21. November 2013

Das Projekt "Genealogie der Siebenbürger Sachsen" hautnah

Auf dem Heiligenhof stand das 11. Seminar vom 4.-6. Oktober 2013 unter dem Motto „Das Projekt ,Genealogie der Siebenbürger Sachsenʻ hautnah. Tage der offenen Tür“, zu dem alle siebenbürgischen Genealogen eingeladen worden waren, um sie mit dem Projekt vertraut zu machen und zum Mitmachen anzuregen.
Nach dem gemeinsamen Abendessen begrüßte die Projektleiterin Jutta Tontsch alle Teilnehmer, unter ihnen insbesondere die zahlreichen Gäste sowie die Genealogen des Burzenlandes. In der traditionellen Vorstellungsrunde gaben die Anwesenden auch einen kurzen Einblick in ihre bisherige genealogische Tätigkeit.

Der Samstag begann mit der Mitarbeiterversammlung, bei der auch die Gäste willkommen waren. Jutta Tontsch berichtete, seit Oktober hätten 55 Personen einen Antrag auf Projektmitarbeit gestellt. Von ihnen werden 58 siebenbürgische Orte bearbeitet. Frau Tontsch forderte Mitarbeiter und Gäste auf, Werbung für das Projekt zu machen, z.B. bei den Heimatortsgemeinschaften und verschiedenen Treffen. Neben der Förderung intensiver Zusammenarbeit unter den Mitarbeitern bemühe sich das Leitungsteam auch um die Kontaktpflege zu den Förderern des Projektes. Die Kassenwartin Ilse Welther berichtete, inzwischen seien einige Spenden für das Projekt beim AKSL eingegangen.
Teilnehmer des elften Genealogieseminars in Bad ...
Teilnehmer des elften Genealogieseminars in Bad Kissingen. Foto: Anneliese Vater
Um den Gästen Gelegenheit zu geben, zwischen unterschiedlichen Themen zu wählen, folgten drei Parallelvorträge: „Aspekte zur Erforschung der Deportation der Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion – Sammlung der Daten“ von Dr. Renate Weber, „Das Genealogische Archiv in Gundelsheim. Arbeiten mit dem Katalog (KGA)“ von Jutta Tontsch und eine „Einführung in das Programm Gen_Pluswin“ von Gisbert Berwe.

Einleitend sprach Renate Weber über die Studien zur Erforschung der Deportation der Siebenbürger Sachsen in die Sowjetunion 1945-1949, die 1995 als dreibändige Publikation erschienen. Ein Teil dieses Forschungsprojekts war die möglichst vollständige Erfassung der Daten aller Deportierten, darunter Name, Geburtsdatum, Beruf, Arbeitslager, Entlassungs- bzw. ­Todesjahr. Dafür wurden Erhebungsbögen entworfen und Vertretern aller siebenbürgisch-sächsischen Gemeinden zugesandt. Mithilfe von Archivmaterial der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien konnten zusätzliche Informationen beschafft werden. Aus dem so gewonnenen Material ergab sich eine Gesamtzahl von 30336 deportierten Siebenbürger Sachsen, von denen 3076 die Deportation nicht überlebt haben. Da diese Erhebungsbögen mit den erwähnten Angaben für die Genealogen besonders bedeutsam sind, wurden sie bereits vor zwei Jahren gescannt und den Projekt-Mitarbeitern zugänglich gemacht.

Jutta Tontsch stellte anhand einer PowerPoint-Präsentation zuerst das Siebenbürgische Institut in Gundelsheim mit dem Nachlass-, Bild- und Tonarchiv vor. Die siebenbürgische Bibliothek, die sich im Schloss Horneck befindet, bildet mit ihren 80000 bibliographischen Einheiten die größte Transylvanica-Sammlung westlich von Budapest. Das Genealogische Archiv ist für die Mitarbeiter des Projektes eine Fundgrube von Daten und Dokumenten. Ahnenpässe, Ahnentafeln, Ahnenlisten, Stammlisten und viele weitere Unterlagen aus Spenden einzelner Siebenbürger Sachsen stehen Forschern und Interessenten zur Verfügung. Sie erklärte Begriffe und Abkürzungen aus dem Katalog des Genealogischen Archivs (KGA) und wie man mit diesem Katalog und der dazugehörigen Familienliste arbeitet.

Weitere Parallelvorträge folgten am Nachmittag: „Auswanderer aus Siebenbürgen nach Amerika – Passagierlisten als genealogische Quellen“ von Jutta Tontsch und „Die Arbeit an der Honterusdatei“ von Bernd Eichhorn. Daneben gab Gisbert Berwe die Gelegenheit, weitere Eingabemöglichkeiten in Gen_Plus kennenzulernen.

