17. Oktober 2011

Verdienstvoller Ornithologe: Zum 50. Todestag von Hans Salmen

Hans Salmen kommt das große Verdienst zu, die von zahlreichen Ornithologen von 1778-1955 veröffentlichten Forschungsergebnisse über die Vogelwelt Siebenbürgens erstmals in seinem Werk „Die Ornis Siebenbürgens“ zusammengefasst zu haben. Mit dieser als Typoskript hinterlassenen umfangreichen Arbeit, die 1980/1982 von Heinz Heltmann, Werner Klemm und Ernst Schüz in zwei Bänden herausgegeben wurde, lag erstmals nicht nur eine vollständige Abhandlung über die Vogelwelt Siebenbürgens vor, sondern dieses Werk ist zusätzlich auch die erste regionale Avifauna Rumäniens.
Hans Salmen wurde am 6. Mai 1896 in Bukarest als zweiter Sohn des Lehrers Friedrich Salmen und dessen Ehefrau Johanna, geborene Fro­nius, geboren. Die Volksschule besuchte er in Bu- karest, das Gymnasium in Mediasch (1906-1911) und in Kronstadt (1911-1914). Nach der Matura begann er im Herbst 1914 sein Studium an der k.u.k. Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt, das er kriegsbedingt schon im August 1915 als Leutnant beendete. Anschließend nahm er als solcher bis Anfang November 1918 am Ersten Weltkrieg teil. Ende November kehrte er zu seinen Eltern nach Kronstadt heim und leistete als Oberleutnant seinen weiteren Militär­dienst zunächst in der ungarischen Armee und seit Februar 1919 in der rumänischen Armee. Im Sommer 1920 beantragte er in Bukarest seine Demission, die ihm als Hauptmann Ende 1920 bewilligt wurde. Von 1921 bis 1931 war er als Kassier in der Banca Românească in Kronstadt angestellt. Die gleiche Tätigkeit übte er von Juli 1931 bis zum 24. August 1944 als Beamter in der Tuchfabrik Scherg ebenfalls in Kronstadt aus.

Hans Salmen (1897-1961) ...
Hans Salmen (1897-1961)
Seit 1923 erforschte Salmen in seiner Freizeit intensiv die Vogelwelt Kronstadts und seiner Umgebung. Die für seine wissenschaftlichen Untersuchungen von ihm erlegten Vogelarten ließ er vom namhaften zoologischen Präparator Ernst Hausmann in Batschendorf (Baciu) bei Kronstadt präparieren und begann damit seine Vogelsammlung aufzubauen. Der Empfehlung seines künftigen Lehrmeisters Hausmann folgend, zeichnete Salmen seine ornithologischen Beobachtungen regelmäßig und äußerst genau auf. Während eines dreiwöchigen Aufenthaltes im Juni 1928 im Ungarischen Ornithologischen Institut in Budapest konnte er sein Wissen über die Vogelwelt Siebenbürgens wesentlich vertiefen. Seit dieser Zeit wurde er von diesem Institut laufend um Übersetzungsarbeiten aus dem Ungarischen ins Deutsche für die Institutszeitschrift „Aquila“ gebeten. Im Winter 1928/29 markierte Salmen erstmals Meisenarten in Kronstadt mit Ringen des Ornithologischen Instituts in Budapest und begann Artikel über den Vogelschutz und die Winterfütterung der Vögel in der Kronstädter Zeitung zu veröffentlichen. 1929 ernannte ihn das Budapester Institut mit Urkunde zu seinem ständigen Beobachter. Seit 1937 gehörte Salmen zum Museumskreis des Burzenländer Sächsischen Museums in Kronstadt und war an der danach hier erfolgten sachgemäßen Aufstellung der Vogelabteilung maßgeblich beteiligt. Seine Vogelsammlung war im Sommer 1944 auf 309 Exemplare gewachsen.

