14. September 2022

Landesgruppe Niedersachsen/Bremen: Knut Andersens Herz schlägt seit 58 Jahren für Siebenbürgen

In der Kreisgruppe Lüneburger Heide lebt und engagiert sich Knut Andersen für das Verbandsleben der Siebenbürger Sachsen, auch wenn er gar kein Siebenbürger ist. Im Gespräch mit Dietmar-Udo Zey sagt er: „Ich kenne das Land im Karpatenbogen, das ich in 30 Jahren 21 Mal besucht und durchstreift habe, wie meine Westentasche“. Weidenbach bei Kronstadt nennt er seine Heimat.
Knut, wir sitzen seit zwei Stunden bei Kaffee und Kuchen und wissen beide, dass am Ende unseres heutigen Treffens ein druckreifes Gespräch stattgefunden haben soll. Du hörst gar nicht auf von Siebenbürgen zu schwärmen. Du bist doch kein Siebenbürger!

Knut Andersen, aufgenommen im Fotostudio Wolf, ...
Knut Andersen, aufgenommen im Fotostudio Wolf, Munster
Stimmt! Meine Wurzeln liegen im deutsch-dänischen Raum und im Allgäu. Mein Vater stammt aus Schleswig und meine Mutter aus dem Allgäu. In Munster bin ich geboren und mit einer Siebenbürgerin verheiratet. Ich habe Traute 1963 kennengelernt. Sie lebte bereits seit zwei Jahren in Deutschland. Ein Jahr danach waren wir bereits verlobt. Ich wollte unbedingt wissen, wo ihre Heimat liegt, wer diese sympathischen Sachsen sind. Und ich wurde vom ersten Tag an aufgenommen, als gehörte ich immer schon zu ihnen. Ich habe so viel Herzlichkeit, Gastfreundschaft, christlichen Glauben und Musik liebende Menschen erleben dürfen, dass meine Begeisterung keinen Halt mehr kannte.

Und dann wurden die Reisen nach Siebenbürgen ein jährliches Muss?

Könnte man so sagen: Fast jährlich, aber kein Muss, sondern eine Sehnsucht. Da wir immer mit dem Auto reisten – die Jahreszeit spielte keine Rolle –, haben wir viel gesehen, erlebt und zu bewältigen gehabt, ließen uns aber nicht abschrecken. Unser Ziel war immer Weidenbach, auch wenn häufig aus unterschiedlichen Richtungen kommend. Fuhren wir von Westen, also über Fogarasch in Richtung Kronstadt, und sah ich dann den „Palukeshut“ bei Zeiden, so wusste ich, wir sind in der Heimat angekommen.

Das klingt so, als zähltest du auch Weidenbach zu deiner Heimat. Und was ist mit Munster, hier in der Heide?

Lass uns bitte noch in Siebenbürgen bleiben! In den 1970er Jahren waren wir in Neustadt bei Kronstadt auf einer siebenbürgisch-sächsischen Hochzeit: 460 Personen in schmucken Burzenländer Trachten mit Kirchgang und Blasmusik. Gewaltig! Dieser Zusammenhalt in der Gemeinschaft! Wie sollten da nicht Heimatgefühle aufkommen?

Ich habe mich immer dazugehörig gefühlt. Und nun zu deiner Frage: Munster ist auch meine Heimat, gefühlsmäßig gerade deswegen, weil hier viele Siebenbürger lebten und noch einige leben. Unter ihnen habe ich mich immer heimisch gefühlt. Das ist auch heute noch so, leider werden wir immer weniger. Viele sind von uns gegangen, andere sind abgewandert. Doch wir Alten halten die Stellung und tragen unsere, die siebenbürgisch-sächsischen Sitten, Bräuche, unseren Geist der Zugehörigkeit und Hilfsbereitschaft weiter.

Dann ist auch dein jahrelanges Engagement für unseren Verband, egal ob auf Kreis- oder Landesgruppen-Ebene, und die Bekleidung deiner Ehrenämter nachvollziehbar. Seit wann bist du Mitglied unseres Verbandes?

Gefühlt schon immer, seit Traute und ich zusammengehören. Wir waren von Anfang an dabei: Bei vielen Festen und Zusammenkünften der Siebenbürger, noch unter der Ägide von Pastor Schuster aus Bardowick, der zwölf Jahre lang Landesvorsitzender war, und Walter Wolf aus Uelzen – er war auch kein Siebenbürger Sachse, aber ein engagierter Landesvorsitzender von 1970-1977.

Wir haben uns nie gefragt, ob wir auch landsmannschaftlich, verbandsmäßig einer Interessengemeinschaft als eingetragenes Mitglied angehören. Wir mussten darauf gestoßen werden. Das war in den späten 1980er Jahren. Heute ist uns bewusst, was es bedeutet, dem Verband durch eine Mitgliedschaft anzugehören.

Womit wir beim Thema Mitglieder wären. Es werden immer weniger, und es rücken nicht viele nach. Es heißt, die Generation derer, die in Deutschland geboren wurden und Siebenbürgen nicht erlebt haben, sind schwer zu überzeugen in unsere Fußstapfen zu treten und den Verband weiterzuentwickeln. Siehst du das auch so?

Leider ja! Wir haben auch Kinder, Enkel- und Urenkel – keines macht aktiv mit. Unsere Tochter war in Siebenbürgen, hat sich auch wohl gefühlt, aber es blieb beim „Urlaubserlebnis“.

Besonders schwer haben wir es hier in unseren Breiten, weil wir weit verstreut in diesem großen Bundesland leben. Du weißt es auch, bist ja auch im Landesvorstand und unser Kreisgruppenvorsitzender: Wir müssen Kreisgruppen zusammenlegen, damit wir unser traditionelles Gemeinschaftsleben aufrechterhalten können. Wir, du und ich, wissen, wie es um unsere Heide-Gruppe steht …

Noch gibt es uns, wir haben es geschafft: Wir haben einen neu gewählten Vorstand, auch wenn es der alte ist.

Das ist auch gut so! Solange wir noch mobil und gesund sind, sollten wir unsere traditionellen Zusammenkünfte, hier bei uns, in unserer Gruppe, fortführen. Mit unseren Ehrenämtern, auch auf Landesgruppen-Ebene, beteiligen wir uns doch aktiv am Verbandsleben und tragen zu dessen Erhalt und Fortbestand bei.

Dann lass es uns munter angehen! Vielen Dank für dieses Gespräch!

Schlagwörter: Niedersachsen/Bremen, Interview, Andersen, Lüneburger Heide, ehrenamtlich

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