23. Februar 2012

Die Elektrifizierung in Rumänien vorangebracht

„Un om între oameni“ (Ein Mensch unter Menschen) betitelte der ehemalige Baustellenleiter und spätere Chefingenieur und Technische Direktor Ioan Mărgineanu seinen Artikel in einer rumänischen Zeitung über Karl Peter Kroner, Elektromonteur-Meister beim Betrieb „Electromontaj“ in Hermannstadt. Kroner, ein hochgewachsener Mann mit starkem Charakter, geachtet und geschätzt in der Familie und am Arbeitsplatz, war von 1950 bis zu seiner Ausreise in die Bundesrepublik im Jahr 1980 im erwähnten Betrieb tätig. Er hat unter schwierigen Bedingungen einen wertvollen Beitrag zur Energieverteilung und Elektrifizierung in Rumänien geleistet.
Karl Peter Kroner ist am 12. Oktober 1921 in Heltau geboren. Parallel zu seiner Ausbildung auf der Höheren Gewerbeschule in Hermannstadt war er Lehrling beim dortigen Elektrizitätswerk HEW, wo er sich das nötige Fachwissen mit Ehrgeiz und Fleiß aneignete und nach seiner Ausbildung bis 1939 als Monteur arbeitete. Im März 1939 kam er nach Deutschland, arbeitete anfangs bei der Firma „Rudolph Günther“ in Chemnitz und 1940 bis 1942 bei BBC (Brown Boveri) in Mannheim. Vom Krieg nicht verschont, machte er 1942 eine militärische Ausbildung, wurde an die Ostfront eingezogen, kehrte 1945 wieder heim und wurde dann gleich zur Wiederaufbauarbeit nach Russland deportiert, von wo er erst 1949 wieder nach Hause kam. Von 1949 bis 1950 war Karl Kroner als Elektromonteur in einer Heltauer Textilfabrik beschäftigt.

Karl Peter Kroner (12.10.1921-1.9.1998) ...
Karl Peter Kroner (12.10.1921-1.9.1998)
Aus der Ehe mit Selma geb. Ruck gingen zwei Kinder hervor, Karl-Peter (von Beruf Unternehmensberater, lebt in Böblingen) und Renate.

1950 wechselte er zur Firma „Electromontaj“ nach Hermannstadt. Ab dieser Zeit waren eigentlich die Baustellen sein Zuhause. Kroner war fast im ganzen Land bei der Montage von Trafostationen, Umspannwerken und Schaltanlagen im Hochspannungsbereich tätig und hat durch seine Fachkenntnisse, seine organisatorischen Fähigkeiten und Disziplin, aber auch viel Verständnis für die Probleme und Anliegen der Arbeiter maßgeblich zum Ansehen des Betriebes beigetragen. Das brachte ihm Respekt und Anerkennung ein seitens der Mitarbeiter, der Firmenleitung und der Bukarester Zentrale, dem „Trustul Electromontaj“, dem die fünf Betriebe der Branche im Land untergeordnet waren.

Im Juli 1959 fuhr ich mit einem Kollegen mit der Eisenbahn von Hermannstadt zu unserer ersten Baustelle, der Trafostation Ferdinandsberg (Oțelul Roșu). Kroner war zu der Zeit in Temeswar. Er wurde von der Betriebsleitung immer auf die Baustellen geschickt, wo Fertigstellungs- und Inbetriebnahmetermine eingehalten werden mussten. Wer bei einer solchen Arbeit dabei war, war von seinen Fähigkeiten bald überzeugt. Viele Siebenbürger Sachsen und Landler haben gemeinsam mit rumänischen Kollegen mit Meister Kroner als Elektromonteure jahrelang Trafostationen und Umspannwerke von bis zu 400000 Volt gebaut.

Kroners wichtigste Baustelle war zweifellos das Umspannwerk neben dem Wasserkraftwerk 1 an der Donau beim „Eisernen Tor“. Auch andere große Trafostationen, Umspannwerke und Schaltanlagen wurden unter seiner Führung gebaut oder vergrößert. So waren es etliche in Hunedoara und im Kreis Hunedoara wie Pestiș, Hăjdat, Mintia oder andere wie die Trafostationen bei Curtea de Argeș, Urechești, Mühlbach am Piener Weg, Odorhei, Moldova Nouă an der Donau, nicht zu vergessen das Umspannwerk von Hermannstadt, neben dem Betrieb „Independența 2“.

