21. November 2010

Tagung der Kulturreferenten schärft Blick für Vereinsarbeit und Regeln

Wenn am gleichen Wochenende in Augsburg der Volkstanzwettbewerb der Siebenbürgisch-Sächsischen Jugend in Deutschland (SJD), die Frauenreferententagung mit Vorführung des Bockelns, die Tagung der bayerischen Kulturreferenten zum Thema Öffentlichkeitsarbeit und die wohl größte private Sammlung von siebenbürgisch-sächsischen Exponaten locken, dann könnte man leicht nervös werden beim Gedanken, was man gerade verpasst!
Dagmar Zink stieg am 30. Oktober bei der Tagung der Kulturreferenten in Leitershofen bei Augsburg sehr direkt ins Referat „Ansprüche an eine professionelle Öffentlichkeitsarbeit“ ein, indem sie anhand einfacher Beispiele erklärte: „Öffentlichkeitsarbeit ist nicht gleichzusetzen mit Reklame oder Werbung!“ Sondern mit Öffnung, Offenheit, aufmachen, sich öffnen, hereinlassen oder Einblick gewähren. „Wenn unser Verband der Siebenbürger Sachsen Öffentlichkeitsarbeit betreibt, so führt uns die implizite Bedeutung des Begriffes zu Öffnung. Das heißt wir sollen unsere Aktivitäten nicht nur für die Siebenbürger Sachsen ausführen sondern uns auch für die einheimische Bevölkerung öffnen!“ Denn was man nicht kennt, macht Angst, grenzt aus. Ein wichtiger Teil der Öffentlichkeitsarbeit ist die Pressearbeit. Die kann aber auch negativ wirken und uns angreifbar machen. Um eine günstige öffentliche Meinung zu schaffen, sollte man z.B. ein Zuviel vermeiden. Wie macht man Öffentlichkeitsarbeit also richtig? Wenn wir uns gegenüber uns selbst öffnen. „Öffentlichkeitsarbeit beginnt bei jedem Mitglied unseres Verbandes dann, wenn jeder nachdenkt und sich darüber klar wird, was er für sich selbst will, wenn er seinen eigenen Standpunkt bezüglich der Vereinsarbeit findet.“

Glaubwürdige Berichterstattung

Öffentlichkeitsarbeit muss halten, was sie verspricht. Ganz wichtig dabei ist, Ziele wie Erhöhung des Bekanntheitsgrades und des Images, Ansprechen neuer Zielgruppen, erfolgreiche Mitgliederwerbung und Förderung des Zusammengehörigkeitsgefühls der Mitglieder anzustreben. Man erreicht diese Ziele durch Kommunikation, die, siehe Pestalozzi, über den Kopf, das Herz und die Hand geschehen soll. Weiter richtete Dagmar Zink ihr Augenmerk auf das Thema Pressetexte und forderte eindringlich, diese kurz und einfach zu halten, wobei sie besonders vor zusammengesetzten Wörtern oder Schachtelsätzen warnt. Eine Pressemitteilung soll max. 30 – 40 Zeilen haben (DIN A4 Seite), eine Pressemeldung nur EINE zentrale Botschaft enthalten. Darin müssen die sechs W enthalten sein: Wer, Was, Wann, Wo, Wie und Warum (es dazu kommt). Des Weiteren wurde über Aufbau, Stil, Wertungen und Zitate, Konjunktiv, Abkürzungen und Fremdwörter gesprochen. Fazit der Anregungen: „Wenn die Siebenbürger Sachsen in Scharen dem Verband beitreten, dann haben wir gute Öffentlichkeitsarbeit geleistet.“
Tagung des Kultur- und Frauenreferates in ...
Tagung des Kultur- und Frauenreferates in Leitershofen bei Augsburg. Foto: Christa Wandschneider

„Siebenbürgen/r im Blickpunkt“

Zusammen mit Peter Szaunig konnte Dagmar Zink, Kulturreferentin in der Kreisgruppe Bamberg und Öffentlichkeitsreferentin des Landesverbands Bayern, einen tiefen Einblick in die Bamberger Veranstaltungsreihe „Siebenbürgen/r im Blickpunkt“ geben, die etwa sieben Mal im Jahr stattfindet und Teil des Kulturprogramms der Stadt Bamberg ist. Im Schnitt werden 40 Besucher verzeichnet (30% „Einheimische“ und 70 % Siebenbürger).

Am Nachmittag schwärmten die Kulturreferenten aus: Sie fieberten mit beim Volkstanzwettbewerb der SJD, bewunderten die Trachten und die Tanzkünste der Gruppen, beglückwünschten die meist jungen Organisatoren und fuhren dann zum Haus von Gerhard Rill, der seine Schätze zeigte, die er in vielen Jahren unter schwierigsten Bedingungen (diese Zeitung berichtete neulich darüber) aus Siebenbürgen gebracht oder geschmuggelt hat.

Fülle sächsischen Volksgutes

Eine überwältigende Fülle sächsischen Volksgutes offenbart Rills außergewöhnliche Verehrung von siebenbürgischer Volkskunst und Gebrauchsgegenständen aus der alten Heimat. Passend dazu gab es am Abend den Vortrag „Aktive Öffentlichkeitsarbeit am Beispiel des Fördervereins Geretsrieder Heimatmuseum e.V.“ von Franz Rudolf, der anhand von Faltblättern und Beispielen über seine vorbildliche Arbeit berichten konnte. Ein geselliger Abend mit Liedern und Beiträgen rundete den eindrucksreichen Tag ab. Fünf Kulturreferenten fuhren noch auf den Ball der SJD und wurden davon überzeugt, dass die Mitglieder der Volkstanzgruppen durchaus in der Lage sind, weitere Tanzstile hervorragend zu praktizieren. Die gute Stimmung im Saal sprach für passende Musik und ausgezeichnete Organisation. Der SJD kann man beruhigt den Nachwuchs des Verbands überlassen!

