29. Oktober 2015

Ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte ist gemeinsame Geschichte

Das Institut für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte hat sich neu aufgestellt. Seit Ende Juli heißt die am 10. Dezember 1958 gegründete Einrichtung „Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ost-, Mittel- und Südosteuropa e.V.“. Neben inhaltlichen Neuorientierungen sind damit auch personelle und organisatorische Veränderungen verbunden.
An der Spitze steht nun Prof. Dr. Rainer Bendel (51), außerplanmäßiger Professor an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Eberhard Karls Universität Tübingen. Er tritt die Nachfolge des seit 10. Dezember 1983 als 1. Vorsitzender amtierenden Monsignore Dr. Paul Mai an. Mit dem Personalwechsel sind auch der Umzug der Geschäftsstelle von Regensburg nach Rottenburg-Bad Niedernau sowie eine neue Struktur der Geschäftsstelle verbunden.

Die Geschichte des Instituts reicht bis 1951 zurück, damals gründete der Breslauer Diözesanarchivdirektor Prälat Dr. Kurt Engelbert (1886-1967) in Hildesheim mit seinem Bruder, dem Geistlichen Rat Monsignore Josef Engelbert (1891-1969), den „Arbeitskreis für ostdeutsche Kultur- und Kirchengeschichte“.
Veröffentlichungen wie hier der Band 43 der Reihe ...
Veröffentlichungen wie hier der Band 43 der Reihe „Forschungen und Quellen zur Kirchen- und Kulturgeschichte Ostdeutschlands“ gehören zu den Arbeitsbereichen des Instituts. Foto: Markus Bauer
Nach mehreren Umbenennungen und Wechseln der Geschäftsstellen entschied man sich 1958 zur Gründung eines selbstständigen Instituts: Am 10. Dezember 1958 wurde in Königstein/Taunus das „Institut für ostdeutsche Kirchen- und Kulturgeschichte e.V.“ gegründet mit Prälat Dr. Kurt Engelbert als 1. Vorsitzenden. Neben dem Vorstand gibt es einen Wissenschaftlichen Beirat mit beratender Funktion. Die Hauptaufgabe des Instituts ist, so fixiert in der Satzung, „die wissenschaftliche Erforschung und Darstellung der Kirchen- und Kulturgeschichte Mittel- und Ostdeutschlands sowie jener Gebiete Ostmitteleuropas, in denen deutsche kirchliche und kulturelle Einflüsse nachweisbar sind“. Hierzu dienen Fachkräfte, eine Fachbibliothek und wissenschaftliche Forschung. Darüber hinaus gibt das Institut mehrere Periodika heraus und fördert den wissenschaftlichen Nachwuchs durch die Vergabe des „Kardinal-Bertram-Stipendiums“. Diese Aufgaben bleiben auch in Zukunft. Aber es sei nun, so der neue 1. Vorsitzende Prof. Bendel, eine „zeitgemäße und zukunftsorientierte Neuausrichtung“ nötig, d. h. neue Akzente in der inhaltlichen und organisatorischen Arbeit. So favorisiert Bendel interdisziplinäre Kooperationen – etwa mit den Bereichen Musik, Volkskunde und Kunstgeschichte – sowie insgesamt mittelfristige Planungen der Arbeitstagungen und Themen. Konkret stellen sich künftig für das Institut folgende Aufgaben: Dokumentation der religiösen Kultur in den Vertreibungsgebieten; Erforschung öffentlichkeitsrelevanter Themen aus der Integrationsphase; Beantwortung der Frage, wo Vertriebene aus ihrer Herkunft und ihren Erfahrungen in der Vertreibung spezifische, aktuell relevante Kompetenzen erworben haben; „Bürgergesellschaft“ bzw. „Stärkung der Zivilgesellschaft“ – wichtige Bausteine für die Bürgergesellschaft und deren Entwicklung seitens der Heimatvertriebenen; Schaffung einer europäischen Öffentlichkeit.

Dem „Institut für Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in Ost-, Mittel- und Südosteuropa e.V.“ liegt daran, den Wissens- und Erfahrungsschatz der Erlebnisgeneration der Vertriebenen nicht einzufrieren, sondern vielmehr Grundlagen bereitzustellen, damit auch künftige Generationen sich mit ihren Fragen und Horizonten diesem Aspekt der europäischen Geschichte zuwenden können. „Die Kirchen- und Kulturgeschichte der Deutschen in den östlichen und südöstlichen Regionen Europas ist Erfahrungs- und Traditionsschatz für die gesamte Kirche in Deutschland – ostdeutsche Kirchengeschichte ist gemeinsame Kirchengeschichte – und bleibt eine Aufgabe für diese“, fasst Bendel zusammen. Im Jahr 2016 wird sich die dann 53. Arbeitstagung mit dem Thema „Christen und Totalitarismus 1945 bis 1960“ beschäftigen.

Markus Bauer

Schlagwörter: Kirche, Institut, Geschichte

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