Hohen Respekt zollte ihm die Betriebsleitung für seinen Einsatz beim Transport der großen 100 bis 300 Tonnen schweren Transformatoren, die mit Spezialwaggons der Eisenbahn in die den Anlagen nahegelegenen Bahnhöfe gebracht wurden. Dort wurden sie von Kränen der Eisenbahn auf große Tieflader verladen und von starken Zugmaschinen an Ort und Stelle auf das vorbereitete Fundament gezogen.

Besondere Aufmerksamkeit widmete Kroner dem Arbeitsschutz. Wir müssen dankbar sein, dass wir von schweren Unfällen verschont geblieben sind. Der Verfasser schreibt diese Zeilen im Namen aller ehemaligen Arbeitskollegen, die Karl Kroner gekannt und gemeinsam mit ihm einen wesentlichen Beitrag zur Energieverteilung und Elektrifizierung in Rumänien unter sehr schwierigen Bedingungen geleistet haben. Am Bau von Trafostationen und Umspannwerken haben außer vielen rumänischen und ungarischen Kollegen mitgewirkt: Hans Greger sen., Michael Frank, Michael Guist, Hans Sitterli, Hans Haas, Wilhelm Breit, Alexander Papp, Hans Bottesch, Michael Bottesch, Erwin Krasser, Robert Schaser, Ernst Schwarz, Hans Schuster, Ing. Ortwin Müller, Ernst Herbert, Horst Bonfert, Rudolf Schuster, Helmut Schulz, Alfred Schulz, Michael Engleitner, Johann Schropp, Mathias Schunn, Horst Bottesch, Martin Kirr, Harald Schmidt, Hans Rechert, Ing. Wolfgang Fleischer, M. Krestel, H. Ölschlager, J. Schönborn, Richard Keusch, W. Spielhaupter und die Kran- und Hebebühnenführer H. Buchholzer und Rudi Freitag. Unter oft noch extremeren Bedingungen als die Monteure der Trafostationen mussten die Kollegen arbeiten, die die Hochspannungsmasten aufgestellt und die Freileitungen gespannt oder Hochspannungskabel verlegt haben (insbesondere bei Überlandleitungen), oft durch schwer zugängliches Gelände in den Bergen oder bei Überquerungen von Flüssen wie dem Alt und sogar der Donau nach Jugoslawien und Bulgarien. Außer vielen rumänischen Kollegen haben an Überlandleitungen gearbeitet: Fritz Müller, Hans Müller, Josef Klein, Martin Schenker, Toni Weidinger, Karl Schenker, Michael Engelhuber u.a.

Karl Kroner machte aber auch mit, wenn wir mal eine Unterhaltung geplant hatten. Dann trafen wir uns mal in Bulkesch bei den Kollegen Fritz Reckert oder Michael Zikeli, mal in Hermannstadt, Heltau, Großau und zuletzt in Landsberg am Lech. In bester Erinnerung geblieben ist uns eine Feier in Hunedoara, wo wir uns mit Monteuren einer deutschen Firma unterhielten, die im Walzwerk auf Montage waren.

Kroner war noch bis zu seiner Ausreise nach Deutschland 1980 bei derselben Firma tätig. In Deutschland bewarb er sich im Alter von fast 59 Jahren bei Brown Boveri (BBC) in Stuttgart, wurde übernommen und war dort bis zum Rentenbeginn tätig. Er starb am 1. September 1998 im Alter von 76 Jahren und wurde am 7. September 1998 auf dem Waldfriedhof in Böblingen beerdigt. Wer heute in Rumänien an solchen Energieanlagen wie Mintia bei Deva oder Hermannstadt vorüber fährt, der möge daran denken, dass zu deren Errichtung auch die Elektromonteure aus den Reihen der Siebenbürger Sachsen, Landler und Banater Schwaben beigetragen haben.

Michael Liebhart

Schlagwörter: Technik, Heltau, Hermannstadt

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