8. Mai 2012

Bildvortrag "Auf den Spuren des Deutschen Ordens" in Drabenderhöhe

Einen Bildvortrag zum Thema „Auf den Spuren des Deutschen Ordens vom Heiligen Land ins Baltikum“ hielt Manfred Huber kürzlich im Literaturkreis in Drabenderhöhe. Den Vortrag begann er mit der Geschichte der Kreuzzüge und Mönchsorden.
Bernhard von Clairvaux lieferte 1096 die theologische Erklärung für die Notwendigkeit der Kriegszüge. Nach anfänglichen Misserfolgen gelang es dem Kreuzfahrerheer mit Hilfe der Ritter , im Juli 1099 Jerusalem zu befreien. Die nach dem ersten Kreuzzug entstandenen christlichen Staaten im Orient blieben jedoch bedroht. Zu ihrer Unterstützung wurden Ritterorden gegründet und weitere Kreuzzüge unternommen. Als dritter nach den Templern und Johannitern entstand gegen Ende des 12. Jahrhunderts der Deutsche Ritterorden. Anhand von historischem Bildmaterial und Karten erläuterte der Referent das Netzwerk des Ordens zur Versorgung und Pflege der Kreuzfahrer sowie den Alltag der Ritter. Ihre Regeln waren mehrsprachig, ethnische Begrenzungen gab es nicht. Die Ritterbrüder stammten überwiegend aus deutschen Landen. Das Oberhaupt des Ordens war der Hochmeister.

Maßgeblich für die spätere Machtstellung des Ordens war die Konstellation Kaiser Friedrich II. (der Staufer), Papst Innozenz III. und der 4. Hochmeister Hermann von Salza. Während Innozenz III. dem Deutschen Ritterorden die Regeln der beiden älteren Orden verlieh, verfolgte Hermann von Salza eine autonome Territorialpolitik, die beispielsweise im Burzenland zur Anwendung kam. Sie scheiterte allerdings am Widerstand des ungarischen Königs Andreas II. Der Orden musste unter gewaltsamem Druck das Burzenland verlassen.

Nach der kurzen Episode im Burzenland zog der Ritterorden Richtung Baltikum. Herzog Konrad von Masovien rief ihn 1226 zur Bekämpfung der heidnischen Pruzzen ins Land und übertrug ihm das Kulmer Land. Kaiser Friedrich II. ermächtigte den Orden zu eigener Herrschaft im Ordensland. Zunächst überschritt eine kleine Ritterschar die Weichsel und gründete Thorn. Dann wurden Burg und die Stadt Kulm erbaut, wonach die Städte Elbing und Marienwerder sowie im weiteren Umkreis Dörfer mit deutschen Bauern folgten.

Komtureien führten eine straffe Aufsicht über die Städte und Dörfer ihres Bezirks. Der Referent belegte mit Bildern die wirtschaftliche Effizienz des Ordensgebietes. Es kam aber auch zu Kriegszügen, die der gewaltsamen Missionierung und Kolonisierung der Pruzzen und Slawen dienten. Zur Krise kam es aber erst nach der Niederlage des Ordens im Kampf gegen Polen-Litauen in der Schlacht bei Tannenberg/Grunwald 1410. Plakate verdeutlichten am Beispiel Tannenberg/Grunwald den deutsch-polnischen Konflikt im 19. Jahrhundert bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs und darüber hinaus. Erst seit dem Zustandekommen der deutsch-polnischen Schulbuchkommission 1974 hat sich eine Annäherung der nationalen Interpretationsmodelle ergeben.

Manfred Huber ließ Städte wie Danzig, Königsberg u. a. Revue passieren, führte die Zuschauer über die Heerstraße der Ordensritter durch die Kurische Nehrung und nach Memel, vorbei am Ferienhaus Thomas Manns und entlang der Bernsteinküste. Im protestantischen Lettland mit Riga und Wenden ist deutsche Geschichte immer noch präsent. Beendet wurde der Vortrag mit einer Rückbesinnung auf das Schicksal der Baltendeutschen, die schon vor dem Zweiten Weltkrieg „Heim ins Reich“ mussten. Dass die baltischen Länder ihre Eigenart bewahren konnten, verdanken sie nicht zuletzt dem europäischen Erbe, wobei das Phänomen Deutscher Orden eine beachtliche Rolle gespielt hat. Das Publikum bedachte den Referenten für die beeindruckende Präsentation mit überwältigendem Beifall.

Johann Seiler

Schlagwörter: Deutscher Orden, Burzenland, Drabenderhöhe

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