. R. Rolf Binder

Schlagwörter: Nürnberg, Weihnachten, Malmkrog, Altar, Maria, Christus, Pfarrer, Binder

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