30. Mai 2006

Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe feiert 40-jähriges Jubiläum

Die Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe feiert vom 16. bis 18. Juni 2006 unter Beteiligung prominenter Ehrengäste und zahlreicher Besucher ihr 40-jähriges Bestehen. Die Kreisgruppe Drabenderhöhe der Landsmannschaft lädt gemeinsam mit den Nachbarschaften als Untergliederungen, mit den sich selbst verwaltenden Vereinen Honterus-Chor, Trachtenkapelle Frauenverein sowie dem Altenheim Siebenbürgen alle Freunde dieser Siedlung zu den Festveranstaltungen ein. Aus diesem Anlass geht die Kreisgruppenvorsitzende Enni Janesch im Folgenden auf die Entwicklung und Bedeutung der Siedlung ein.
1961 begannen Siebenbürger Sachsen in Nordrhein-Westfalen nach einem geeigneten Standort für eine neue, große Siedlung zu suchen. Im Oberbergischen, in der Gemeinde Bielstein, zu der der Ort Drabenderhöhe gehörte, wurden sie fündig. Nach kurzer Planungsphase begannen die beiden Siedlungsträger "Rheinisches Heim" und "Rheinische Heimstätte" 1963 mit dem Bau der Siedlung. Die erste Siedlerfamilie konnte bereits am 17. Dezember 1964 ihr Haus beziehen. Der erste Bauabschnitt mit 269 Wohnhäusern, der die nach siebenbürgischen Landschaften benannten Straßenzüge Nösnerland, Reenerland, Weinland, Burzenland, Haferland und Kokeltal nördlich sowie Unterwald, Altes Land und Harbachtal südlich der Drabenderhöher Straße umfasste, wurde unter großer Beteiligung der einheimischen Bevölkerung und zahlreicher prominenter Gäste, darunter des damaligen Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, Dr. Franz Josef Meiers, am 18. Juni 1966 eingeweiht. Ab 1972 folgten in einem zweiten Bauabschnitt die Straßenzüge Kronstädter, Hermannstädter, Bistritzer, Mediascher, Schäßburger Gasse und Auf dem Breunfeld, ab 1978 der dritte Bauabschnitt mit der Klausenburger, Mühlbacher und Repser Gasse. Für den Bau der Gemeinschaftseinrichtungen und der Ladenzeile am Siebenbürger Platz sowie für die Ansiedlung von Industriebetrieben wurde am 21. Februar 1963 eigens die "Oberbergische Aufbau GmbH" (AOG) gegründet. So entstand verhältnismäßig schnell eine in sich geschlossene große Siebenbürger-Sachsen-Siedlung in Drabenderhöhe, deren eigenständiger Charakter nicht übersehen werden kann.

Für die Erhaltung und Weiterentwicklung siebenbürgisch-sächsischen Lebens, der Traditionen, Sitten und Gebräuche wurden 1966 neue Vereine gegründet: die Kreisgruppe der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen, eine Volkstanzgruppe, der siebenbürgische Frauenverein, der Honterus-Chor und die Siebenbürger Trachtenkapelle. Die Einrichtung der Nachbarschaften nach sächsischem Vorbild erwies sich als wichtige Hilfe beim Entstehen der neuen Gemeinschaft, in der Siedler aus der ganzen Bundesrepublik und aus ca. 200 siebenbürgischen Gemeinden zusammenfanden. Für die betagten Menschen wurde mitten im Ort das Altenheim Siebenbürgen errichtet, das sich unter der Trägerschaft des Adele-Zay-Vereins zu einem der größten Arbeitgeber des Ortes entwickelt hat. Der gleiche Träger konnte 1995 den zweiten Kindergarten im Dorf, den Adele-Zay-Kindergarten eröffnen.

Drabenderhöhe gilt als Modell für gelungene Integration von Aussiedlern. 1991 wurde dem Heimatverein Drabenderhöhe und der Kreisgruppe der Landsmannschaft die Goldmedaille im "Wettbewerb für vorbildliche Integration von Aussiedlern in der Bundesrepublik Deutschland" von der Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth im Kölner Gürzenich verliehen.

