15. Dezember 2015

Heinz Ackers „Sonnengesang“ in Heidelberg

Im Vorfeld des großen Klimagipfels in Paris hat das Heidelberger Bildungszentrum Prof. Heinz Acker eingeladen, seine Vertonung des „Sonnengesangs des Hl. Franz von Assisi“ in einem Gesprächskonzert in der stimmungsvollen Kulisse des Heidelberger Klosters Stift Neuburg zu präsentieren. Die bis auf den letzten Platz besetzte Aula des Klosters bot einen stimmigen Rahmen für das interessante Gespräch, das sich zunächst zwischen dem Vorsteher des Klosters, Abt Franziskus Heeremann, und dem Komponisten Acker entspann, die gemeinsam die Textvorlage des Werkes erarbeitet hatten.
Das Gespräch rankte sich um die Gestalt des Papstes, der nicht nur den Namen des Heiligen Franziskus übernommen hat, sondern auch dessen Programm, in seiner Fürsorge um Gottes Schöpfung, so wie das in seinem bekannten Gebet, dem „Sonnengesang“ (Il cantico del sole) so eindringlich zum Ausdruck kommt. „Laudato si“, so beginnt jede Strophe des berühmten „Sonnengesangs“ des Hl. Franziskus und so ist auch die Enzyklika des Papstes Franziskus betitelt, die sich erstmalig mahnend mit den ökologischen Fragen des Umgangs mit Gottes Schöpfung auseinandersetzt, gleichsam als Grundlagenmaterial für die bevorstehende große Klimagipfelkonferenz.

Acker freute sich über die seltsame Konstellation dieser dreifachen Koinzidenz – von Abt Franziskus, Papst Franziskus und dem Heiligen Franziskus – die seiner Vertonung jetzt zugutekam. Den zusätzlichen Aktualitätsschub, den sein Werk durch die Wahl des Papstes und dessen dezidierte Hinwendung zu den Anliegen seines großen Namensvorgängers erhalten wird, konnte Acker nicht ahnen, als er den Franziskustext für die Siebenbürgische Kantorei vertonte. Nun ist es ein Werk geworden, das die dringlichsten Fragen unserer Existenz thematisiert: den verantwortungsbewussten Umgang der Menschheit mit den Ressourcen der Umwelt.

Gespannt folgte man den Ausführungen des Komponisten über Entstehung und Machart des Werkes. Acker stellt dem altitalienischen Originaltext eine deutsche Textfassung gegenüber. Das ergibt dann auch einen musikalischen Kontrast von der Klangwelt der mittelalterlichen Gregorianik, in der sich die Originaltexte bewegen, zu einer zeitgemäßeren Tonsprache, die Acker für die deutschen Textteile sucht. Dabei versteht es Acker, die bilderreiche Sprache des Franziskus in ebenso farbprächtige Klanggemälde umzusetzen. Das zeigte die anschließende Präsentation des Werkes als Wiedergabe der Uraufführung durch die „Siebenbürgische Kantorei“ und ein Instrumentalensemble, die beim Heimattag der Siebenbürger Sachsen zu Pfingsten 2014 in Dinkelsbühl stattgefunden hatte.
Prof. Heinz Acker (rechts) im Gespräch mit Abt ...
Prof. Heinz Acker (rechts) im Gespräch mit Abt Franziskus v. Heereman über die Aktualität der Botschaft des „Sonnengesang“-Gebetes. Foto: Sebastian Acker
Acker hat nun das Werk um eine weitere Dimension bereichert. Parallel zu der Musik lief ein Videoband, in dem man nicht nur den Text mitlesen konnte. Eine beeindruckende Bilderfolge untermalte das Musikgeschehen als farbenprächtige Illustration zu Gottes vielfältiger Schöpfung, die hier in all ihrer Schönheit musikalisch ausgebreitet wird. Franziskus Lobgesang, in dem er alle Elemente der Schöpfung in geschwisterlicher Zuneigung als „Bruder“ und „Schwester“ besingt, wird nun zu Klang- und Farbbildern umgesetzt, die teilweise über die Gebetsworte hinausgehen. Sonne und Mond, Wind und Wetter, Feuer und Wasser entpuppen sich nämlich als genau die Stichworte, die uns heute bei der Klimakonferenz als menschengemachte Katastrophenszenarien aufschrecken und uns in Form von Klimawandel und Erderwärmung, Überschwemmungen und Dürren, von Stürmen und Feuersbrünsten zunehmend bedrohen und aufrütteln, aktiv zu werden.

Beeindruckend auch die letzen Strophen des Gebetes, die wohl auf dem Totenbett des Heiligen (1226) entstanden und die inneren Werte der menschlichen Existenz thematisieren. Mit Klangzitaten des „dies irae“ untermalt Acker hier die Schrecken des Todes, aber auch das Tröstende von Gottes allumfassender Liebe, wie es in dem eingeschobenen Antiphon „Caritas abundat“ der mittelalterlichen Mystikerin Hildegard von Bingen zum Ausdruck kommt. Mit den von Acker und Abt Franziskus hinzugefügten, aufrüttelnden Schlussworten „audite, audite, höret, o höret das Gebet des Heiligen Franziskus …und folget ihm!“, fordert das Werk zu aktivem Handeln auf. So wurde diese Werkpräsentation im abgedunkelten Raum des Klosters nicht nur zu einer beeindruckenden Meditationsstunde von Wort-, Klang- und Bilderlebnissen aus Gottes großartiger Schöpfung, sondern auch zu einem eindringlichen Appell, diese uns anvertraute Welt in ihrer Vielfalt auch für kommende Generationen zu wahren.

Die CD „Sonnengesang des Heiligen Franz von Assisi“ kann für zehn Euro (plus Versand) beim Autor unter Telefon: (0 62 21) 80 84 63 oder E-Mail: heinz.acker[ät]t-online.de erworben werden. Ebenda sind – für den gleichen Preis – auch seine weiteren vokal-sinfonischen Werke erhältlich: die heiteren Stilvariationen über „Ich hab mein Herz in Heidelberg verloren“ und „Carmina selecta“, eine Suite über deutsches Liedgut aus dem Südosten Europas.

Chr. H.

Schlagwörter: Acker, Musik, Kloster, Heidelberg

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