6. April 2007

Gottfried Röhr verstorben

Gottfried Röhr, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Samuel von Brukenthal“-Vereins in Osterode, lebt nicht mehr.

Geboren wurde Gottfried Röhr 1939 in einer Bauernfamilie im schlesischen Brieg. Das Kriegsende mit Flucht und Vertreibung verschlug die Mutter mit zwei Kindern – der Vater war bereits 1942 gefallen – zunächst in die Fränkische Schweiz und 1950 nach Osterode am Harz. Hier begann Röhr fünfzehnjährig eine kirchliche Verwaltungslehre, arbeitete sich Schritt für Schritt hoch, legte in kurzer Zeit die für seinen Aufstieg nötigen Prüfungen ab und wurde schon im Alter von nur 25 Jahren zum Leiter des örtlichen Kirchenrentamtes berufen, aus dem 1975 das heutige Kirchenkreisamt Osterode hervorging, das Röhr seit dessen Gründung bis zu seiner Entlassung in den Ruhestand im Jahre 2002 geleitet hat.
Mit welch solider Sachkenntnis, kluger Umsicht und christlichem Engagement er seine vielfältigen Aufgaben wahrzunehmen verstand, das bezeugten in ihren Ansprachen bei der Trauerfeier der Osteroder Superintendent i.R. Heinrich Lau und Pastor Dr. Hermann Mahnke. Neben den täglichen Verwaltungsaufgaben hatte Röhr u.a. umfängliche Renovierungsarbeiten an Kirchenbauten in Osterode und Clausthal sowie den Neubau des evangelischen Gemeinde­zentrums am Schlossplatz in Osterode einzuleiten und zu überwachen, widmete sich zudem intensiv den kirchlichen Einrichtungen zur Jugendarbeit sowie zur Suchtberatung und war umfassend in der Diakonie tätig. In allem, was er tat, ließ er sich, so Superintendent Lau in seiner Gedenkrede, von einer noblen Mensch­lichkeit leiten: Nach seinem Verständnis sei kirchliche Verwaltung „Dienstleistung für die Gemeinden“ gewesen, eine Verwaltung, die „nicht Bedenkenträger sein“ dürfe, sondern effektiv „Gemeindearbeit ermöglichen“ müsse. Für seine vielfachen Verdienste um das kirchliche Leben wurde Gottfried Röhr vom Diakonischen Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland mit dem Kronenkreuz in Gold ausgezeichnet.
Friedrich Röhr, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Samuel von Brukenthal-Vereins in Osterode
Friedrich Röhr, langjähriger Vorstandsvorsitzender des Samuel von Brukenthal-Vereins in Osterode
Jenseits von dem, was ihm seine berufliche Stellung an wichtigen Pflichten auftrug, fand Gottfried Röhr zudem immer auch Kraft und Zeit für ehrenamtliche Tätigkeit. Dazu gehörte nicht zuletzt sein hingebungsvoller Einsatz im Trägerverein des Altenheims Siebenbürgen in Osterode. Bei seinem Eintritt 1980 in den Vereinsvorstand galt es zunächst in enger Zusammenarbeit mit dem damaligen Osteroder Bürgermeister Wendlandt, Röhrs Vorgänger im Amt des Vereinsvorsitzenden, die finanzielle Sanierung des Altenheims voranzutreiben, das sich die Jahre zuvor in einem beklagenswerten wirtschaftlichen Zustand befunden hatte. Nachdem die nötigen Geldreserven sichergestellt waren, begannen unter dem Vorsitz von Röhr umfängliche Renovierungs- und Bauarbeiten. Sie setzten 1992 mit dem Neubau von 18 Einzel- und Doppelzimmern ein, kurz darauf erfolgte in den Jahren 1994 und 1995 die bauliche Sanierung des Altbestands an Unterbringungsmöglichkeiten mit durchgehendem Einbau von Nasszellen, vier Jahre später die Sanierung des Eingangsbereichs, dann 2003 der Neubau von weiteren zwanzig pflegegerechten Einzelzimmern, 2005 die bauliche Umgestaltung des zentralen Speise- und Aufenthaltsraums und schließlich 2006 die Sanierung der Außenfassade. Heute stellt sich das Altenheim Siebenbürgen in Osterode als eine helle, freundliche Pflegeeinrichtung für betagte Menschen dar, die allen zeitgemäßen Ansprüchen bestens genügt.
Während dieser aufwendigen Umgestaltung des Hauses hat Röhr sich als Mann von Weitblick und Durchsetzungskraft erwiesen und bei Behörden oder Baufirmen ein Verhandlungsgeschick an den Tag gelegt, das sich glücklich mit seinem trockenen Humor paarte und stets sicher zum Ziel führte. Dabei konnte er sich auch auf seine dynamische Heimleiterin Karin Powering stützen, mit der er ein schier unschlagbares Team bildete, wenn es um die erfolgsorientierte Bewirtschaftung des Hauses ging.
Zusätzlich zu seiner Arbeit für das Altenheim engagierte sich Gottfried Röhr für das Herkunftsland von dessen Gründern: Er war Mitglied des örtlichen Vereins Rumänienhilfe und hat als Vorsitzender des „Samuel von Brukenthal“-Vereins Hilfsgelder für das Altenheim im siebenbürgischen Schweischer locker gemacht.
Wegen einer Krebserkrankung musste er im August vergangenen Jahres das Amt des Vorstandsvorsitzenden in die Hände von Superintendent i.R. Heinrich Lau legen. Trotz Operation und Nachbehandlung jedoch nahm er weiter am Vereinsleben teil und wirkte, zuletzt von der Krankheit sichtlich gezeichnet, beratend an den Erörterungen im Vorstand mit, da ihm Verein und Heim nach wie vor am Herzen lagen. Seine Frau Brigitte hat ihn in der Zeit nach der Erkrankung treu umsorgt. Als die Pflegebedürftigkeit so sehr zunahm, dass fachliche Hilfe nötig wurde, zog sie mit ihm in „sein“ Siebenbürgen-Heim, wo er an ihrer Seite die letzten Tage seines Lebens verbracht hat, bevor er im Krankenhaus dem schweren Leiden erlag. Die Siebenbürger Sachsen haben in ihm einen warmherzigen Freund und Förderer verloren, dessen Leben von engagierter Menschlichkeit getragen war.

Hannes Schuster


Schlagwörter: Nachruf, Altenheime

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