Zahlreiche Politiker haben die Siedlung besucht und als "Vorzeigemodell" gewürdigt. Fast alle Patenminister der Siebenbürger Sachsen, die Minister für Arbeit und Soziales des Landes NRW, namentlich Konrad Grundmann, Hermann Heinemann, Franz Müntefering, Dr. Axel Horstmann, Harald Schartau und Birgit Fischer, besuchten ihre Patenkinder. Die Bundestagsvizepräsidentin Renate Schmidt kam zu einer kurzen Visite vorbei. Eine besondere Ehre erwiesen die vier letzen ehemaligen Bundespräsidenten den Siebenbürger Sachsen durch ihren Besuch in der Drabenderhöher Siedlung. So wurde Prof. Carl Carstens am 27. August 1980, Richard von Weizsäcker am 10. Juni 1986, Prof. Dr. Roman Herzog am 2. November 1995 und zuletzt Johannes Rau, begleitet von der Ministerin für Arbeit und Soziales, Birgt Fischer, am 1. April 2004, im Kulturhaus Hermann Oberth und im Altenheim "Siebenbürgen" empfangen. Gastgeber waren jedes Mal der Oberbergische Kreis, die Stadt Wiehl und die Kreisgruppe Drabenderhöhe der Landsmannschaft. Vereine aus dem Ort und der Siedlung halfen mit, die Gäste im würdigen Rahmen zu begrüßen.

Etwa 5 000 Siebenbürger-Sachsen haben im Bergischen Land, rund 3 500 allein in Drabenderhöhe, Aufnahme gefunden. Dank der Aufnahmebereitschaft der einheimischen Bevölkerung und mit Unterstützung der damaligen Gemeinde Bielstein, der 1971 entstandenen Stadt Wiehl, des Oberbergischen Kreises, des Landes Nordrhein-Westfalen und der Bundesrepublik Deutschland wurden bis heute in Drabenderhöhe 931 Ein- und Zweifamilienhäuser sowie 241 Mietwohnungen errichtet. Es entstanden Gemeinschaftseinrichtungen wie Kulturhaus, Heimatstube, Jugendheim, Kindergarten, Altenheim. Übergangswohnheim, Schulerweiterungsbau, Turnhalle, Hallenbad, Evangelisches Gemeindehaus sowie Einzelhandelsgeschäfte, Apotheken und Arztpraxen. In den letzten Jahren wurde das Altenheim erweitert, eine Kapelle und der "Turm der Erinnerung" auf dem Gelände des Altenheims gebaut und 2004 eingeweiht.

Drabenderhöhe ist zu einer Stätte der Begegnung und zu einem Mittelpunkt siebenbürgisch-sächsischen Lebens geworden, dessen Ausstrahlung weit über die Stadt Wiehl, den Oberbergischen Kreis und das Land Nordrhein-Westfalen hinausgeht. Gruppen aus dem In und Ausland, darunter auch fast alle Föderationsaustauschgruppen aus Kanada und den USA, waren als Gäste willkommen. Treffen der Heimatortsgemeinschaften und Hochzeiten nach siebenbürgischer Tradition mit bis zu 300 Gästen führen viele Landsleute nach Drabenderhöhe.

Robert Gassner, der "Vater der Siedlung", hatte am 17. Juni 1966 bei der Einweihungsfeier der Siedlung seine Rede mit den Worten: "Wir sind daheim" begonnen. Nach vierzig Jahren können wir Siebenbürger Sachsen von Drabenderhöhe diesen Ausspruch nur bestätigen.

Enni Janesch

(gedruckte Ausgabe: Siebenbürgische Zeitung, Folge 9 vom 31. Mai 2006, Seite 1 und 2)

Schlagwörter: Drabenderhöhe, Jubiläum

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