Der Frontwechsel Rumäniens am 23. August 1944 unterbrach sowohl den normalen Lebensablauf als auch die Forschungstätigkeit von Salmen schlagartig. Durch die sich nun einstellenden tragischen Ereignisse und allgemeine Unsicherheit sah sich Familie Salmen veranlasst, Kronstadt zu verlassen. Nur mit Handgepäck und in der Hoffnung, bald wieder heimkehren zu können, traten sie am 26. August 1944 die Flucht und die mit vielen Schwierigkeiten verbundene Pilgerfahrt nach Westeuropa an. Erst im Sommer 1946 gelang es ihnen schließlich, eine Bleibe in Linz an der Donau zu finden, nachdem Hans Salmen als kaufmännischer Angestellter der Österreichischen Stickstoffwerke hier arbeiten konnte.

Schon in Kronstadt hatte er das Fehlen eines Buches über die Vogelwelt Siebenbürgens als großen Mangel empfunden. Darum begann er in Linz alsbald mit der Fertigstellung seiner Lebensarbeit „Die Ornis Siebenbürgens. Beiträge zu einer Monographie der Vogelwelt dieses Landes“, die er im Frühjahr 1958 abschließen konnte. Bemüht um die Drucklegung seines 1423 Seiten umfassenden Typoskriptes, wandte er sich an die namhaften Ornithologen Prof. Dr. Günther Niethammer in Bonn und an Prof. Dr. Ernst Schüz in Ludwigsburg und bat diese um die Beurteilung seines Werkes. Diese bestätigten ihm den großen fachlichen Wert seiner „Ornis“, allerdings müsste für den Druck sein Text wesentlich gekürzt werden. Folglich machte er sich gleich an die ihm empfohlene Umarbeitung seines Typoskriptes. Bevor er jedoch sein Vorhaben vollenden konnte, starb Salmen am 15. September 1961 nach einer Gallenoperation in Linz. Leider war es ihm nicht vergönnt, die Veröffentlichung seines Werkes zu erleben.

Schließlich war es Prof. Schüz, der sich seit 1976 für die Herausgabe der Salmenarbeit einsetzte und diesbezüglich mit dem Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde (AKSL) in Gundelsheim in Verbindung trat. Dank der Unterstützung von Dr. Ernst Wagner kam man 1979 schließlich überein, das nur unwesentlich gekürzte Typoskript in zwei Studia-Trasylvanica-Bänden (8/I, II) zu veröffentlichen. Nachdem die notwendigen Kopien des Typoskriptes für die Umarbeitung des Textes vorhanden waren und die Finanzierung des Drucks weitgehend geklärt war, begannen die Herausgeber (Heinz Heltmann, Werner Klemm und Ernst Schüz) mit der Erstellung der endgültigen Textform. Mit der Verbindung zum Böhlau Verlag Köln und der ­Erstellung der Druckvorlagen beauftragte Dr. Wagner H. Heltmann, als Leiter der Sektion Naturwissenschaften des AKSL. Im Herbst 1980 erschien der I. Band der „Ornis Siebenbürgens“ von Hans Salmen (454 Seiten, elf Abbildungen). Außer dem allgemeinen Teil dieses Werkes wurden in diesem Band 170 in Siebenbürgen vorkommende Vogelarten behandelt. Im September 1982 erschien der II. Band ebenfalls im Böhlau Verlag. Darin werden die restlichen 165 Vogelarten Siebenbürgens ausführlich beschrieben. Diesen Band beschließen ein synoptisches Ortsnamenverzeichnis und ein ergänztes Literaturverzeichnis (1045 Zitate). Der II. Band umfasst 488 Seiten und 6 Karten. Der Gesamtumfang beider Bände beläuft sich auf 942 Seiten.

In zahlreichen Besprechungen lobte die ornithologische Fachpresse die Herausgabe der von H. Salmen verfassten „Die Ornis Siebenbürgens“ als „bleibende Leistung“ des Autors mit Bewertungen wie: „eine empfindliche Quellenlücke wird geschlossen“, „ein Dokument von großem Wert“, „eine äußerst sorgfältige und wertvolle Materialsammlung“ u.a. Anerkennung fand Salmens Werk nicht nur in deutschen, sondern auch in vielen ausländischen Fachzeitschriften.

Dr. Heinz Heltmann

Schlagwörter: Porträt, Naturwissenschaften, Ornithologie

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