28. Januar 2013

Hermannstädter Miniaturen in Landshut

Am Nachmittag des 25. November 2012 erlebten die zahlreich erschienenen Gäste im Gemeinderaum der evangelischen Erlöserkirche Landshut eine Lesung der besonderen Art. Mit herzlichen Begrüßungsworten durch Pfarrer Christian Reich an Dagmar Dusil, die einzelne Kapitel aus ihrem jüngsten Buch „Hermannstädter Miniaturen“ präsentierte, erinnerte Pfarrer Reich an die Vergangenheit der Stadt am Zibin, die vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit als bedeutendste Stadt zwischen Wien und Konstantinopel galt.
Sicher war es auch der bedeutende Geburtsort Dagmar Dusils, der die mannigfaltigen Erinnerungen und Inhalte dieser herrlichen Miniaturen speicherte. Hermannstadt ist auch Geburtsort beider weiterer Protagonisten dieses Abends, der Organistin und Pianistin Ilse Maria Reich und des Baritons Christoph Reich, die mit viel Einfühlungsvermögen die musikalische Umrahmung der Lesung mit Liedern von Schubert, Schumann und Georg Meyndt gestalteten. So kam es zu einer tief berührenden schöpferisch-künstlerischen Symbiose, innerhalb derer die Zuhörer in einen Bann auflebender Erinnerungen gebracht wurden, worin ein Stück Heimat, ein Stück Geschichte einer bedeutenden Stadt zu einem erschütternden eigenen Erlebnispotenzial im Heute und Jetzt wachgerüttelt wurde.
Literarisch-musikalischer Abend in Landshut mit ...
Literarisch-musikalischer Abend in Landshut mit (von links) Ilse Maria Reich (Klavier), Christoph Reich (Bariton) und der Autorin Dagmar Dusil. Foto: Christian Reich
Das Publikum erlebte eine erste Hermannstädter Miniatur, worin Dagmar Dusil in stimmlich klarer, ausdrucksintensiver Sprache die Inhalte von „Lebensrahmen“ vorlas: „Ich habe meinen alten Rahmen aufbewahrt. Er trägt die Patina der Zeit. In Augenblicken der Stille verschwinde ich in diesem Rahmen, der brüchig ist, das R und das H herausgefallen sind. So bleibt von meinem ersten Lebensrahmen AMEN übrig.“ Hierzu erklang das Lied „Das Glück“ von G. Meyndt. Bei der beeindruckenden Miniatur „Die Augen der Stadt“ ergänzte als kurzes Intermezzo das Lied „Allnächtlich“ von R. Schumann die einmalig geschilderte Atmosphäre. „Das Generalloch“ als ein nie endender Treffpunkt für verliebte Paare erhielt als musikalische Ergänzung das „Liebeslied“ „Von ungefähr“ von G. Meyndt. Es folgten die beiden sich stets übertreffenden Miniaturen „(M)ein Hermannstadt (...) „An den Harteneck-Türmen entlang gehen, wo im Sommer die Wandergesellen ihre Arbeit zur Schau stellen. Ein Hermannstadt“, ergänzt mit R. Schumanns „Hör ich das Liedchen“. Abschließend las Dusil die tief schürfende Miniatur „Spuren“, deren Eindruck durch Schuberts Lied „Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus“ intensiviert wurde.

Somit klang ein emotional und geistig tief beeindruckender literarisch-musikalischer Abend innerhalb beglückender wie sehnsuchtsvoll geladener Erinnerungen aus. Reichhaltiger Applaus für die Autorin und die gefühlvolle musikalische Untermalung der Interpreten, die als gebürtige Hermannstädter in harmonischem Trio ihrem Abstammungsort eine innige, teilweise mit Tränen begleitete Reverenz erwiesen.

Peter Szaunig

Schlagwörter: Lesung, Musik, Landshut

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