Im Vortrag von Jutta Tontsch erfuhren die Zuhörer Allgemeines über die siebenbürgischen Auswanderer in die USA: Mit PowerPoint zeigte sie Fotos, Grafiken und Karten und berichtete von drei Auswanderungswellen sowie darüber, wann, weshalb, wie und wo unsere Landsleute sich in Amerika niederließen. Sie stellte Passagierlisten der Auswandererschiffe vor, die für unsere Projektarbeit eine wichtige Quelle sind, denn sie enthalten viele genealogische Angaben bis hin zu Körpergröße und Haarfarbe. Jutta Tontsch machte auf die von Monika Ferrier erstellte Liste siebenbürgischer USA-Auswanderer aufmerksam, die im Internet unter [url=http://siebenbuergen-institut.de/fileadmin/user_upload/pdf_ dateien/usa_auswanderer2011.pdf]http://siebenbuergen-institut.de/fileadmin/user_upload/pdf_ dateien/usa_auswanderer2011.pdf[/url] zu finden ist.

Bernd Eichhorn erklärte in seinem Vortrag, wie er die Datei der Honterusnachfahren aufgebaut hat und wie sie für die neue Software TNG bereinigt wurde. In der aktuellen Projektphase ist es wichtig, dass alle Personen zumindest ein Geburts- oder Taufdatum haben. Wo in den vorhandenen Quellen diese Daten fehlen, sollten geschätzte Datumswerte eingetragen werden. Anhand von Beispielen aus der Honterusdatei erläuterte er diese Vorgehensweise.

In einem für alle Anwesenden wichtigen und interessanten Vortrag von Dr. Dietmar Gärtner ging es um die „Software für eine zentrale Datenhaltung der Genealogie der Siebenbürger Sachsen“. Dietmar Gärtner erklärte zwei unterschiedliche Konzepte: einerseits die lokale Datenerfassung, bei der jeder Mitarbeiter die Daten auf seinem PC bearbeitet und nur er Zugriff darauf hat; andererseits die Datenhaltung auf einem zentralen Server, auf den auch mehrere Mitarbeiter gleichzeitig zugreifen können. Unser Projekt macht sich beide Konzepte zunutze: Die Daten der Mandanten werden mit dem Programm Gen_Plus auf dem eigenen Rechner eingegeben und in regelmäßigen Abständen in das Serverprogramm TNG übertragen. Es folgte die Präsentation der wichtigsten TNG-Funktionen und wie sie von den Mitarbeitern verwendet werden können. Zurzeit sind die Genealogien von 20 mittleren und kleineren siebenbürgischen Ortschaften sowie die Kronstädter Honterusdatei mit insgesamt mehr als 100000 Personen auf diesem Server enthalten. Die Ortsgenealogien sind zurzeit nur für Mitarbeiter des Projekts zugänglich, die ihre Daten für TNG zur Verfügung gestellt haben.

Die Zeit nach dem Abendessen wurde für Diskussionen genutzt. Ein Thema war die Frage nach der komplizierten Beseitigung von Dubletten, doppelt eingegebenen Personen. Dazu wird Gisbert Berwe beim nächsten Seminar im März 2014 eine Anleitung geben.

Der Sonntag begann wie gewohnt mit der von Dr. Christian Weiss gehaltenen Morgenandacht. Nach einer Diskussion über Anregungen aus dem Teilnehmerkreis sowie die nächsten Schritte zog Jutta Tontsch in der abschließenden Zusammenfassung der Tagung Bilanz. Sie freute sich über die lockere Atmosphäre, die von den insgesamt 60 Teilnehmern mitgestaltet und bestätigt worden sei. Eine Reihe von Teilnehmern hätte einen Mitarbeiterantrag gestellt, sodass die Mitarbeitertabelle in Kürze aktualisiert werden könne. Im Namen des Leitungsteams betonte sie die Notwendigkeit der Werbung für unser gemeinsames Anliegen, möglichst alle siebenbürgischen Gemeinden mit sächsischer Bevölkerung in unser Projekt einzubeziehen – das nötige Material ist vorhanden. Dringend gebraucht werden dafür auch Menschen, die alte Handschriften lesen und transkribieren können. Alle Interessenten mögen sich die Termine für die nächsten geplanten Seminare vormerken: 21.-23. März 2014 und 10.-12. Oktober 2014.

Renate Weber

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Elftes Genealogieseminar in Bad Kissingen

Schlagwörter: Genealogie, Bad Kissingen

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