8. November 2022

Hexen, Höhlen und Historie

Am 14. Oktober starteten 30 Mitglieder der Kreisgruppe Bonn zu einer dreitägigen Busfahrt in den Harz. Der Name „Harz“ kommt vom mittelalterlichen „Hart“, das heißt „Bergwald“. Der Harz ist das höchste Gebirge Norddeutschlands, dessen höchster Gipfel, der Brocken, liegt 1141m hoch.
Die Bonner Reisegruppe begegnete im Harz der Hexe ...
Die Bonner Reisegruppe begegnete im Harz der Hexe Griselda. Foto: p.z.
Unsere erste Station war Goslar. Der 979 erstmals erwähnte Bergbauort wurde etwa zur selben Zeit Sitz einer Kaiserpfalz und entwickelte sich bis zum 13. Jahrhundert kontinuierlich zur Stadt weiter. Da Goslar nie durch Kriege beschädigt wurde, blieb die mittelalterliche Bausubstanz erhalten. 1992 wurden die Altstadt und das historische Erzbergwerk zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Während einer Stadtführung erfuhren wir, dass die Salier-Kaiser oft und gerne in Goslar weilten, was die prächtige Kaiserpfalz und der Kaiserstuhl, der Thron der deutschen Kaiser im Goslarer Dom, beweisen. Auf dem Marktplatz hörten wir das Glockenspiel, das Melodien von Bergmannsliedern bringt, und bewunderten das Rathaus und das Gildehaus, vor dem früher unehrliche Kaufleute oft recht derb bestraft wurden. Zu der Zeit wurde aber auch schon an Bedürftige gedacht, was das aus der St. Pankratiuskapelle hervorgegangene Hospiz beweist.

Gegen Abend erreichten wir, oberhalb der Ortschaft Thale, unser „Berghotel Roßtrappe“. Von hier aus hatten wir eine wunderschöne Aussicht über das Bode-Tal bis hin zum Hexentanzplatz. Dort begegneten wir am nächsten Tag dann wirklich und wahrhaftig der Hexe Griselda. Und das in wildester Umgebung, denn wir standen am Rande der Bodeklamm, der tiefsten Felsschlucht nördlich der Alpen (250 m). Die Hexe stellte sich aber bald als recht humorvoll und gebildet heraus. Sie erzählte nicht nur von alten Sagen und historischen Begebenheiten aus dem Harz, sondern gab uns (und besonders unseren Damen) auch wertvolle Lebens- und Überlebensratschläge, wobei sie oft aus Goethes „Faust“ zitierte. Anschließend übernahm Dr. Watzek unsere Gruppe und führte uns in einer weiten Rundfahrt durch die herbstliche Bergwelt. In Wernigerode, von Hermann Löns „die bunte Stadt am Harz“ genannt, besuchten wir den vom Rathaus dominierten Marktplatz. Besonders bemerkenswert waren die geschnitzten Figuren, mit denen die Geschoss- und Dachüberstände verziert sind. Es gilt als eines der schönsten Rathäuser Europas. Das Kleinste Haus der Welt (2,95 m breit, 4,20 m hoch), heute ein volkskundliches Museum, und das Schiefe Haus (1680) sind weitere Sehenswürdigkeiten der Stadt. Mit 7% hat es sogar eine fast doppelt so starke Neigung wie der berühmte schiefe Turm von Pisa. Die Ostfassade dieser ehemaligen Walkmühle wurde vom Wasser des Mühlgrabens derart unterspült, dass sie sich senkte. Heute beherbergt das Haus auch ein Museum.

Zurück zum Hotel ging es am Welfenschloss Blankenburg vorbei, das nun im Besitz der Stadt ist. Die Schlossgärten Blankenburgs gehören zu den „Gartenträumen“ und zählen mit über 100 Hektar zu den größten und ältesten ihrer Art. Die Brunnen, farbenfrohe Blumenrabatten und präzisen Hecken spiegeln den barocken französischen Gartenstil wider. Besondere Anerkennung erhielten die Blankenburger Schlossgärten 2016 mit der Verleihung des „Green Flag Award“, einer Auszeichnung für Gartenanlagen in einem besonders guten Pflegezustand. Wir fuhren auch eine Weile an der Teufelsmauer entlang, einer Felsformation, die übriggeblieben war, nachdem Luzifer eine von ihm selbst errichtete Mauer quer durch den Harz in einem Zornanfall wegen einer verlorenen Wette mit Gott wieder zerstörte.

Am letzten Tag besuchten wir die im 19. Jahrhundert bei Straßenbauarbeiten entdeckte Hermannshöhle. Sie beeindruckt nicht nur mit den schönsten Tropfsteinformationen aller Rübeländer Höhlen und den bis zu 50 m hohen Räumen, hier leben auch die einzigen Grottenolme Deutschlands. Über den bekannten Luftkur- und Wintersportort Braunlage erreichten wir die malerisch auf einem Hügel gelegene Gustav-Adolf-Kirche in Hahnenklee/ Bockswiese. Sie wurde 1907/08 als nordische Stabkirche aus Holz von Fichten aus der nahegelegenen Umgebung gebaut und ist in ihrer Bauweise und Ausstattung unter den Kirchenbauten Deutschlands einzigartig. In der Dachkonstruktionen gibt es Elemente, die Ähnlichkeiten mit einem umgedrehten Wikingerschiff haben. Das melodische Glockenspiel ertönt zu jeder vollen Stunde.

Während der langen Heimfahrt stellten alle im Bus fest, dass unsere Reise außergewöhnlich und harmonisch verlaufen sei und dass weitere Reisen folgen sollten. Wir danken dem Ehepaar Agnes und Johann Melchior für die perfekte Organisation unserer Reise und unserem Busfahrer Georg Melchior für seine humorvolle Gelassenheit während vieler Stunden hinter dem Steuer, vorbei an Fährnissen wie Hexen, Höhlen und über enge Bergstraßen durch den Harz.

p.z.

Schlagwörter: Bonn, Reisebericht, Harz

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