GEMA und Urheberrecht

Am Sonntag, dem 31. Oktober, standen ganz andere Themen auf der Tagesordnung: GEMA und Urheberrecht. Man ahnte deren Bedeutung und Tragweite, als der Referent Hans-Werner Schuster, der hauptamtliche Bundeskulturreferent des Verbandes, einleitend die Verletzung des Urheberrechts als geistigen Diebstahl bezeichnete, der im Rechtsstaat Deutschland – wie jeder andere Diebstahl auch – geahndet wird. Wobei die Strafen um ein Vielfaches über den normalen Gebühren liegen.

Nachdem er das Urheberrecht von Copyright und Patentrecht abgegrenzt hatte, beleuchtete er es, vom Urheber und Werk ausgehend, näher. Das tat er mit Verweis auf die internationalen und nationalen Gesetzesnormen und mit dem Ziel, das Bewusstsein für deren Sinn und Zweckmäßigkeit zu wecken. Ebenso nachdrücklich betonte er die Verantwortung des Veranstalters (nicht des Akteurs) für alle sich aus dem Urheberrecht ergebenden Fragen.

Den Schwerpunkt seiner Darlegungen legte Schuster auf die Verwertungsrechte und hier wiederum insbesondere auf das Vervielfältigungs-, Vortrags-, Aufführungs- und Vorführungsrecht sowie auf das Recht der öffentlichen Zugänglichmachung.

Sogar ohne Vergütung

Mit Blick auf die Kulturarbeit unseres Verbandes gab er Hinweise auf das, was erlaubt bzw. nicht erlaubt ist, bzw. auf die Umstände, unter welchen es erlaubt ist. Ausgehend von den Schranken, die das Urheberrechtsgesetz dem Urheberrecht setzt, zeigte er jene Fälle auf, in denen vom Urheberrecht geschützte Werke ohne Einwilligung und sogar ohne Vergütung aufgeführt werden dürfen, wie z.B.: Veranstaltungen, die nicht „öffentlich“ sind, „Veranstaltungen der Jugendhilfe, der Sozialhilfe, der Alten- und Wohlfahrtspflege, der Gefangenenbetreuung sowie Schulveranstaltungen, sofern sie nur einem bestimmt abgegrenzten Kreis von Personen zugänglich sind“, Beiträge, die „unwesentliches Beiwerk“ einer Veranstaltung sind usw. Ebenso zeigte er auf, wann vom Urheberrecht geschützte Werke ohne Einwilligung und sogar ohne Vergütung vervielfältigt werden dürfen, wann der Schutz des Urheberrechts aufhört (in der Regel 70 Jahre nach dem Tod des Urhebers) und wann Werke gemeinfrei werden. Zuletzt wies Schuster auch auf jene Urheber hin, die sich zwar nicht des Urheberrechts entledigen können, da es als Persönlichkeitsrecht an ihre Person gebunden bleibt, aber auf sich daraus ergebende Verwertungsrechte verzichten. In diesem Komplex hob er insbesondere die als „public domain“ aufgebaute und über 4 000 Chor-Partituren enthaltende „Choral Public Domain Library“ (CPDL) hervor.

Musikfolge melden

Nicht zuletzt warb der Referent sehr nachdrücklich dafür, bei der GEMA mit der Veranstaltung auch die dabei gespielte Musikfolge zu melden. Denn Gebühren fallen nur für jene Werke an, die von Komponisten/Arrangeuren bei der GEMA gemeldet wurden. Einerseits dürften dadurch geringere Gebühren anfallen, weil nur die wenigsten unserer Landsleute GEMA-Mitglieder sind, andererseits gehen dadurch die Gebühren an jene Urheber, deren Werke sie aufgeführt haben. Es folgte eine Diskussion, in der u.a. das bei Chor-Auftritten verwendete Notenmaterial und die bei Tanzauftritten verwendeten Musik-Einspielungen vertieft und am Einzelfall durchgespielt wurden.

Die Referate von Dagmar Zink und Hans-Werner Schuster können in der Geschäftsstelle abgerufen werden, um genau nachschlagen zu können. Die Tagung hat gezeigt, dass wir im Rechtsstaat noch viel dazulernen müssen, um bei unserer Öffentlichkeitsoffensive nicht in Kostenfallen zu tappen.

Andererseits stellten wir wieder fest, wie bereichernd unsere Gemeinschaft auch auf emotionaler Ebene und im Bereich der Traditionen wirkt: Sie erinnert, bestärkt, beflügelt, erneuert, verändert und ergänzt unsere Erfahrungen und Sichtweisen. Und gibt Kraft für die Arbeit im Verband. Allen Beteiligten gebührt dafür ein herzlicher Dank!

Doris Hutter, Kulturreferentin des Landesverbandes Bayern

Schlagwörter: Kultur, Frauen, Bayern, Tagung

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Neueste Kommentare

  • 21.11.2010, 17:04 Uhr von der Ijel: die wohl größte private Sammlung von siebenbürgisch-sächsischen Exponaten ? Da muss man ja ... [weiter]

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