29. Mai 2016

Heimattag: Anton Maly – einmal um die ganze Welt / Präsentation von Frank Höchsmann

In den Bücherschränken des Hermannstädter Bürgertums standen sie oft einträchtig nebeneinander: der auflagenstarke und berühmte Karl May und der Abenteuerschriftsteller Anton Mal mit eher bescheidener Laufbahn. Und doch hatte der in Hadern geborene „Siebenbürger“ seinem Konkurrenten etwas voraus. Während May eher virtuelle Reiseerlebnisse beschrieb, konnte Maly auf eigene Reiseerfahrungen zurückgreifen. Es waren besonders diese Erfahrungen und Erlebnisse, auf die sein Enkel Frank Höchsmann in seinem Vortrag im Ev. Gemeindehaus am 14. Mai anlässlich unseres Heimattages Bezug nahm, dabei tat- und stimmkräftig von seinem Bruder Heinrich Höchsmann (alias Heinrich Heini) unterstützt.
Launig von Doris Hutter, der stellvertretenden Bundesvorsitzenden des Verbandes, vorgestellt, konnten sich die Enkel auf den Spuren ihres Großvaters auf die Reise begeben und das erwartungsvolle Publikum mitnehmen.

In 49 Bildern wurde Malys vierjährige Reise von Wien über Bremerhaven nach Südamerika präsentiert.
Frank Höchsmann bei seinem Vortrag über seinen ...
Frank Höchsmann bei seinem Vortrag über seinen Großvater Anton Maly, dem „siebenbürgischen Karl May“ (hier mit einer südamerikanischen Machete). Foto: Konrad Klein
Besonders überzeugend wurde der Vortrag sowohl durch die wiederkehrenden Verweise auf authentische Objekte (von Sattel und Machete zum Pferdehuf-Aschenbecher) und immer wieder eingeschobenen Zitate aus Anton Malys lyrischem und epischem Werk. Auf Malys Spuren konnte das Publikum „Reiseleiter“ Frank von Argentinien (Buenos Aires, Mendoza) nach Chile, Bolivien, Brasilien, Paraguay und Uruguay folgen, um schließlich weiteres aus dem bewegten Leben des Autors zu erfahren, der 1959 in Planegg seine letzte Ruhe fand.

Die lockere und humorvolle Gestaltung des Vortrags führte zu einer sehr lebendigen Interaktion mit dem Publikum (Doris Hutter nannte das Ereignis „kurzweilig“), das am Ende als „Belohnung“ die Reise durch die Begutachtung der Reiseandenken „erschließen“ konnte, einschließlich einer kleinen Weinprobe eines guten Roten aus dem Mendoza Valley.

Und wer nun Anton Maly tatsächlich auch persönlich kennenlernen möchte: Das Internet bietet die Möglichkeit, in vielen Antiquariaten, die seine Werke führen, fündig zu werden! Jürgen Schlezack

Keine Bange, es wird nicht lange


Unter dieses Motto kann man das eben erschienene schmale Bändchen (ca. 90 Seiten) von Aphorismen, Wortspielen, Palindromen und „Kalendergeschichten“ aus der Feder des „Jungautors“ Heinrich Heini getrost stellen. „Die 100 Seiten des Herrn Siegerius“ vereint 69 kurze Texte von H. H. H., d. h. Heinrich Höchsmann / Hermannstadt, einem Spross der schreibenden Maly-Sippe (siehe Bericht über die Veranstaltung zu Anton Maly beim Heimattages 2016), die weniger tiefes philosophisches Erkenntnis zeigen, sondern vor allem die Lust an Sprache und Sprachspiel bei den Kurzbeobachtungen von Alltäglichkeiten, mit einem Hang zum überspitzten Apercu: „Herr Siegerius beschloss, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. Der Inhalt des rumgereichten Körbchens reichte ihm eine Woche für das Nötigste.“(HS45, S.61)

Bei einer Lesung in Stuttgart im Haus der Heimat am 26. Februar 2016 (diese Zeitung berichtete) war das Publikum höchst amüsiert, denn Herr Siegerius ist ein ganz normaler Mensch in der Art von Brechts Herrn K., der über die Menschen und das Leben, das sie führen, staunt und in dem sich viele Leser wiederfinden können. Und Herr Siegerius ist schließlich dann doch das Alter Ego des Autors, denn „vergeblich leugnete Herr Siegerius seine transsylvanische Herkunft – das mitternächtliche Lachen überführte ihn regelmäßig.“ (HS31, S.43) Es ist zu wünschen, dass Heini weitermacht und sich nicht von seiner Erkenntnis „Am Ende bist du immer gescheiter(t)!“ Bange machen lässt.

Jürgen Schlezack


Heinrich Heini: „Die 100 Seiten des Herrn Siegerius“, Selbstverlag Heinrich Höchsmann München, 2016, ISBN 978-3-7375-9216-1, zu bestellen zum Preis von 10,00 Euro (einschließlich Versand) bei Heinrich Höchsmann, Franz-Schubert-Straße 25, 78333 Stockach, Telefon: (01 75) 1 54 48 67, E-Mail: heinrich.hoechsmann[ät]gmail.com.

Schlagwörter: Heimattag 2016, Dinkelsbühl, Präsentation, Vortrag

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